Versöhnungsgottesdienst 2023 – Menschen wie du und ich am Kreuzweg Jesu
Beschreibung
Versöhnungsgottesdienst 2023 Menschen wie du und ich am Kreuzweg
Freitag, 31. März 2023, 19.00 Uhr, Pfarrkirche Lienz St. Andrä
Ideen teilweise übernommen von: Heinz Großmann, Menschen am Weg. Ein Jugendkreuzweg
Einzug: Vielsaitig: Mutig komm ich vor den Thron – 1. u. 3. Str.
Begrüßung:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch.
Wir feiern Versöhnungsgottesdienst und werden uns bewusst, dass wir auch als sündige Menschen zusammenkommen und zusammenkommen dürfen. Wie wir sind, stehen wir jetzt vor Gott und vor einander. Wir feiern Versöhnungsgottesdienst als Christinnen und Christen der Pfarren unseres Seelsorgeraums Lienz Nord auch im Wissen, dass unter uns Fehler passieren, die uns leidtun.
Lied: Vielsaitig: „Dafür steht das Kreuz“
Einführung:
Am Leiden- und Sterbeweg Jesu stehen ganz verschiedene Menschen. Und diese Menschen, wie du und ich, denken, fühlen und handeln wie du und ich, tun Gutes und werden schuldig wie du und ich. Wir werden jetzt auf einige dieser Menschen genauer hinschauen. Es geht dabei nicht um die exakte Darstellung geschichtlicher Persönlichkeiten, vielmehr sollen an ihnen typenhaft die verschiedenen Facetten menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns augenscheinlich und nacherlebbar werden.
Petrus - Der Feigling: Nein, nein, nein, den kenne ich nicht!
Die Verleugnung durch Petrus (Lk 22,54-62)
Darauf nahmen sie ihn fest, führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohepriesters. Petrus folgte von Weitem. Mitten im Hof hatte man ein Feuer angezündet und Petrus setzte sich zu den Leuten, die dort beieinandersaßen. Eine Magd sah ihn am Feuer sitzen, schaute ihn genau an und sagte: Der war auch mit ihm zusammen. Petrus aber leugnete es und sagte: Frau, ich kenne ihn nicht. Kurz danach sah ihn ein anderer und bemerkte: Du gehörst auch zu ihnen. Petrus aber sagte: Nein, Mensch, ich nicht! Etwa eine Stunde später behauptete wieder einer: Wahrhaftig, der war auch mit ihm zusammen; er ist doch auch ein Galiläer. Petrus aber erwiderte: Mensch, ich weiß nicht, wovon du sprichst. Im gleichen Augenblick, noch während er redete, krähte ein Hahn. Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an. Und Petrus erinnerte sich an das Wort, das der Herr zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
Petrus, der Fels.
Einfach, schlicht, kleinkariert,
ängstlich, feige, kleinmütig,
aufbrausend, rechthaberisch, kleingläubig,
das war Petrus.
Und doch hat dieser Petrus
von Jesus die Vollmacht bekommen,
ihn zu vertreten,
seine Kirche aufzubauen.
Der Große, Starke, Vollkommene
vertraut
auf das Kleine, Schwache Fehlerhaft.
auch heute noch!
Fragen
Wo bin ich ängstlich, feige und ohne Vertrauen?
Sind wir bereit, uns zu Gott, unserem Schöpfer, und zu Jesus zu bekennen?
Stille und dann Gebet
Guter Gott, viel öfter sagen wir nein statt ja.
Wir sind so ängstlich, ohne Vertrauen.
Wir können so schwer ja sagen zu unserem Leben, wie es kommt,
zu unseren Mitmenschen, wie sie uns begegnen, zu uns selbst, wie wir sind.
Lass den Hahn krähen in unseren Herzen, damit wir wie Petrus begreifen:
Unser Nein bringt Tod und Vernichtung.
Doch unser Nein wird aufgehoben durch dein bedingungsloses Ja sind zu uns, zum Leben. Amen.
Ruf (V/A): Herr, erbarme dich, erbarm dich unser, erbarme dich unserer Zeit
Pilatus und das Volk - Ans Kreuz mit ihm!
Die Verhandlung vor Pilatus (Lk 23,13-25)
Pilatus rief die Hohepriester und die anderen führenden Männer und das Volk zusammen und sagte zu ihnen: Ihr habt mir diesen Menschen hergebracht und behauptet, er wiegle das Volk auf. Und siehe, ich selbst habe ihn in eurer Gegenwart verhört und habe an diesem Menschen die Schuld, wegen der ihr ihn anklagt, nicht gefunden, auch Herodes nicht, denn er hat ihn zu uns zurückgeschickt. Ihr seht also: Er hat nichts getan, worauf die Todesstrafe steht. Daher will ich ihn auspeitschen lassen und dann freilassen. Da schrien sie alle miteinander: Weg mit ihm; lass den Barabbas frei! Dieser Mann war wegen eines Aufruhrs in der Stadt und wegen Mordes ins Gefängnis geworfen worden. Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er wollte Jesus freilassen. Doch sie schrien: Kreuzige ihn, kreuzige ihn! Zum dritten Mal sagte er zu ihnen: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient. Daher will ich ihn auspeitschen lassen und dann werde ich ihn freilassen. Sie aber schrien und forderten immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch: Da entschied Pilatus, dass ihre Forderung erfüllt werden solle. Er ließ den Mann frei, der wegen Aufruhrs und Mordes im Gefängnis saß und den sie gefordert hatten. Jesus aber lieferte er ihrem Willen aus.
Pilatus und das Volk.
Ein Mächtiger ohne Macht.
Ein Machthaber, der nichts machen kann,
oder nur das, was das Volk will.
Eigentlich ideal, idealdemokratisch:
das Volk ist der Souverän.
Doch wie ein Mächtiger stets
sich vor Machtmissbrauch hüten muss,
ist das Volk gefährdet,
zur Masse zu werden,
manipulierbar mit Vordergründigkeiten, Egoismen,
Gefühlen, unrealistischen Utopien.
Pilatus und das Volk:
Es geht hier nicht
um Steuererhöhung oder Tempolimit,
es geht um Menschenleben,
um Gottesleben.
Es geht um das Leben.
Ein Mensch, das Volk, die Masse
entscheidet: Ans Kreuz mit ihm!
Fragen
Wo schreien wir mit der Masse mit nur um nicht anzuecken?
Haben wir den Mut, gegen Ungerechtigkeiten und populistisches Gerede aufzustehen?
Stille und dann Gebet
Guter Gott, der Blick für das Richtige und Wichtige ist uns häufig verstellt.
Es ist so einfach, einzutauchen in die große Masse.
Wir sagen, was man sagt, wir denken, was alle denken,
wir jubeln, weil die anderen es auch tun,
wir beten, was man uns vorbetet.
Dabei übersehen wir den Menschen, dabei überhören wir dich.
Denn wir finden dich nicht im stürmischen Jubel,
nicht im brausenden Beifall und im Gröhlen der Masse.
Lass uns feinfühlig und scharfsinnig, weitsichtig und hellhörig werden für dich. Amen.
Ruf (V/A): Herr, erbarme dich, erbarm dich unser, erbarme dich unserer Zeit
Simon von Zyrene - Der Mann von der Straße: Warum gerade ich?
Simon hilft (Lk 23,26)
Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie Simon, einen Mann aus Kyrene, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage.
Ohne mich!
Ich gehöre immer zu den Dummen, die die Arbeit tun.
Jetzt sind auch mal andere dran.
Ich möchte mich auch mal nur bedienen lassen.
Ohne mich!
Ich habe im Augenblick keine Zeit.
Da habe ich etwas Wichtigeres zu tun.
Damit fühle ich mich überfordert.
Wer weiß worauf ich mich da einlasse?
Ich kann mich nicht so langfristig festlegen.
Ohne mich!
Ich lasse mich nicht moralisch unter Druck setzen.
Jeder ist sich selbst der Nächste.
Wozu zahle ich denn Steuern.
Ohne mich!
Mir hilft auch keiner.
Der Mensch ist eben ein Egoist.
Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.
Ohne dich?
Fragen
Wo schaue ich nur auf mich?
Hadere ich oft mit Situationen, wo ich mich benachteiligt und überfordert fühle?
Stille
Gebet
Guter Gott, ich fühle mich oft wie Simon.
Ungefragt, gerade im falschen Augenblick, wenn ich ohnehin schon am Ende bin, wird mir ein Kreuz aufgeladen.
Ich will es nicht, ich kann es nicht tragen.
Warum wieder ich?
Und je mehr ich mich dagegen wehre, je mehr ich es abwerfen, ignorieren, verdrängen möchte,
desto schwerer drückt es.
Lass mich sein wie Simon:
das Kreuz annehmen und Jesus nachfolgen mit meinem Kreuz
und auch mal ein Stückchen Weges mit dem Kreuz eines anderen. Amen.
Ruf (V/A): Herr, erbarme dich, erbarm dich unser, erbarme dich unserer Zeit
Frauen Die Zuschauer: Wir stehen am Rand
Frauen am Kreuzweg Jesu (Lk 23,27-31)
Es folgte ihm eine große Menge des Volkes, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und eure Kinder! Denn siehe, es kommen Tage, da wird man sagen: Selig die Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?
Die Frauen.
Sie sind dabei.
Sie stehen am Wege.
Schaulustige, Mitleidige, Klageweiber.
Sie wollen sich nicht entgehen lassen,
was da mit Jesus passiert.
Und Jesus,
den sie vorbeischleppen zu seiner Hinrichtung,
er nimmt sie wahr,
er wendet sich ihnen zu,
er spricht sie an.
Doch er weist ihr Weinen, ihr Mitleid zurück:
Weint lieber über euch!
Die Frauen,
sie sind wenigstens dabei
und nicht feige abgehauen
wie die Jünger.
Fragen
Wo stehen wir am Rand, schauen nur zu und sind zu feige, um Verantwortung zu übernehmen?
Wo machen wir uns aus dem Staub?
Stille
Gebet
Guter Gott, zusehen, von weitem, darin sind wir bestens geschult.
Der Fernseher liefert uns täglich die schönsten und schrecklichsten Ereignisse ins Haus.
Wir sehen sie, doch wir lassen sie nicht an uns heran;
kaum in unseren Verstand, nicht in unser Herz.
Und immer mehr werden die Fernsehbilder zu unserer Wirklichkeit.
Wir sehen, aber wir er-leben nicht, was um uns passiert.
Lass uns nicht zusehen, lass und zupacken! Amen.
Ruf (V/A): Herr, erbarme dich, erbarm dich unser, erbarme dich unserer Zeit
Gemeinsames Schuldbekenntnis:
Wie haben auf Menschen am Kreuzweg Jesu geschaut, Menschen, wie du und ich. Wir haben unser Gewissen erforscht. Wir haben entdeckt, wo und wie weit wir vom Weg Gottes abgewichen sind. Bekennen wir vor Gott und voreinander, dass wir Sünder sind und beten wir füreinander.
Ich bekenne, Gott dem allmächtigen und allen Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Taten, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen für mich zu beten bei Gott unserem Herrn. Amen.
Gott, unser Vater, wartet auf unsere Umkehr. Er führt uns neu hinein in seine Familie, zu unseren Schwestern und Brüdern mit Christus, unserem Herrn. Amen.
Einzelzuspruch:
Alle können jetzt auch einzeln vortreten und ihr Bekenntnis ablegen.
Sie sagen dabei: Gott, vergib mir, wie auch ich vergebe.
Der Zuspruch durch den Priester lautet:
Gott ist barmherzig. Er vergibt dir deine Schuld, damit auch du vergeben kannst.
Geh hin in Frieden. – (Antwort): Dank sei Gott.
Währenddessen: Vielsaitig: „Here I am Lord“ und „Das glaube ich“
Fürbitten
Wir sollen nicht auseinandergehen, ohne für die Menschen zu beten, die ganz besonders die Hilfe Gottes brauchen:
- Wir beten für alle, denen Vertrauen in ein gutes Leben fehlt, für alle, die sich mit ihren
Mitmenschen schwertun.
- Wir beten für alle, denen der Blick auf das Wichtige im Leben oft verstellt ist, für alle, die
meinen, in der großen Masse leben zu können, dabei aber auf den Mitmenschen und auf dich
vergessen.
- Wir beten für alle, die ein schweres Kreuz zu tragen haben, für alle, die unter ihrem Kreuz
zusammenzubrechen drohen.
- Wir beten für alle, die nur am Rand stehen, die nicht bereit sind, auch zuzupacken.
- Wir beten für alle Opfer von Kriegen und Ungerechtigkeit.
- Wir beten auch für alle unsere Verstorbenen.
Vaterunser
Friedensgruß
Christus ist unser Friede und unsere Versöhnung. Sein Friede beseele uns, unsere Pfarren, den Seelsorgeraum, unser Land und alle Völker der Welt. „Der Friede des Herrn sei alle Zeit mit euch!“
Danklied GL 891,1+2+5 Alle meine Quellen entspringen in dir
Segen:
Göttliche Kraft stärke deinen Rücken, dass du aufrecht stehen kannst, wo man dich beugen will.
Göttliche Zärtlichkeit bewahre deine Schultern, sodass die Lasten, die du trägst, dich nicht niederdrücken.
Göttliche Weisheit festige deinen Nacken, sodass du deinen Kopf frei heben und dorthin neigen kannst, wo deine Zuneigung vonnöten ist.
So segne euch der dreifaltige Gott, der sogar bereit ist für uns zu sterben, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen
Vielsaitig: „Der Herr segne dich“
Details
- Datum: 31. März 2023
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Lukas 22-23