Beschreibung

Saatschüssel – Fahrrad – Bibel

Predigt von Pfr. Franz Troyer beim Einstand am 09.09.2018

Saatschüssel zur Aussaat der Samenkörner

Mein Vater hat in meinem Geburtsort Arnbach noch händisch das Korn ausgesät. Ich habe ihm dabei oft zugeschaut. Von der Landwirtschaft her kenne ich die Jahreszeiten und weiß, dass es im Leben nicht immer das Sprießen des Frühlings und die satte Ernte des Sommers oder des heurigen Herbstes gibt. Oft ist der Winter lang und ein Hagel kann auch so manches kaputt machen. Was heißt das für die Seelsorge? Seelsorge in der Nachfolge von Jesus heißt, dass manches gut wächst und hundertfache Frucht bringt, manches aber auch auf harten Boden fällt oder unter den Dornen der Angst und des Neides erstickt. Es tut gut, bei der Aussaat nicht allein zu sein, sondern mit vielen zusammen Pfarrgemeinde zu bilden. Das stärkt uns gegenseitig und verteilt auch das Ungeziefer und die Spatzen auf viele. „Du forderst Liebe, du forderst Vertrauen, du forderst Anerkennung. Machs anders: Schenke Liebe, schenke Vertrauen, schenke Anerkennung. Säe und du wirst ernten“, so heißt es in einem mir wichtigen Text.

Mein Fahrrad

Ich werde das Fahrrad hier fast täglich verwenden. Mit dem Fahrrad bin ich schnell und umweltfreundlich unterwegs, es macht mich beweglich und hält mich nebenbei auch sportlich. Mit dem Fahrrad kann ich am Straßenrand absteigen und kurz mit jemandem einige Worte wechseln, mit dem Auto geht das nicht. Wer das Fahrradfahren lernt, fliegt zunächst einige Male hin. Das ist nicht so schlimm. Dann heißt es aufstehen und wieder neu probieren. Was heißt das für die Seelsorge? Wir dürfen im Umgang miteinander hinfallen und auch Fehler machen. Es wäre schade, wenn wir solche Angst vor dem Hinfallen haben, dass wir uns nicht mehr auf die Straße des Lebens trauen. Wie es beim Fahrradfahren das Gleichgewicht braucht, sehe ich meine schöne Aufgabe als Pfarrer besonders darin, die Balance zu suchen und das Gleichgewicht zwischen einzelnen Gruppen und Schichten zu fördern.

Bibel

Manche Menschen behaupten, dass wir Katholiken die Bibel auswendig kennen. Stimmt das? Manche sagen: Ja, aber auswendig im Sinne von „von außen“, nur von der Hülle und vom Bücherregal her. Die Bibel, wann hattest du zuletzt eine in der Hand? Die Bibel ist und will eine frohe Botschaft sein, die von der Einzigartigkeit und vom Geschenk des Menschseins erzählt. Die Bibel lebt nicht nach dem Motto der Klatschpresse: „Only bad news are good news“. Sie gibt unseren Pfarrgemeinden das Programm vor. Um Pfarrgemeinden Jesu Christi zu sein und nicht irgendetwas, ist es gut, dieses Parteiprogramm genau zu studieren. Damit mir hier in Lienz nicht langweilig wird, bin ich tirolweit weiterhin auch für die Leitung der Bibelpastoral unserer Diözese Innsbruck zuständig. In dieser Funktion verschicke ich fast wöchentlich eine kurze e-Mail mit einem Impuls zum Sonntagsevangelium (Wer diese bestellen will: bibelpastoral@dibk.at). Ich möchte in den kommenden Jahren für die Kirche Osttirols laufen und mit viel Engagement und Freude die Botschaft Jesu verkünden. Versuchen wir gemeinsam, mitten in der heutigen Zeit ein kleines Licht der Welt und geschmackvolles Salz der Erde zu sein. Ein gutes Miteinander der einzelnen Gruppen im Seelsorgeraum und im ganzen Dekanat soll dabei eine Hilfe und ein Zeichen sein. Ich bin überzeugt: Wenn unsere Kirchen und Pfarren zu spirituellen Zentren und Orten der Gastfreundschaft und Begegnung werden, dann leisten wir einen hoffnungsvollen Beitrag für unsere Gesellschaft.

Euer Pfarrer und Dekan Franz Troyer

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