Projekt Emmaus
Beschreibung
Projekt Emmaus
Predigt Ostermontag, Evangelium Lk 24,13-35
In Freiburg in Deutschland wurde im Jahr 1986 ein Jugendprojekt mit dem Titel „Projekt Emmaus“ gestartet. Die Anliegen orientieren sich an der wunderbaren Ostererzählung der beiden Emmausjünger, die dem Auferstandenen begegnen.
Ich finde die damals formulierten Anliegen topaktuell, sie gelten für das Miteinander in der Familie, in der Pfarre, in der politischen Gemeinde, in einem Verein, …
So werde ich jetzt jeweils einen Teil vom „Projekt Emmaus“ herausgreifen und dann kurze Gedanken dazu bringen. (Projekt Emmaus. Miteinander unterwegs als lebendige Kirche, Erzbischöflichen Jugendamt, Freiburg 1986; Text kursiv gedruckt)
Zwei sind miteinander unterwegs
wir wollen nicht resignieren, nicht zuhause sitzen bleiben,
sondern gemeinsam aufbrechen, etwas wagen
Es geht sehr schnell. Nach einem tragischen Ereignis neigen viele Menschen dazu, sich zurückzuziehen, sich sogar einzusperren und den Kontakt mit anderen zu meiden. Das ist verständlich, aber tödlich. Es hemmt die Weiterentwicklung.
Die beiden Emmausjünger schaffen es, trotz des Schmerzes, dass Jesus gestorben ist, hinauszugehen.
Holen wir andere aus ihrem Schmerz heraus und gehen mit ihnen einige Schritte, ein kleiner Spaziergang, ein Cafehausbesuch …
Zwei reden miteinander
wir wollen nicht alleine nachdenken und grübeln,
sondern miteinander ins Gespräch kommen
Es tut jedem Menschen gut, mit anderen zu reden. Das fördert den Kontakt und verhindert auch, dass wir allein herumgrübeln und uns verbohren.
Es benötigt oft nicht viele Worte – die können sogar lästig sein – aber ein richtiges Wort und ein wohlwollendes Ohr.
Zwei sind offen für einen Fremden
wir wollen nicht nur im Kreis der Gleichgesinnten schmoren,
sondern über den eigenen Kirchturm hinausblicken
Es geht so schnell - auch in unseren Vereinen und Pfarrgemeinden -, dass wir am liebsten nur unter uns bleiben. Das ist auf Dauer und eigentlich nie gut und verhindert, dass wir neue Sichtweisen kennenlernen.
Eine der wichtigen Erkenntnisse beim 2. Vatikanischen Konzil war die, dass externe Beobachter und Berater dabei waren. Die machen uns oft auf Tatsachen und Einseitigkeiten aufmerksam, die uns nicht mehr auffallen.
Ich finde es hilfreich, wenn Leute von auswärts mir Rückmeldungen geben.
Die drei deuten die Schrift
wir wollen nicht nur eigenen Gedanken hin und her wenden,
sondern gemeinsam dem Wort Gottes begegnen
Ich bin so froh, dass wir Christen die Hl. Schrift haben. Diese großen Texte helfen uns, das Leben zu deuten und nicht bei der eigenen Sichtweise stecken zu bleiben.
Man sagt oft, dass ein guter Christ in einer Hand die Tageszeitung haben soll und in der anderen die Bibel. Die Tageszeitung steht für die Aufmerksamkeit fürs Tagesgeschehen, die Bibel für die großen Zusammenhänge und Hintergründe.
Die drei brechen miteinander das Brot
wir wollen nicht nur diskutieren und Sitzungen abhalten,
sondern uns miteinander einlassen auf die Gegenwart Jesu
Worte sind oft zu wenig. Wir Menschen brauchen Rituale, Zeichen und Handlungen. Eine Pfarre, die nur Sitzungen abhält, ist viel zu wenig und lebt am Leben und den Sorgen der Menschen vorbei. Es ist so wichtig, dass wir miteinander feiern, das Brot des Lebens und auch des Leides teilen und verkosten. Was für ein Geschenk, dass die Hl. Messe nicht nur ein Vortrag ist.
Die zwei gehen zu ihren Freunden und erzählen
wir wollen nicht nur unter uns bleiben,
sondern anderen erzählen, wovon unser Herz brennt
Den Emmausjünger gingen das Herz und die Augen auf. Es wäre komisch, wenn sie glücklich einfach zu zweit bleiben würden. Nein, sie haben den Drang, das Erlebte ihren Freunden zu erzählen. Den Frauen am Ostergrab geht es ähnlich. Sie laufen zu den Jüngern und wollen sofort erzählen.
Ich frage mich manchmal, warum viele Christen kein Bedürfnis haben, über den Glauben zu reden.
Unser Papst meint: „Wir spüren, dass auch uns die Aufforderung gilt, schnell hinzugehen, um den Männern und Frauen unserer Zeit diese Botschaft der Freude und der Hoffnung zu verkünden, der sicheren Hoffnung, denn seitdem Jesus, der Gekreuzigte, am Morgen des dritten Tages auferstanden ist, hat nicht mehr der Tod, sondern das Leben das letzte Wort. Und das ist Gewissheit.“
So entstand Gemeinde, Kirche …
Wir wollen nicht nur individuelle Glaubenserfahrungen machen, persönliche Schwierigkeiten aufarbeiten – sondern Gemeinde Jesu Christi schaffen, Kirche mitgestalten, das kirchliche Leben in unserer Diözese erneuern.
Damit ist alles gesagt. Wagen wir immer wieder neu das Projekt Emmaus.
Dann begegnen wir dem Auferstandenen und werden zu österlichen Boten.
Details
- Datum: 26. April 2019
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Evangelium Lk 24,13-35