Predigt Zwischen Himmel und Erde
Beschreibung
Predigt Zwischen Himmel und Erde.
Patrozinium Michaelskirchl Zettersfeld 2022 und 60 Jahr-Jubiläum der Kirche
Lesung: Genesis 28,10-22; Evangelium: Johannes 1,47-51
„Wirklich, der HERR ist an diesem Ort und ich wusste es nicht!“ (Genesis 28,16) so die Erkenntnis von Jakob nach einer eigenartigen Nacht. Auf der Flucht vor seinem Bruder Esau, der ihn umbringen will, schläft er auf im Freien auf einem Stein und hat einem Traum. Er sieht eine Leiter, die vom Himmel herabkommt und die Erde berührt. Und auf der Leiter steigen Engel Gottes auf und nieder. Der Flüchtling merkt: Es gibt eine Verbindung zwischen Himmel und Erde. Gott schenkt sie sogar ihm, der seinen Bruder betrogen hat und jetzt um sein Leben rennen muss. Engel steigen auf der Leiter auf und ab, sie halten sozusagen den Himmel frei und vertreiben so manche Wolke.
Wirklich, der HERR ist an diesem Ort und ich wusste es nicht! Hier an diesem besonderen Ort am Zettersfeld, wo unsere Ahnen vor 60 Jahren eine Kirche errichtet haben, werden viele sagen: Ja, der Herr ist an diesem Ort und ich habe es sogar schon erfahren: Ich habe hier berührende Gottesdienste erlebt. Ich habe hier die Weite des Himmels gespürt. Ich komme gerne hier her. Der Ort gibt mir Ruhe und Sicherheit.
Vergelts Gott allen, die in den vergangenen 60 Jahren das Michaelskirchl gepflegt haben.
Wir sagen heute oft sehr schnell. Gott ist da, Gott ist überall auf der Welt. Ich bin zutiefst überzeugt, dass dies stimmt. Gleichzeitig frage ich mich, wie wir Menschen des 21. Jahrhunderts die Gegenwart Gottes stärker oder wie wir sie überhaupt erfahren können. Es gilt, christliche Überzeugungen neu und immer wieder neu zu suchen und die Verbindung zwischen Himmel und Erde zu ahnen.
Wo können wir Gott erfahren? Wo und wie kann die Verbindung sichtbar werden?
Besondere Orte
Es sind zunächst besondere Orte auf unserer Welt. Ich hoffe, ihr alle habt Plätze, an denen ihr gerne seid, die euch Sicherheit geben und die euch das Wunder des Lebens erahnen lassen. Ja, auf unserer Welt gibt es besondere Orte, von denen wir ähnlich wie Jakob sagen dürfen: „Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Er ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.“ (Genesis 28,17) in unserer schnelllebigen Zeit benötigen wir wohl ganz neu das Gespür für heilige Orte.
Jesus Christus als personifizierte Verbindung zwischen Himmel und Erde
Ich bin zutiefst überzeugt, dass Jesus Christus als Person die stärkste Verbindung zwischen Himmel und Erde herstellt. Er kam vom Himmel herab und wurde Mensch und das nicht nur an einem schönen Urlaubsplatz, sondern sogar mitten im Dreck der Welt. Er hat diesen nicht gescheut. Er ist gekommen, um sogar die Finsternis und das Leid der Welt zu öffnen für den Himmel. Er ist nach der Himmelfahrt in den Himmel zurückgekehrt und trotzdem noch voll da. Das heutige Evangelium drückt diese besondere Verbindungstätigkeit Jesu folgendermaßen aus: „Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über den Menschensohn.“ (Johannes 1,51)
Vaterunser Gebet
Noch eine Hilfe, um die Verbindung zwischen Himmel und Erde zu suchen und zu finden. Es ist das Vaterunser.
Ich denke mir manchmal: Dieses Gebet wird auf der ganzen Welt gebetet, es umarmt die ganze Welt und hält in der Welt den Himmel offen. Es öffnet den Blick für den Himmel. Ist das nicht wunderbar?
Auch deswegen bin ich entsetzt über eine Vermutung, die ich diese Woche in einem Buch gelesen habe. Dort steht, dass vermutlich die Hälfte der Kinder Europas das Vaterunser nicht mehr kennt, geschweige denn mit offenem Herzen betet. Wäre das nicht schade?
Setzen wir uns dafür ein, dass dieses den Himmel öffnende Gebet regelmäßig gebetet wird und so das Tor des Himmels offen hält.
Was gibt es zwischen Himmel und Erde?
Nichts? Vieles? Die Engel? Weiß ich nicht?
Wie gut, dass es besondere Orte wie das Michaelskirchl hier am Zettersfeld gibt.
Solche Orte halten den Himmel offen, auch in einer Welt, die manchmal mehr der Hölle gleicht. Gott ist an diesem Ort und ich wusste es nicht.
Details
- Datum: 25. September 2022
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Geensis 28,10-22