Beschreibung

Predigt Wem gehört mein Leben? – Erntedank 2020

Evangelium Matthäus 21,33-44, So 4. Oktober 2020

 

Wem gehörst du? Auf diese Frage antworten Kleinkinder manchmal: der Mama, dem Papa, der Oma, dem Opa. Aber wem gehören die Kinder wirklich? Gehören sie wirklich der Mama oder dem Opa?

Wem gehört mein Leben? Gehört es mir selbst mit der Konsequenz, dass ich allein entscheiden kann, was ich mit meinem Leben tue. Andere geht es nichts an!

 

Wem gehört mein Leben. Bei diesen Fragen geht es nicht um irgendwelche philosophischen oder theoretischen Fragen, sondern im Letzten um die ganz konkrete Einstellung zu Leben.

  • Darf und will ich selber entscheidet, wann mein Leben endet. Die aktuelle Diskussion um Sterbehilfe bringt es auf den Punkt, wenn einzelne fordern, dass ich das Recht habe, meine Leben zu beenden, wann ich will.
  • Darf ich ein ungeborenes Kind abtreiben, weil es nicht in meinen Lebensplan passt. Es gehört ja mir, mein Bauch gehört ja mir.

 

Wem gehören der Weinberg und die Ernte?

Es ist spannend, das heutige Gleichnis vom Weinbergbesitzer und den Pächtern mit dieser Frage zu betrachten: Wem gehört der Weinberg, wem die Ernte? Eines ist klar: Mit dem Gutsbesitzer ist im letzten Gott gemeint und mit dem Weinberg die Welt oder auch mein Leben, das mir anvertraut wird.

 

Der Gutsbesitzer legt den Weinberg meines Lebens an und stattet ihn mit den besten Voraussetzungen aus: Er zieht einen Zaun ringsherum, er errichtet eine Kelter, um die Ernte gut zu verarbeiten, er baut sogar einen Turm. Der Turm steht für die Sicherheit, aber auch für die Freude. Vom Turm aus kann er am Abend mit einem Glas Wein in der Hand voll Freude auf seine Weingärten blicken.

Der Gutsbesitzer verpachtet den Weinberg und jetzt kommts. Die Pächter machen eine gute Arbeit, aber akzeptieren nicht, dass sie Pächter sind. Sie maßen sich Rechte zu, die sie nicht haben, wenn sein muss, sogar mit Gewalt. Sie wollen den Pachtzins nicht zahlen, sie vertreiben die Knechte des Gutsbesitzers. Dem nicht genug: Sie töten die Knechte und sogar den Sohn des Gutsbesitzers mit dem Argument: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn umbringen, damit wir sein Erbe in Besitz nehmen. 

 

Erntedank

Und was hat das mit Erntedank zu tun? An der Frage, wem mein Leben und der Weinberg meines Lebens gehört, entscheidet sich die Grundhaltung, wie ich Erntedank feiere und wem ich meinen Dank sage:

Feiere ich Erntedank gar nicht, weil sowieso alles von mir abhängt. Ich habe mir alles selber erworben. Im Leben wird einem ja nichts geschenkt! Nur ich kann mir auf die Schulter klopfen.

Feiere ich deswegen Erntedank, weil mir klar ist, dass nicht alles automatisch geht, sondern von vielen Situationen abhängig ist. Die Natur ist vom Boden und vom Wetter abhängig, auch im Leben gibt es Situationen, die ich nicht alle steuern kann.

Oder feiere ich Erntedank gezielt im Bewusstsein, Gott zu danken, weil das Wesentliche ein Geschenk Gottes ist.

 

  • Das heutige Evangelium lädt uns ein, dankbar zu sein, dass wir im Weinberg unseres Lebens arbeiten können.
  • Es lädt uns ein, die eigenen Talente und die Schätze der Natur zu nützen.
  • Es erinnert uns auch daran, dass wir nicht Besitzer der Welt sind, die tun und lassen können was sie wollen.

 

Das Gebet der Vereinten Nationen bringt dies sehr schön zum Ausdruck:

Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen.

 

Details
  • Datum: 4. Oktober 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 21,33-44