Beschreibung

Warum ist eine Beziehung zu Jesus Christus so wichtig?

Evangelium Mk 8,27,35

 

Wir waren Ende August mit Jugendlichen, die heuer oder letztes Jahr gefirmt wurden, in Assisi. Ich hoffe, es ist uns dort gelungen, neben den schönen Erlebnissen und dem Gemeinschaftsgefühl den Jugendlichen auch Begeisterung mitzugeben für den Mut und die Glaubenskraft vom Hl. Franziskus und der Hl. Klara.

 

Wie findet der Hl. Franziskus die Beziehung zu Jesus

Im Blick auf das Leben des Hl. Franziskus fällt mir oft eine Äußerung ein, die er in seinem Testament niedergeschrieben hat. Franziskus schreibt dort, dass ihm in der Jugend, besonders auch in den Jahren seiner Suche „niemand gezeigt hat, was er tun soll“, sondern der Höchste selbst hätte ihm seinen Weg schrittweise offenbart (Testament 1-14; Franziskus-Quellen 59f). Diese Aussage überrascht, wenn man bedenkt, dass zu seiner Zeit in der Stadt Assisi ein sehr dichtes Netz kirchlicher Zentren bestand, viele in unmittelbarer Nähe seines Elternhauses.

Ich frage mich: Warum konnten ihm diese kirchlichen Zentren nicht helfen?

War er selbst nicht bereit, ihre Hilfe anzunehmen oder waren die Pfarren und Klöster viel zu sehr mit Nebensächlichkeiten beschäftigt?

 

Franziskus findet Gott sei Dank seinen Weg und seine Beziehung zu Jesus Christus. Dabei helfen ihm drei Ort, die alle unterhalb der Stadt liegen:

  • In der halb verfallenen Kirche San Damiano betet er vor einem Kreuz, das am Boden steht. Die Augen Jesu an diesem berühmten Kreuz sind offen. Der Gekreuzigte schaut den Franziskus an und Franziskus den Gekreuzigten. Auge in Auge wächst ihre Beziehung.
  • In der finsteren Krypta der Kirche San Masseo kann sich Franziskus zurückziehen und gleichzeitig nicht vor sich selber davonlaufen. Hier lernt er, sich selber ehrlich zu sehen und anzunehmen.
  • Und in der Begegnung mit Aussätzigen, die aus Hygienegründen getrennt außerhalb der Stadt wohnen mussten, findet er Gott in den Ärmsten.

Wunderbar:

  1. Ich finde Gott, wenn ich den Augenkontakt zu ihm suche und pflege.
  2. Ich finde Gott, wenn ich vor mir selber nicht davonlaufe.
  3. Ich finde Gott in den Ärmsten

 

Aufgabe der Pfarren

Es bleibt die Frage: Warum konnten die kirchlichen Zentren dem Franziskus bei seiner intensiven Suche nach dem Sinn des Lebens nicht helfen?

Natürlich legt sich die Frage nahe: Wie ist es heute?

  • Können unsere Pfarren den Jugendlichen bei der Suche nach Lebenssinn und Trost helfen oder kommt ihnen gar nicht die Idee, dies in der Pfarre zu tun?
  • Finden Menschen, die eine Lebenskrise durchmachen und tiefe Antworten wollen, bei uns eine Chance

 

Ich bin überzeugt: Wir müssen in unseren Pfarren noch viel genauer schauen, was wichtig ist und was unsere Aufgabe ist.  Mich hat sehr gefreut, dass bei der letzten Sitzung unseres Seelsorgeraumrates jemand betont hat, wir müssen immer wieder nachdenken, wie wir Räume für Gottesbegegnung öffnen können und Menschen zu Jesus Christus führen können.

Es wäre schade, wenn man den Eindruck hätte, dass unsere Pfarren nur mit sich selbst beschäftigt sind oder ein Brauchtumsverein sind oder sogar aus dem letzten Loch pfeifen.

 

Warum ist die Beziehung zu Jesus wichtig?

Der Blick auf das Wichtigste und die Frage nach einer spürbaren Beziehung zu Jesus Christus. Das heutige Evangelium gibt hier wertvolle Hilfen: Jesus bleibt nicht bei belanglosen Diskussionen und der Frage, was andere über ihn denken. Jesus macht es ganz konkret: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Das Evangelium zeigt: Jesus fragt auch dich und mich ganz direkt.

 

Vielleicht denkt sich jetzt jemand. Die Beziehung zu Jesus mag für einige ja wichtig sein, aber es gibt auch anderes im Leben: Da ist mir die Natur hilfreicher, da ist mir eine gute Freizeitkultur wichtiger, da sind mir gute Freundschaften mehr ein Anliegen oder auch, dass ich gesund bin.

 

Stimmt alles, aber die Frage nach der Christusbeziehung ist eine andere Ebene und Liga. Hier entscheidet sich, ob ich aus einem lebendigen christlichen Glauben schöpfe oder nicht. Ohne Christusbeziehung kann ich ein guter Mensch sein, aber keinen dauerhaften lebendigen christlichen Glauben leben.

 

Warum ist eine Beziehung zu Jesus Christus wichtig?

Weil sie mich formt und verändert und prägt!

Wer regelmäßig auf Jesus Christus schaut – und hier sind die Bibel und die Dynamik der Hl. Messe am hilfreichsten – wird ein anderer Mensch. Davon bin ich überzeugt.

Wer regelmäßig auf Jesus schaut, macht aus seinem Herzen nicht eine tickende Bombe, sondern gibt seinen Ärger ab.

 

So möchte ich am Beginn des neuen Pfarrjahres bitten, dass wir als Pfarre das Wichtigste nicht aus den Augen verlieren. Wenn wir immer wieder neu auf Jesus Christus schauen, werden uns unglaubliche Chancen geschenkt.

Das ist auch eine Hilfe für unsere Kinder und Jugendlichen.

Es wäre schade, wenn sie im Blick auf die Pfarre sagen: Dort ist niemand, der mir bei den Fragen des Lebens hilft.

Details
  • Datum: 11. September 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Markus 8,27-35