Beschreibung

Predigt Versperrte Wege und Wegbereiter Johannes

  1. Adventsonntag 2021; Evangelium Lukas 3,1-6

 

Es ist genau ein Jahr her. In der Nacht vom 4. auf 5. Dezember 2020 begann der Schnellfall in Osttirol und brachte einen Jahrhundertwinter:

Sogar breite und sichere Straßen waren wegen Lawinengefahr versperrt.

Brücken konnte man nicht überqueren.

Ortschaften waren tagelang abgesperrt.

Wege waren durch umgefallene Bäume blockiert.

Der Strom fiel aus und damit auch die Möglichkeit, das Handy aufzuladen.

Menschen konnten nicht auf die Arbeit fahren, weil sie nicht sicher waren, ob sie am Abend wieder heimkommen.

Vieles davon ist schlimm und hat viele Sorgen, Geld und Ärger gekostet.

Gleichzeitig muss ich sagen, dass unsere Schneeräumungen und die Zuständigen für Straßenbau wahre Profis sind. Sie haben dafür gesorgt, dass so schnell als möglich die Wege wieder offen waren. So war spätestens nach einigen Wochen wieder fast alles möglich. Ein Kompliment und ein Danke dafür.

 

Versperrte Weg

Es gibt bei uns nicht nur versperrte Wege durch Schnee und Wasser, sondern auch durch andere Gründe.

Es gehört für mich zu den schlimmsten Erlebnissen, wenn ich sehe, wie Menschen schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnten keinen Kontakt mehr miteinander haben.

Geschwister reden nicht mehr miteinander.

Nachbarn treffen sich höchsten beim Rechtsanwalt oder Richter.

Eltern und Kinder haben keine Verbindung.

Auch der Weg zu Gott ist zugewachsen und mit allem möglichen Gerümpel versperrt. Er wurde schon seit Jahren nicht mehr genützt.

Die vielen Sandhaufen der Bequemlichkeit, die harten Steine des Streites und Hasses, auch die Felsbrocken der Angst und des Misstrauens blockieren vieles.

Leider geht es bei den versperrten Wegen zu den Menschen die Reparatur nicht so schnell.

 

Bereitet dem Herrn den Weg

Aufgrund der Schneeerfahrungen des letzten Jahres und der blockierten Wege zwischen uns Menschen bekommt der Satz von Johannes dem Täufer eine verständliche Bedeutung:

Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! 

Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden.

Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. 

 

Wir kapieren, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Wege offen sind.

Wir ahnen, dass Wege auch eine Pflege benötigen, damit sie nicht zuwachsen.

Wir wissen um das Geschenk der Wege und dass Jesus im letzten deswegen Mensch geworden ist, damit der Weg zwischen den Menschen und Gott immer offenbleibt.

 

Wegweiser Johannes

Bereitet dem Herrn den Weg. Das sind die großen Worte von Johannes dem Täufer:

Manche Menschen haben den Eindruck, dass Johannes extrem war und in seiner Botschaft etwas übertrieben: Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. (Lukas 3,9)

Das mag alles stimmen, gleichzeitig ist für mich Johannes aus folgenden Gründen sympathisch:

Johannes redet nicht nur „gscheid“ und gibt den anderen Tipps, sondern geht selbst den Weg der Umkehr, der Klärung, der Reinigung.

Johannes glaubt, dass Veränderung möglich ist: Wenn er sagt „Bereitet dem Herrn den Weg“, dann vertraut er, dass Leute dazu fähig sind und Wege nicht für Jahrzehnte versperrt bleiben müssen.

Bereitet dem Herrn den Weg bedeutet auch: Der Herr kommt. Darauf ist Verlass. Er hat euch nicht vergessen.

 

Auch heute braucht es Gestalten wie Johannes, welche seine adventliche Rolle übernehmen.

Diese sollen zunächst die eigenen Steine entfernen und dann anderen dabei helfen.

Das große Ziel all dessen wird am Ende des Evangeliums genannt: „Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.“ Alle Menschen bekommen die Gelegenheit, das Heil zu sehen. Denn jeder Mensch ist von Gott zur Umkehr und damit zum Heil gerufen.

Details
  • Datum: 4. Dezember 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 3,1-6