Predigt Sternenhimmel im Advent
Beschreibung
Predigt Sternenhimmel im Advent
Lesung: Jesaja 63,16b-17.19; 64,3-7; Evangelium Mk 13,24-37
Der Blick auf den Sternenhimmel ist faszinierend. Er gibt ein Gefühl der Weite und Unendlichkeit, auch ein Gefühl der Geborgenheit. Bei vielen löst er auch Staunen und Dankbarkeit aus. Sterne geben seit eh und je den Menschen Orientierung, nicht nur den Seeleuten am Meer.
Am Sternenhimmel ist der Großteil dunkel und doch kommt niemand auf die Idee, zuerst oder überhaupt nur das Dunkle zu sehen. So kann in dieser dunklen Jahreszeit der Blick zu den Sternen auch eine Schulung sein, das Positive und Helle zu sehen und nicht beim Belastenden und Dunklen hängen zu bleiben.
So lade ich heute am 1. Adventsonntag zu einem adventlichen Blick in unsere Welt ein. Der Sätze aus der Lesung und dem Evangelium des heutigen 1. Adventsonntags mögen dabei helfen.
Du bist doch unser Vater!
Quizfrage: Wie heißt der erste Satz aus der Bibel, den wir heute gehört haben? Gemeint ist nicht der erste Satz des Evangeliums, sondern der Lesung, die wir bei der Hl. Messe bekanntlich vorher hören. Wer die Antwort weiß, ist nicht nur mit dem Kirchenjahr bestens vertraut, sondern hat das große Vorzeichen fürs neue Kirchenjahr im Kopf und hoffentlich auch im Herzen. Es sind die Worte vom Propheten Jesaja: Du, HERR, bist unser Vater. Am Ende der Lesung wird nochmals wiederholt, dass Gott unser Vater ist. Doch nun, HERR, du bist unser Vater. Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände. (Jesaja 63,16-19; 64,3-7)
Ist das in der jetzigen Weltsituation nicht ein trostreiches Stern fürs neue Kirchenjahr: Gott ist unser Vater! Jesus wird dies 600 Jahre nach Jesaja mehrfach unterstreichen und uns das große Gebet mit den Worten „Vater Unser im Himmel“ schenken.
Reiß den Himmel auf
In der Lesung hören wie, wie der Prophet Jesaja Gott bittet, er möge den Himmel aufreißen und zu uns kommen: Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen. Im bekannten Adventlied greifen wir diese Bitte alljährlich auf: „Oh Heiland reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf. Reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab wo Schloss und Riegel für.“
Ja, der Himmel möge gerade heuer im Advent leuchten und weit aufgerissen werden. Dann kommen sich Gott und die Menschen näher, dann ist schon auf dieser Welt ein Stück Himmel erfahrbar. Dein Reich komme wie im Himmel so auf Erden.
Seid wachsam
Wer die Sterne sehen will, muss wachsam blieben.
Das heutige Evangelium zeigt anhand eines Mannes und seiner Diener, was Wachsamkeit bedeutet: Der Mann überträgt seine Verantwortung an seine Diener, bevor er auf Reisen geht. Weil er alles gut geklärt hat, kann er beruhigt wegziehen. Auch für die Diener ist dies fein. Der klare Auftrag an sie macht ihnen leichter, ihre Aufgaben gewissenhaft zu erfüllen.
Wir alle können genügend Beispiele nennen, dass Aufmerksamkeit und Wachsamkeit deswegen oft nicht gelingt, weil nicht klar ausgemacht wird, wofür jemand verantwortlich ist. Unser Handeln gleicht oft einem Putztrupp, der den Auftrag hat, einen großen Raum zu putzen, aber immer nur in der Mitte des Raumes herumwischt.
Wächter, wie lang ist noch die Nacht? Wächter, wie lang ist noch die Nacht? Der Wächter hat gesagt: Der Morgen ist gekommen und doch ist es Nacht. Wenn ihr fragen wollt, so fragt! Kommt noch einmal! So Worte im Buch vom Propheten Jesaja (21,11-12)
Warten und Wachen: Andere Jahre begann bei vielen der Advent einerseits mit der Hektik, alles sofort zu besorgen und andererseits mit Träumen von der stillen Zeit. Heuer sind Erfahrungen von Stille, Warten und Nacht ganz nahe und gegenwärtig. Auch die Frage, wann diese Nacht endlich vorbei ist, ist ein Dauerthema bei Gesprächen.
Derzeit muss man kein Prophet Jesaja sein, um zu ahnen: Die Nacht ist nicht vorbei. Er heißt Warten und dabei die Zuversicht nicht verlieren. Das heurige Warten zwingt uns, Advent zu leben und nicht jetzt schon Weihnachten vorwegzunehmen.
Wächter, wie lang ist noch die Nacht? Christlicher Glaube bedeutet nicht, vor der Nacht davonzulaufen oder die Augen zuzumachen und die Nacht zu verleugnen. Christlicher Glaube gibt den Mut, zu wachen und in die Nacht hineinzuschauen, auch deswegen, weil er weiß, dass die Nacht nicht alles und nicht das Ende ist. Simple Vertröstung ins Jenseits ist damit nicht gemeint, wohl aber eine Relativierung von Kaufrausch, der Neigung alles sofort zu bekommen und dem Anspruch, immer glücklich sein zu müssen.
Die großen Bibelworte sind Sterne der Adventzeit. Sie laden ein, sich auf den Weg zum Weihnachtsfest zu machen. Am Ende der Weihnachtszeit, am Fest der Hl. Drei Könige, bekommen wir die Bestätigung. Die Sterndeuter finden das Kind. Es hat sich ausgezahlt, einen langen Weg zu wagen.
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht; es hat Hoffnung und Zukunft gebracht;
Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten,
ist wie ein Stern in der Dunkelheit.
Details
- Datum: 28. November 2020
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Jesaja 63-64