Predigt Soziale Botschaft des Propheten Amos
Beschreibung
Predigt Soziale Botschaft des Propheten Amos
Lesung: Amos 8,4-7; So 18.9.22: Woche der Nachhaltigkeit
Ich möchte euch heute mitten in der Woche der Nachhaltigkeit vom Propheten Amos erzählen. Er ist für mich ein Mensch, der nachhaltig handelt.
Amos ist einer der sogenannten 12 kleinen Propheten des AT, die anderen kleinen Propheten sind: Hosea, Joel, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk; Zefanja, Haggai, Sacharia und Maleachi. Die sogenannten großen Propheten sind uns bekannter: Jesaia, Jeremia, Ezechiel, Daniel, Baruch.
Amos lebte am Beginn des 8. Jahrhundert v.Chr., also fast vor 2800 Jahren.
Damals war das Reich König Davids -David lebte 1000 v.Chr.- schon in zwei Teile getrennt, nämlich ins Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem im Süden und das Nordreich Israel mit dem Reichsheiligtum Bet-El und der Hauptstadt Samaria im Norden.
König des Nordreichs war zur Zeit des Amos Jerobeam II. Unter seiner Herrschaft erlebte das Reich eine politische und wirtschaftliche Blüte. Die Großmächte Assyrien und Ägypten waren mit sich selbst beschäftigt und zu schwach, um das Hl. Land ständig zu bedrohen. So konnte Jerobeam mit militärischem Geschick sein Reich vergrößern. Der Handel blühte, der Reichtum wuchs, überall entstanden Prachtbauten. Es war, modern gesprochen, eine Periode wirtschaftlicher Hochkonjunktur.
Soziale Ungerechtigkeit
Der Reichtum der Reichen war die eine Seite, die andere Seite war die Tatsache, dass zur Zeit Jerobeams
- die sozial Schwachen hemmungslos ausgebeutet wurden und
- von den reichen Gläubigern wegen jeder Kleinigkeit, z.B. ein Paar nicht bezahlter Sandalen (Amos 2,6) schon in die Schuldsklaverei gezwungen wurden.
- Die Richter waren bestechlich,
- die Kaufleute bereicherten sich durch Betrug, indem sie „das Maß kleiner und den Preis größer machten und die Gewichte fälschten“, wie Amos heute in den Lesungsworten sagt (8,5).
Leder kommen uns diese Vorwürfe auch aus der heutigen Zeit bekannt vor.
Genau auf diese Wunde der Gesellschaft zeigt der Prophet Amos hin.
Er war vermutlich ein reicher Bauer, da er der Schafzucht betrieb, Rinder hielt und Maulbeerfeigen züchtete. Er war reich, aber verlor dadurch nicht den Blick für die Armen.
Er sagt von sich selber: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter, und ich ziehe Maulbeerfeigen. Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel. (Amos 7,14-15)
Sozialkritik von Amos
Und nun marschiert dieser Amos, dieser Bauer schnurstrakts in das Reichsheiligtum in Bet-El und übt dort ganz scharfe Sozialkritik und auch Kritik am Tempel und dem Kultbetrieb dort. Einige Beispiele sollen das zeigen:
- Gegen die reichen Frauen sagt er: Hört dieses Wort, ihr Baschankühe auf dem Berg von Samaria, die ihr die Schwachen ausbeutet und die Armen zermalmt und zu euren Männern sagt: Schafft Wein, wir wollen saufen. (4,1)
- Gegen den Tempelkult sagt Amos im Namen Gottes: Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen. Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen. Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören, sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. (5,21-24).
Stellt euch vor, was passieren würde, wenn der Bischof oder ich öffentlich so reden würden. Die meisten würden wohl sagen: Diese Miesmacher! Typisch Kirche, alles kritisieren und besser wissen!
Was passiert mit Amos?
- Der Kultbeamte Amazja rät ihm, in seine Heimat zurückzugehen und dort als Prophet zu wirken: Geh, Seher, flüchte ins Land Juda. Iss dort dein Brot, und tritt dort als Prophet auf. In Bet-El darfst du nicht mehr als Prophet reden, denn das hier ist ein Heiligtum des Königs und ein Reichstempel. (Amos 7,12-13).
Und Amos musste gehen. Viel mehr wissen wir von seinem Leben nicht.
Nachhaltigkeit
Amos wurde mundtot gemacht, aber seine Botschaft wurde später aufge- schrieben und immer wieder neu aktualisiert. Sie ist bis heute nicht verstummt.
Menschen in den Spuren des Propheten Amos sind weiterhin auf allen Gebieten und Ebenen gefragt:
- glaubwürdig, weil sie nicht bei den eigenen Privilegien stecken bleiben;
- mutig, weil sie nicht nur auf den Beifall der Masse warten;
- motiviert, weil sie Grund und Ziel von Gerechtigkeit kennen,
- weitblickend, weil sie nicht nur Symptombehandlung machen
- gläubig, weil sie beten und alltägliches Leben verbinden.
„Es begegnen einander Huld und Treue, Gerechtigkeit und Friede küssen sich.“ (Psalm 85)
Details
- Datum: 17. September 2022
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Amos 8,4-7