Predigt Respektvolle Begegnung. TV Messe
Beschreibung
Predigt Respektvolle Begegnung damals und heute
Evangelium: Lukas 1,39-45; 4. Adventsonntag 2021
Zwei ehemalige Schulfreunde treffen sich nach vielen Jahren. Einer ist Schauspieler geworden. Sie setzen sich gemeinsam ins Gasthaus. Nach einigen Stunden sagt der Schauspieler zu seinem Schulfreund: „Die ganze Zeit habe jetzt nur ich geredet. Lass und doch mal zu dir kommen: Wie findest du mich in meinem letzten Theaterstück?“
Diese Begegnung zwischen den beiden Schulfreunden lässt mich schmunzeln über jenen, der gar nicht auf die Idee kommt, seinen ehemaligen Mitschüler etwas sagen zu lassen, geschweige denn ihm wirklich zuzuhören. Ich habe den Eindruck, allzu erfunden und realitätsfremd ist das Ereignis gar nicht.
Ganz anders das Treffen zwischen Maria und Elisabet. Es zahlt sich aus, genau zu schauen, wie diese beiden Frauen miteinander reden, miteinander umgehen und übereinander denken.
Wertschätzung
Eine erste Beobachtung: Mir fällt sofort die große Wertschätzung auf:
- Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen.
- Gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
- Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
Beide freuen sich über das, was der anderen geschenkt wird. Sogar der Körper von Elisabet zeigt die Freude. Ihr Kind hüpft in ihrem Leib.
Maria und Elisabet hätten sich auch einiges hinknallen können von dem, was vermutlich andere getuschelt haben:
- „Die junge Maria ist schwanger: Von wem, weiß man nicht, ihr Verlobter jedenfalls ist es nicht.“
- „Muss diese alte Elisabet noch ein Kind bekommen, das ist ja unverantwortlich!“
Vielleicht haben sich die beiden Frauen im Laufe der Zeit erzählt, dass solche Gerüchte im Umlauf sind und dass diese belastend sind.
Aber genau hier ist der Unterschied: Sie haben es sich gegenseitig erzählt und nicht wie einen nassen Waschlappen ins Gesicht geworfen.
- Wertschätzung verlangt nicht, dass alle dieselbe Meinung haben.
- Sie zeigt sich im genauen Hinhören auf das, was jemand sagt und wohl auch nicht sagt.
- Das hat viel mit Respekt zu tun.
Erfüllt vom Hl. Geist
Eine zweite Besonderheit in der Begegnung zwischen Maria und Elisabet ist der Hinweis auf den Hl. Geist: Da wurde Elisabet vom Hl. Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme.
Erfüllt vom Hl. Geist spricht Elisabet wie eine Prophetin mit lauter Stimme.
Sie hat etwas zu sagen und will, dass ihre Botschaft gehört wird.
Ich habe den Eindruck, der Hl. Geist hat bei Elisabet deshalb eine Chance, weil sie ein offenes Herz hat und nicht verbohrt ist.
- Wo wir offen aufeinander zugehen, ist der Hl. Geist startbereit.
- Der Hl. Geist unterstützt uns, wenn ein Wort der Versöhnung gefragt ist.
- Der Hl. Geist schenkt innere Freiheit, die uns von Konkurrenzdenken befreit.
Zeit für einander
Noch eine dritte Beobachtung: die Zeit für einander
Die Bibel berichtet, dass Maria drei Monate bei Elisabet bliebt. Drei Monate sind natürlich Luxus pur.
Die meisten von uns können nicht für drei Monate zu jemanden fahren. Das verlangt auch niemand. Wohl aber bleibt die Frage: Wofür nehme ich mit Zeit und wofür nicht?
Wie wäre es, wenn wir in den kommenden Tagen bewusst jemanden besuchen und mit Wertschätzung ein Gespräch suchen, vielleicht sogar einen Schritt der Versöhnung.
Lied „Maria durch ein Dornwald ging“
Der Debanter Viergesang wird jetzt das Lied „Maria durch ein Dornwald ging“ singen. Es zeigt, dass auch für Maria und Elisabet nicht alles einfach war.
Es zeigt aber noch mehr, dass wir mitten unter den Dornen manchmal die schönsten Rosen finden. Mit Wertschätzung und Zeit gelingt das, auch der Hl. Geist leistet dann seinen Beitrag. Versuchen sie es!
- Maria durch ein' Dornwald ging. Kyrie eleison! Maria durch ein' Dornwald ging, der hatte in sieben Jahrn kein Laub getragen! Jesus und Maria.
- Was trug Maria unterm Herzen? Kyrie eleison! Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen. Jesus und Maria.
- Da haben die Dornen Rosen getragen; Kyrie eleison! Als das Kindlein durch den Wald getragen, da haben die Dornen Rosen getragen! Jesus und Maria.
Details
- Datum: 19. Dezember 2021
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Lukas 1,39-45