Predigt Ostern ist eine Zu-mut-ung
Beschreibung
Predigt Ostern 2024 Ostern ist eine Zu-mut-ung
Evangelium: Johannes 20,1-18
Ostern ist eine Zumutung im doppelten Sinn. Zunächst: Da wird uns und unserem Glauben etwas zugemutet und dann: Ostern gibt Mut und schenkt Mut. Diese Doppelbedeutung möchte ich euch am Osterfest 2024 heute mitgeben.
Karfreitag ist eine Zumutung
Starten wir mit der Zumutung eines Gottes, der am Kreuz stirbt. Wir dürfen das Kreuz nicht verharmlosen. Denn ehrlich: Was ist das für ein Gott, der als Verbrecher am Kreuz stirbt!
Im Jahr 1856 fanden Archäologen auf dem Palatinhügel in Rom bei Ausgrabungen eines ehemaligen Wachlokals für Soldaten auf eine Kritzelei an einer Wand. Und sie erkannten eine Kreuzesdarstellung aus dem frühen zweiten Jahrhundert (ca. 125 n. Chr.). Noch mehr staunten sie, als sie bemerkten, dass die Figur am Kreuz mit einem Eselskopf dargestellt ist. Daneben steht ein junger Mann, der zum Gekreuzigten mit dem Eselskopf aufblickt und grüßend, betend die Hand zu ihm erhebt. Darunter steht in griechischer Sprache geschrieben: „Alexamenos sebete theon“, zu deutsch: Alexamenons betet (seinen) Gott an.
Kein Wunder, dass einige Jahrhunderte in der christlichen Kunst keine Kreuze gemalt wurden. Kein Wunder, dass sich die Christen teilweise wegen der Kreuzigung Jesus schämten oder darüber verspottet wurden.
Auch im Blick auf die Auferstehung gilt ähnliches: An einem Gott zu glauben, der tot war und dann auferstanden ist, widerspricht unserer Logik und ist genauso eine Zumutung. Bei Begräbnisgesprächen sagen das manchmal auch die Leute: Wie soll das gehen, dass jemand tot war und dann wieder lebt. Schön wärs!
Nicht nur die Athener spotteten, als Paulus vor 2000 Jahren von der Auferstehung Jesu sprach. Sie meinten: darüber wollen wird ich ein andermal hören. (Apostelgeschichte 17,32)
Wir sehen: Die Botschaft von Karfreitag und Ostern fordert heraus.
Gerade deswegen ist es wichtig, dass wir genau hinschauen, was Jesus getan hat und warum er es getan hat. Wir dürfen Ostern nicht als liebliches Frühlingsfest abtun. Dann würden wir die Zumutung und die springenden Punkte übersehen.
Ostern ist eine Zumutung, die uns Mut zuspricht
Hier komme ich zur anderen Seite der Medaille, zur Osterbotschaft, die uns gerade aufgrund der göttlichen Dramaturgie Mut zuspricht und Mut schenkt.
In Jesus begegnet uns ein sympathischer Gott, weil er unsere Krisen und Ängste nicht nur von einem fernen Himmel aus kommentiert, sondern selbst in den tiefsten Dreck unserer Menschheit hineinsteigt. Mit seiner Liebe ohne Widerruf durchbricht Jesus den Kreislauf der Gewalt und des Hasses. Jesus ist für mich der größte Liebhaber der Welt und die glaubwürdigste Person, die es gibt. Auch deswegen, weil er den Weg durch die Karwoche zum Osterfest gegangen ist.
Ich höre immer wieder den Satz „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ Damit drücken Menschen aus, dass sie nicht aufgeben und trotz Niederschlägen weitermachen wollen. Das ist erfreulich, aber als Begründung auf Dauer zu wenig. Die letzte Begründung ist für mich klar: Jesus ist der Grund unserer Hoffnung. Weil Jesus durch Leiden hindurch zur Auferstehung gegangen ist, hat alles ein gutes Ziel und im Letzten sogar einen Sinn. Sie sehen: Ostern ist eine Zu-mut-ung, die uns Mut zuspricht.
Der Auferstandene ermutigt Maria Magdalena
Die Osterberichte der Bibel erzählen uns Mut-geschichten, die uns Mut zu-rufen, zu-flüsten, zu-sagen und zu-singen.
Von den biblischen Personen, die dem Auferstandenen begegnen, können wir viel Mut lernen. Blicken wir auf die erste Botin der Auferstehung, auf Maria Magdalena, von der wir zu Recht immer am Ostersonntag hören.
- Zunächst fällt auf, dass sie treu bei Jesus bleibt. Sie steht unter dem Kreuz und rennt nicht wie die Jünger davon. Mut!
- Selbstverständlich kommt sie auch zum Grab, um ihren Schmerz, ihre Entmutigung, ihre Liebe und Treue zu zeigen. Mut!
- Am Grab Jesus wird ihr eine ermutigende Begegnung mit dem Auferstandenen geschenkt. Der Wechsel von Trauer und Angst zur Botin der Osterbotschaft zeigt sich im Text u.a. darin, dass sie sich zweimal umdreht (V 14, V 16). Ich finde den Gedanken so schön: wir müssen uns wie Maria Magdalena manchmal umdrehen und den Blickwinkel ändern. Um Jesus zu sehen und zu erkennen, braucht es einen Perspektivenwechsel. Bei Maria Magdalena hat es geklappt: Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.
Ja, Ostern ist eine Zumutung im doppelten Sinn.
Die herausfordernde Botschaft von Kreuz und Auferstehung lädt ein, noch genauer Hinzuschauen, warum Jesus das getan hat.
Die ermutigende Botschaft gibt Mut und Halt, auch wenn es ringsherum haltlos wird.
In diesem Sinn wünsche ich euch: Ermutigende Ostern 2024.
Details
- Datum: 31. März 2024
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Johannes 20,1-18