Beschreibung

Predigt Osternacht 2020 Ostern als Explosion göttlichen Lebens

Evangelium: Matthäus 28,1-8

 

Alle vier Evangelien berichten von der Auferstehung Jesu und vom leeren Grab. Gott sei Dank läuft alles auf diese frohe Botschaft hinaus. Hier einige Besonderheiten zu Matthäus, die uns gerade heuer Trost und Halt schenken können.

 

Gewaltiges Erdbeben

„Und siehe, es geschah ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.“ Das erste Ostern lässt die Erde erzittern. Was hier geschieht, bringt alles Bisherige ins Wanken! Rings um den Tod Jesu verwendet Matthäus noch zweimal das Wort „erbeben“. Beim Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonntag erbebt die ganze Stadt (Mt 21,10), in der Stunde des Todes geschieht Unbeschreibliches: „Und siehe, der Vorhang riss im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich. Die Gräber öffneten sich.“ (Mt 27,51) Was kann dieses Erdbeben und die offenen Gräber für uns heute bedeuten?

Wir alle kennen Betonmauern. Undurchdringlich stehen manche da und zerschneiden sogar Länder der einen Welt in „herüben“ und „drüben“. Der Tod ist für mich wie eine zehn Meter dicke Betonmauer, die unüberwindbar dasteht und „herüben“ und „drüben“ trennt. Ostern ist wie ein großes Loch in dieser Betonwand. Mit dem Tod und der Auferstehung Jesu hat die Mauer des Todes ein Loch, das sich nicht mehr zustopfen lässt. Beim ersten Ostern hat wahrlich „eine Explosion göttlichen Lebens“ (Pfarrer Walter Hümmer) stattgefunden.

 

Fürchtet euch

Die beiden Marias, die zum Grab Jesu kommen, hören zweimal die Worte „Fürchtet euch nicht!“ Der Engel spricht sie damit an, auch der Auferstandene beruhigt sie mit diesen wichtigen Worten. Konnten sie den Trost hören? Oder waren sie so mit ihrem Leid und ihrem Schrecken beschäftigt, dass diese Worte nicht in ihr Ohr, geschweige denn in ihr Herz vordrangen.

Eines ist bei aller Freude über Ostern klar: Wir wären sehr naiv, wenn wir meinen, dass mit der Auferstehung Jesu alle Probleme vorbei seien.

  • Österlich leben heißt heute, sich am Osterlicht orientieren und sich dankbar daran erfreuen.
  • Österlich leben heißt heute, nicht problemfixiert zu leben, sondern auf Lösungen und die Löcher in der Mauer sehen und diese die mutig zu vergrößern. Es ist eine alte Weisheit, dass rings um ein Loch die Steine locker sind und somit leichter beseitigt werden können. Rings um Offenheit und Gelassenheit können Steine der Intrigen und des Neides leichter fallen und sich somit neue Wege öffnen.

Chancen und Möglichkeiten haben wir alle genug dazu.

Geht schnell und sagt es weiter!

Zweimal erfolgen die Worte „Fürchtet euch nicht“. Ist euch schon aufgefallen, dass die Frauen am Ostermorgen auch zweimal einen Auftrag bekommen. Sie sollen zu den Jüngern gehen, ihnen von der Auferstehung erzählen und sie nach Galiläa schicken. Dort werden sie Jesus selbst begegnen.

Ist euch schon aufgefallen, dass der Auftrag an die Frauen nicht heißt, mit viel Fantasie und womöglich noch einigen Halbwahrheiten zu beschreiben, was sie am Grab erlebt haben und wie der leuchtende Engel gekommen ist. Für die Bibel scheint nicht wichtig zu sein, wie die Auferstehung vor sich ging, wie sich das Grab geöffnet hat und wie Jesus auferstanden ist. Der Bibel geht es darum, dass er auferstanden ist. Manches lässt sich sowieso nicht mit unseren Worten beschreiben.

Eine unglaubliche Botschaft! Die Jünger konnten es gar nicht fassen und glauben. Sie glaubten Maria Magdalena nicht und taten ihre Worte als „Frauengeschwätz“ ab.
Erst die persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Jesus schenkte ihnen Glauben. Ich bin überzeugt, dass es uns allen guttun, oft und immer neu die Osterbotschaft Jesu zu hören. Im Blick auf die Aufgabe der Kirche bekräftigte Kardinal König einige Tage vor seinem Tod dieses Anliegen, wenn er sagt: Die Kirche hat als Hauptaufgabe, die Osterbotschaft zu verkünden.

 

Ostern ist nicht abgesagt

Ostern lässt sich nicht stoppen. Ostern lässt sich nicht verbieten. „Jesus, der Auferstandene ist seinen verzagten Jüngern unterwegs und auch zu Hause begegnet. Sind wir dafür offen? Wenn ja, wird sie uns „anstecken“ – die österliche Freude! (Bischof Hermann Glettler)

 

Übrigens: Einige moderne Kreuzesdarstellungen versuchen den Gedanken vom Loch in der Mauer folgendermaßen auszudrücken. Anstelle einer Christusfigur am Kreuz haben sie die Umrisse von Jesus einfach aus dem Holzes- oder Metallbalken ausgeschnitten oder sogar das ganze Kreuz als Öffnung in einer Mauer gestaltet. Manchmal sind die Kreuze zusätzlich so aufgestellt, dass durch die Öffnung von hinten her das aufgehende Licht der Sonne strahlt und somit den Karfreitag mit Ostern verbindet.

 

Wenn ich heute Ostern feiere, dann geht mir auf:

Auferstehung ist nicht nur ein Ereignis jenseits der Todesgrenze.

Das ganze Leben Jesu war ein Auferstehen,

ein Aufstehen für Gerechtigkeit und Güte,

ein Aufstand gegen den Tod in all seinen Formen:

Jesus hat schon zu Lebzeiten Mauern gesprengt und Menschen vereinigt.

Sein Einsatz für österliches Leben geht weiter.

Wir können täglich dabei mithelfen. Die Chancen dazu sind hundertprozentig.

Details
  • Datum: 12. April 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 28,1-8