Predigt Nicht beschämen, sondern fördern
Beschreibung
Predigt Nicht beschämen, sondern herausfordern
Evangelium: Lukas 19,1-10; So 30. Oktober 2022
Haben sie es schon einmal erlebt, dass sie beschämt worden sind, öffentlich in einer großen Runde oder vor jemand anderem oder unter vier Augen?
Haben sie selber schon jemanden beschämt, um ihm etwas auszuwischen, weil sie zornig waren, vielleicht auch, ohne es zunächst zu merken.
Ich nehme an, wir könnten da alle einiges erzählen und auch von den tiefgehenden Folgen berichten.
Beschämt zu werden gehört zu den Dingen, die sehr weh tun, zutiefst verletzen und Menschen total verunsichern. Nach dieser Erfahrung ziehen sich viele äußerlich und innerlich zurück und wollen sich nicht mehr aktiv einbringen.
Es ist spannend, die Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus unter dem Blickwinkel „Wird da jemand beschämt“ zu betrachten.
Es ist spannend zu schauen, WIE Jesus dem Zachäus begegnet und WARUM er so handelt, als die Methode der Begegnung Jesu und der Grund, warum er so handelt
Wie begegnet Jesus dem Zachäus – Methode seines Handelns
Da fällt sofort Markantes auf:
- Jesus beginnt nicht mit Besserwissen: Zachäus, ich habe dich schon gesehen. Du brauchst dich nicht zu verstecken. Meinst du, dass ich dich nicht gesehen habe und nicht alles schon weiß. Glaubst du, dass ich so dumm bin.
- Jesus beginnt nicht mit Forderungen: Du musst dich ändern. Du musst sozialer und ehrlicher werden. Du musst das Geld sofort zurückgeben.
- Jesus beginnt auch nicht mit Bedingungen: Wenn du das und das tust, dann können wir miteinander reden und ich bin dann so gnädig, zu dir zu kommen.
- Nein, Jesus beginnt mit einer Selbsteinladung: Komm schnell herunter, ich muss heute bei dir zu Gast sein.
Zachäus darf etwas tun, was er gut kann und muss nicht sofort Dinge tun,
die er verlernt hat. Jesus ist alles andere als beschämend.
Bei Zachäus – und nicht nur bei Zachäus- hat dieses wertschätzende Handeln Jesu mehr Erfolg als Beschämen, Besserwissen, Fordern oder Bedingungen-Stellen.
- Durch die wertschätzende Selbsteinladung wurde Zachäus ein anderer.
- Seine guten Seiten kamen ans Tageslicht.
- Zachäus ist überwältigt und fähig, schnell zu entscheiden.
Der Menschensohn ist gekommen um … WARUM handelt Jesus so?
Jesus lädt sich bei Zachäus nicht nur deswegen ein, weil er nett sein will. Das ist viel, wäre aber nicht alles. Nein, es hat noch viel tiefergehende Gründe
Die beiden letzten Sätze, die wir oft überhören, sagen es ganz klar:
Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. (V9-10)
Fällt euch der springende Punkt auf?
Jesus geht viel tiefer und betont die Würde jedes Menschen und dass er als Menschensohn gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Das ist viel mehr als der große Vorsatz von Zachäus, sich zu bessern.
Diese Begründung Jesu ist nachhaltiger, sogar über die Jahrhunderte heraus bis zu uns.
Wie unterstützen wir andere
Es heißt, dass die Wüstenväter in der Beratung der Menschen mit allen Mitteln versucht haben, die Beschämung anderer Menschen zu vermeiden.
Es ist einmal interessant zu schauen, wie wir versuchen, Menschen zu helfen:
mit Tipps, mit Ratschlägen, die oft mehr Schläge als Rat sind, mit Aufgaben
Was hat am meisten positiven Erfolg?
Die Botschaft des heutigen Evangeliums ist klar: Zachäus darf etwas tun, was er gut kann und muss nicht sofort Dinge tun, die er verlernt hat. Das ist eine heilsame Botschaft.
So zwei Tipps für diese Woche:
Bitten wir Menschen um etwas, das sie gut können.
Vertrauen wir, dass Jesus nicht nur deswegen nett ist, weil er gut aufgelegt ist, sondern deswegen, weil er gekommen ist um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Mach mir Sehnsucht
Komm zu mir, wie zu Zachäus.
Damit ich neu werde unter deinem Blick.
Mach mir Sehnsucht wie Zachäus.
Damit ich heute nicht sein muss, was ich gestern war.
Mach mir Sehnsucht wie Zachäus.
Damit ich werde, wie du mich willst.
Mach mir Sehnsucht.
Komm, ich brauche dich.
Ich brauche dich so sehr. Hildegard Nies
Details
- Datum: 30. Oktober 2022
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Lukas 19,1-10