Predigt Muttertag 2021

Predigt Muttertag 2021

Evangelium: Johannes 15,9-17; Lesung: 1. Johannesbrief 4,7-10

„Liebt eure Kinder, nicht deswegen, weil sie immer lieb sind, sondern deswegen, weil sie Liebe brauchen.“ so ein Satz, der mir immer wieder einfällt und der für mich eine der größten pädagogischen Weisheiten enthält.

Liebt eure Kinder, weil sie Liebe brauchen

• Die heranwachsenden Kinder brauchen wie eine zarte Blume die Sonne der Liebe; sonst können sie kaum wachsen und verkrümmen sich.
• Es gilt aber nicht nur für die zarten Kinder, sondern auch für uns Erwachsene: Wer von uns braucht nicht das Gefühl angenommen und beachtet zu sein, um glücklich zu sein und wahrhaft Gutes tun zu können.

Liebt eure Kinder, nicht deswegen, weil sie immer lieb sind

Vor Jahren sagte eine engagierte Mutter von drei kleinen Kindern zu mir: „Zum Glück sind wir Mütter so vernarrt in die Kinder. Sonst würden wir manches nicht schaffen.“

• Liebe Mütter! Stimmt dieser Satz? Wann seid ihr schon an die Grenzen gekommen? Ich empfinde es als entlastend, wenn man nicht so tut, als ob die Kinder immer nett wären und gute Eltern von Kleinkindern oder großen Kindern nie nervlich an die Grenze kommen dürfen.
• Zum Glück haben viele Eltern mit ihren Kindern viel Freude und erleben voll Stolz, wie sie heranwachsen und vertrauensvoll und erfolgreich das Leben wagen.
• Andererseits wäre es gefährlich und wahrlich bedrückend, wenn wir Kinder nur lieben, wenn sie nett und pflegeleicht sind und in der Schule gute Noten bringen

Vielleicht denken sie sich jetzt: Was hat das alles mit Muttertag und was mit den Bibelstellen des heutigen Sonntags zu tun?

Ich möchte einige der Bibelworte nochmals vorlesen und bitte euch, sie mit dem Satz „Liebt eure Kinder, nicht deswegen, weil sie immer lieb sind, sondern deswegen, weil sie Liebe brauchen.“ gedanklich zu verbinden:

• Wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott,
• Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat
• Gott ist die Liebe
• Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.
• Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
• Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt

Gottes Liebe als Begründung für unsere Liebe

Für mich sind die großen Bibelworte des heutigen Sonntags nicht nur die Botschaft von einem großen und unendlich liebenden Gott, sondern auch die letzte und tiefste Begründung für unsere Liebe zu den Menschen und für die Liebesfähigkeit überhaupt:

• Man kann den Satz „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ auch übersetzen mit: „Liebt einander, weil ich euch geliebt habe.“
• Das heißt: Weil Gott uns schon vorher geliebt hat, deswegen sind wir Menschen erst recht zu Liebe fähig und berufen,
• Da steht die Einladung, an der Liebe Gottes selber Kraft zu schöpfen, damit die eigene Liebe nicht ausgeht. Das ist motivierend und entlastend.
• Da wird in diesen Bibelworten nicht Höchstleistung zu 120% gefordert, sondern die treue Weitergabe der Liebe Gottes.
• Denn eines ist wahr: Wenn unsere Liebe nur die Antwort auf die Liebe von Menschen ist, dann könnte es manchmal eng und lieblos werden.

Liebe Mütter, liebe Eltern. Ihr gehört zu den großen Boten und Vermittlern, die die vorauseilende Liebe Gottes an die Kinder und Kindeskinder weitergeben. Gott konnte nicht überall sein, deshalb erschuf er die Mütter. Das ist gut so.

Ich möchte den Anfangssatz mit Blick der Eltern auf die Kinder noch umdrehen auf den Blick der Kinder auf die Eltern:

„Liebt eure Eltern, nicht deswegen, weil sie alles richtig machen, aber deswegen, weil auch sie die Liebe brauchen.

Ich weiß von vielen Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen, dass diese die Fehler ihrer Eltern sehr genau kennen und dafür auch Verständnis haben.

Das Kriterium für ihr Reden über die Eltern ist nicht die Frage, ob die Eltern alles richtig machen, sondern ob diese aus einem dankbaren und auch mitfiebernden und mitleidenden Herzen heraus für ihre Kinder da sind.

„Liebt eure Kinder, nicht deswegen, weil sie immer lieb sind, sondern deswegen, weil sie Liebe brauchen.

„Liebt eure Eltern, nicht deswegen, weil sie alles richtig machen, aber deswegen, weil auch sie sie Liebe brauchen.