Beschreibung

Predigt Maria ist wie eine Brunnenschale

Hoher Frauentag 2024 Evangelium: Lk 1,39-56

 

Ich weiß nicht, wer von euch sich schon den neuen Brunnen auf Platz vor der Franziskanerkirche Lienz genauer angeschaut hat. Der Brunnen besteht aus zwei Schalen aus Prägratener Serpentingestein. Die obere Schale ist kleiner, die untere größer. Die obere Schale ist voll mit Wasser. Somit rinnt das Wasser über und tropft in die untere Schale, die auch gefüllt wird. Von dort tropft das Wasser auf den Boden.

Übrigens: auch vor dem WPH Lienz ist ein Brunnen mit Schalen, bei denen das Wasser von einer Schale in die nächste tropft.

 

Die Idee des Brunnens greift einen Gedanken des Hl. Bernhard von Clairvaux auf, der vor fast 1000 Jahren in Frankreich lebte (um 1090) und zu den ersten Mitgliedern des Zisterzienserordens gehörte. Seine großen Gedanken lauten:

„Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale, nicht als Kanal. Bei einem Kanal ist es so, dass er fast gleichzeitig empfängt und weitergibt. Eine Schale aber wartet, bis sie gefüllt ist, bis sie überfließt. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie gesättigt ist, strömt sie zum Fluss.“

Diese Gedanken von der Schale sind für mich ein schönes Bild mit einer großen Weisheit.

 

Maria als Brunnenschale

Ich möchte diese Gedanken von der Schale heute am Hohen Frauentag, am großen Marienfeiertag, auf Maria übertragen. Mir kommt vor, es passt sehr gut, Maria mit einer überfließenden Schale zu vergleichen.

„Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale, nicht als Kanal. Bei einem Kanal ist es so, dass er fast gleichzeitig empfängt und weitergibt. Eine Schale aber wartet, bis sie gefüllt ist, bis sie überfließt. “

 

Maria ist offen ist für das Wirken Gottes und die Gnade Gottes.

Sie ist voll der Liebe Gottes und pfeift nicht aus dem letzten Loch.

Sie hat das Größte empfangen, ihr Kind Jesus Christus.

Sie gibt dieses Größte weiter an die ganze Menschheit.

 

Die Worte des Magnifikats, die wir heute beim Evangelium gehört haben, erzählen von dieser überfließenden Fülle. Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. (Lk 1,46-49)

 

Diese Fülle Marien macht es auch möglich, dass sie voll Hochachtung ihrer Base Elisabeth begegnet und es nicht nötig hat, diese niederzumachen oder narzisstisch selbstverliebt nur sich selbst zu sehen. Auch hier wunderbar und so hilfreich die Worte der Bibel: In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. (Lk 1,39-40)

 

Wir als Brunnenschale

Wir feiern heute den großen Marienfeiertag. Wir tun das nicht nur, um Maria zu ehren, sondern auch im Wissen, dass sie das große Vorbild für uns alle ist.

Heute in der Präfation wird es heißen: „Sie wurde zum Urbild der Kirche in ihrer ewigen Vollendung. Dem pilgernden Volk ist sie ein untrügliches Zeichen der Hoffnung und eine Quelle des Trostes.“

 

Eines der schönsten Komplimente für einen Menschen lautet für mich: Hinter dir kann es wachsen. Wo du bist, kann vieles wachsen.

Das Gegenteil wäre: Du trampelst alles nieder. Neben dir hat niemand eine Chance. Du bist wie ein gieriger Schlund, der alles wegsaugt.

Hinter dir kann es wachsen. Wo du bist, kann vieles wachsen.

Dies gelingt nur, wenn wir eine Schale sind und nicht immer aus dem letzten Loch pfeifen. So ist das heutige Fest auch eine Einladung, sich von der Liebe und Gnade Gottes füllen zu lassen.

Details
  • Datum: 15. August 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 1,39-56