Beschreibung

Predigt Lernstunde bei der Himmelfahrt Jesu

Evangelium: Lukas 24,46-53; 26.5.22

 

Manchmal erzählen mir Menschen ganz genau, dass sie beim Sterben ihrer Angehörigen dabei waren und diese Stunde trotz aller Trauer eine ganz wichtige Stunde für ihr Leben geworden ist.

So möchte ich heute die Stunde am Sterbebett mit der Stunde des Abschiedes bei der Himmelfahrt Jesu vergleichen. Ich bin überzeugt: Die Jünger haben in dieser Stunde nicht nur eine Sternstunde erlebt, sondern auch sehr viel für ihr Leben gelernt haben. Vier Lernstunden möchte ich herausgreifen:

 

Stunde des Loslassens

Die Himmelfahrt Jesu ist nicht nur ein beeindruckendes Ereignis, sondern auch eine Stunde des Abschiedes. Schon beim letzten Abendmahl hat Jesus die Jünger darauf vorbereitet, dass er bald sterben wird. Sein Tod war dann sowieso der Schock. Und jetzt heißt es für die Jünger wieder Abschiednehmen und Loslassen.

Ob wir es wollen oder nicht: Abschiednehmen und Loslassen gehört zu unserem Leben. Wir müssen es immer wieder einüben, auch um mit großen Abschieden besser umgehen zu können.

 

Stunde der Dankbarkeit

Der letzte Satz des heutigen Evangeliums, der zugleich der letzte Satz des Lukasevangeliums ist, lässt etwas von dieser Besonderheit anklingen:

Sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.

Die Jünger haben sicher in dieser Stunde an viele Erlebnisse mit Jesus gedacht.

Wenn wir an unsere Verstorbenen denken, dann bitten wir, dass sich Schritt für Schritt die Trauer in Dankbarkeit verwandelt, in Dankbarkeit an wichtige Momente.

 

Stunde, die wahren Werte zu erkennen

Beim Tod eines Menschen wird den meisten von uns klarer, was wichtig und was nebensächlich ist.

Auch bei der Himmelfahrt Jesu geht es nicht um belanglose Nebensächlichkeiten. Jesus betont nochmals, warum er in die Welt gekommen ist, nämlich um diese Welt, die so oft mit Streit und Hass in eine Sackgasse gerät, zu retten und auch zur Umkehr aufzurufen. Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden.  Er verspricht den Jüngern und nicht nur den Jüngern als Hilfe dazu den Hl. Geist:

Und siehe, ich werde die Verheißung meines Vaters auf euch herabsenden. Ihr aber bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet!

Stunde der Sendung

Jesus verlangt von den Jüngern nicht, dass sie ständig an die letzten Jahre denken und in der Vergangenheit leben. Ganz im Gegenteil: Er will, dass sie nach vorne schauen und ihre Aufgabe erfüllen, Zeugen zu sein.

Auch Verstorbene wollen nicht, dass wir in der Vergangenheit leben, sondern an die Lebenden denken und uns für sie einsetzen: die Enkelkinder, Menschen, die ihnen wichtig waren.

 

Die Himmelfahrt Jesu und das intensive Erlebnis, beim Tod eines Menschen dabei zu sein. Das sind prägende Stunden und auch große Lernstunden:

Eine Lernstunde des Loslassens

Eine lernstunde der Dankbarkeit

Eine Lernstunde das Wesentliche im Blick zu haben

Und eine Lernstunde, meine Aufgabe für die Zukunft klarer zu sehen.

 

In diesem Sinn wünsche ich uns allen ein gutes Fest Christi Himmelfahrt.

 

 

Details
  • Datum: 26. Mai 2022
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 24,46-53