Beschreibung

Predigt Lebensrettende Träume des Hl. Josef

Evangelium: Matthäus 1,18-24, 4. Adventsonntag 22.12.2019

 

Schon zum dritten Mal hatte er denselben Traum. Er solle von Krakau nach Prag gehen und dort unter der Karlsbrücke graben. Dort liege ein großer Schatz verborgen. So machte sich der Rabbi Eisik, Sohn Jekels, von Krakau aus auf den Weg. In Prag angekommen stellte er fest, dass die Brücke von Soldaten bewacht wird. So schlenderte er tagelang um die Brücke herum in der Hoffnung, dass er einen günstigen Augenblick erwische. Der Hauptmann der Wache bemerkte, dass er ständig rings um die Brücke herumschleicht und sagte: “Was lungerst du bloß hier herum?” Dem armen Rabbi blieb nichts anderes übrig, als seinen Traum zu erzählen. Der Hauptmann konnte das Lachen kaum unterdrücken. „Und ich träume ständig davon, dass ich nach Krakau gehen und dort unter dem Ofen im Haus des Rabbi Eisik nach dem Schatz graben soll, der dort versteckt sei.“

Da ging der Rabbi nach Hause und grub unter dem Ofen seines Hauses. Und wahrlich: Er fand den Schatz und baute mit dem Geld das Bethaus, das “Reb Eisik Reb Jekels Schul” heißt. Seine Lebensdevise hieß fortan: „Der Schatz ist an dem Ort zu finden, wo du lebst!“ (alte chassidische Geschichte)

 

Rabbi Eisik nimmt seine Träume ernst und macht sich auf einen langen Weg.

Der Hauptmann tut sie als Hirngespinst und Rauch und Schall ab und kann über seine Träume nur lachen. Soweit so gut.

 

Und wie geht es euch mit den Träumen? Träumen sie manchmal?

Sind es komische Träume oder sogar Albträume? Tauchen irgendein Erlebnis und Motiv immer wieder auf und zeigt, dass sie etwas sehr beschäftigt?

Mit Träumen sind ja nicht nur die Träume in der Nacht gemeint, sondern auch die Wünsche und Träume, die ich für mein Leben habe, vielleicht auch für meine Kinder, für unser Land, für die ganze Welt.

Eine Sache ist klar: Wenn wir keine Träume vom Leben mehr haben, dann gelingt es wohl kaum, positive Schritte zu setzen. „Menschen ohne Träume sind wie ein Vogel ohne Flügel“ sagt schon ein Sprichwort.

 

Matthäus – ein Traumevangelium

Ich möchte den Blick auf das heutige Evangelium über das Handeln von Josef richten und überhaupt auf das Matthäusevangelium:  Hast du gewusst, dass im Matthäusevangelium mehrfach Träume vorkommen: Träume geben dem Hl. Josef, den Weisen aus dem Morgenland und der Frau des Pilatus wertvolle Handlungsanweisungen.

 

Josef

Dreimal sagt Gott dem Josef im Traum, was er tun soll.

Dreimal handelt Josef ohne lange herum zu tun,

und dreimal tut er das Richtige.

Josef bleibt bei seiner Verlobten Maria, obwohl sie ein Kind erwartet, das nicht von ihm ist.

Josef flüchtet mit seiner Familie nach Ägypten und rettet das Kind vor König Herodes, der es umbringen will.

Im 3. Traum bekommt Josef den Hinweis, dass Herodes tot ist und somit die Gefahr vorbei ist. So kann seine Familie von Ägypten wieder in die vertraute Heimat in die Stadt Nazareth zurückkehren.

 

Weise aus dem Morgenland

Auch die Weisen aus dem Morgenland treffen eine lebensrettende Entscheidung aufgrund eines Traumes. Nachdem sie das Jesuskind in Betlehem gefunden haben, heißt es in der Bibel: Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. (Mt 2,12)

 

Frau des Pilatus

Beim dritten Beispiel wird der Traum nicht beachtet:

Es heißt beim Prozess Jesu: Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten! Ich habe heute seinetwegen im Traum viel gelitten (Mt 27,19)

Es ist für mich eine spannende Frage: Was wäre, wenn nicht nur Josef und die Weisen aus dem Morgenland, sondern auch Pilatus auf die Träume vertraut hätte?

 

Meine Träume und meine Verantwortung

Die Träume, von denen ich heute erzählt habe, zeigen uns auf jeden Fall eines:

Es stimmt nicht, dass wir im Leben nichts entscheiden können oder dass eh egal ist, was wir tun.

Nein, wir sind auf der Welt, um das Leben vertrauensvoll in die Hand zu nehmen und unseren Teil zu gestalten.

Wir müssen nicht die Rolle der anderen, auch nicht die Rolle Gottes übernehmen, aber unsere eigene.

Wenn wir das nicht tun, dann gleichen wir Vögeln ohne Flügel.

Details
  • Datum: 22. Dezember 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 1,18-24