Predigt Jedermann – zu wem halte ich und wer hält zu mir?

Predigt Jedermann – Zu wem halte ich und wer hält zu mir?

Evangelium: Matthäus 16,13-20; So 27.8.2023

Ich hatte diese Woche die Gelegenheit, wieder einmal am Domplatz in Salzburg das berühmte Theaterstück Jedermann von Hugo von Hofmannsthal zu sehen. Viele von euch kennen vermutlich das Stück.

Jedermann – der Name steht für jeden Mann und jede Frau – ist ein reicher Mann, der gerade dabei ist, ein neues großes Lustschloss in seinem Garten zu planen. Mit seinen Freunden feiert er gerne große Feste, mittendrin die Buhlschaft, seine Geliebte. Seine Mutter mahnt ihn, dass er den oberflächlichen unmoralischen Lebenswandel aufgeben soll. Die Worte der Mutter nerven ihn, er schickt sie weg. Auch die Bettler, die zu seinem Haus kommen, verschickt er mit dem Argument, dass er selbst so große Ausgaben hat und deshalb nichts zum Spenden übrighat.

Dann ändert sich alles ruckartig. Bei einer Feier hört Jedermann Glocken und Stimmen und den wiederholen Ruf „Jedermann!“ Die Freunde hören nichts, sie erklären ihn für krank und versuchen ihn in ihrer oberflächlichen Art zu beruhigen.

Und wirklich: Bald nachher steht der Tod vor ihm. Jedermann bekommt einen Tag Schonfrist, um sich Hilfe zu holen und so manches in seinem Leben zu klären. Als erstes fragt er seinen Gefährten, mit dem er vorher vieles besprochen und geplant hat, ob er mit ihm zum Tod geht. Dieser schleicht sich davon. Auch seine Freunde suchen alle möglichen und unmöglichen Ausreden und lassen ihn im Stick. Dann erscheint der Reichtum mit Prunk und Klamauk. Auch er will nicht bei Jedermann bleiben und meint nur: „Nicht du besitzt mich, sondern ich besitze dich.“

So liegt Jedermann alleingelassen und verzweifelt am Boden. Nun kommen die zerbrechlichen Taten der Barmherzigkeit, die er im Laufe seines Lebens geleistet hat. Jedermann merkt, dass ihn diese nicht retten können. Zuletzt kommt der Glaube und erinnert ihn an die Erlösung durch Jesus Christus, an Jesu Leiden und Sterben für die ganze Menschheit. Jedermann kann noch nicht glauben.

So kommt genüsslich der Teufel, um die fette Beute, die ihm sicher scheint, zu holen. Der Glaube und die Werke der Barmherzigkeit lassen ihn nicht zu Jedermann vordringen und bewirken, dass der Teufel verärgert abziehen muss.

Zuletzt findet Jedermann doch noch zum Glauben – heuer in der Inszenierung auch dadurch dargestellt, dass er jetzt zum Schluss weiße Kleider trägt. Der Glaube und die Werke der Barmherzigkeit begleiten ihn zum Tod und zu Gott.

Das Theaterstück Jedermann stellt uns allen die Frage, was im Leben wirklich wichtig ist und was schlussendlich hält und zählt. Es stellt und auch die Frage, ob ich Menschen habe, die in Freud und Leid zu mir halten und ob ich ein Mensch bin, auf den sich andere verlassen können.

Jesus hält zu mir

Und hier komme ich zum heutigen Evangelium, in dem Jesus die Jünger fragt: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Im letzten geht es um die Frage: Was gibt deinem Leben Sicherheit und Beständigkeit? Was ist das Wichtigste? Was zählt, auch im Angesicht von Unglücken, Katastrophen, dem Tod lieber Menschen und dem eigenen Tod.

Jesus will, dass sie Jünger ihre Hoffnung auf ihn setzen.

Jesus will, dass wir unsere Hoffnung auf ihn setzen.

Auf die Frage „Was hältst du von Jesus“, antwortet jemand: Er ist jemand, der mich hält.“

Im Theaterstück Jedermann versucht der Glaube, dieses große Geschenk Jesu dem Jedermann zu erklären. Jedermann kann es nicht glauben, er hält er für leeres Geschwätz und zweifelt, ob Jesus einen Halunken wie ihn noch rettet.

Wer hält zu mir und zu wem halte ich?

Die Frage ist berechtigt:

• Glaube ich, dass Jesus auch mich erlöst hat und erlösen will?
• Welche Folgen hat dieser Glaube? Es wäre komisch, wenn ich davon ableite, dass es egal ist, was ist tue, weil mich schlussendlich Jesus sowieso noch rettet.

Die Folge muss vielmehr sein, dass ich befreitet lebe und den Blick für das Wesentliche im Leben nicht verliere.

Die Folge muss sein, dass ich ein Mensch bin, auf den sich die anderen verlassen können und auf den sich Gott verlassen kann.