Beschreibung

Predigt Herzjesu, Gewalt und Versöhnung. Herzjesufest 2024

Lesung: Hosea 11,1-9; Evangelium: Johannes 19,31-37

 

Abgehauen! Nach jahrelangen Auseinandersetzungen und Konflikten mit seinem Vater war der Sohn von Zuhause ausgerissen. Tagelang wartete der Vater auf ein Lebenszeichen von ihm. Nichts! So machte er sich auf die Suche nach dem verloren gegangenen Sohn. Umsonst! Schlussendlich kam der Vater auf die Idee, ein Zeitungsinserat aufzugeben: „Lieber Paco! Ich würde dich gerne treffen. Auf dem Hauptplatz in unserer großen Stadt, vor dem Glockenturm, am kommenden Sonntag um die Mittagszeit. Ich vergebe dir alles! Und ich liebe dich. Dein Vater.“

Um die Mittagszeit am Sonntag erschienen etwas 800 Männer und Burschen. Sie alle hießen Paco. Und sie alle erwarteten sich Vergebung und die Liebe ihres Vaters. (Jozef Niewiadomski, in: Schlusspunkt, Tiroler Sonntag 6. Juni 2024)

 

Warum erzähle ich diese Geschichte, die ich von Jozef Niewiadomski im Schlusspunkt des Tiroler Sonntags übernommen habe und die oft in Spanien erzählt wird. Dort haben viele Buben und Männer den Namen Paco, eine Kurzform von Francisco, also Franz.

 

Sie hat zunächst etwas mit dem heutigen Vatertag zu tun und erzählt davon, dass die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen nicht immer leicht ist.

Sie hat für mich auch sehr viel zu tun mit der heutigen Herzjesu Fest und den heutigen Bibelworten. So möchte ich sie mit den Bibelworten und dem Herzjesu Fest verbinden.

 

Herzjesu und Versöhnung

Im Bild der Beziehung von Eltern zu den Kindern bringt die Lesung zum Ausdruck, wie Gott um seine Menschen ringt und nicht aufgibt. Es zahlt sich aus, diese Worte aus Hosea immer wieder zuhören:

Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, ich rief meinen Sohn aus Ägypten. Je mehr man sie rief, desto mehr liefen sie vor den Rufen weg: Den Baalen brachten sie Schlachtopfer dar, den Götterbildern Räucheropfer. Ich war es, der Efraim gehen lehrte, der sie nahm auf seine Arme.

Sie aber haben nicht erkannt, dass ich sie heilen wollte. Mit menschlichen Fesseln zog ich sie, mit Banden der Liebe. Ich war da für sie wie die, die den Säugling an ihre Wangen heben.  Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.

Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie dich ausliefern, Israel?

Gegen mich selbst wendet sich mein Herz, heftig entbrannt ist mein Mitleid.

 

Wir erleben hier einen Gott mit einem großen ringenden Herz.

Dieser Gott lebt nicht nach dem Motto: „Du brauchst ein dickes Fell!“

Er hat auch kein erhärtetes Herz: Mir ist alles egal.

 

Vor Jahren hat mich in der Volksschule ein Bub im Angesicht von Gewalt in der Welt gefragt: Reicht es Gott nie?

Ich habe darauf geantwortet: Ich glaube, dass es Gott oft reicht. Aber der Unterschied zu uns Menschen ist der, dass Gott dann nicht einfach dreischlägt, sondern das tut, was am meisten zum Positiven hilft.

 

Herz Jesu und Versöhnung. Wie wäre es, das heutige Herzjesu Fest für ein Wort der Versöhnung zu nützen! Das ist mehr als vieles andere.

 

Herzjesu und Gewalt

Am letzten Freitag haben wir der Schülermesse in Oberlienz die Bibelworte vom Herzjesufreitag verwendet.

Anschließend an die Messe kam folgende Rückmeldung einiger Eltern:

Dieses Evangelium war aber grausam, dass den Gekreuzigten die Gebeine gebrochen wurden und dem Jesus mit der Lanze ins Herz gestochen wurde.

Das ist doch grausam, wo ist hier die Frohbotschaft.

Ich kann diesen Eltern nur Recht geben. Das Geschehen am Kreuz ist grausam. Und dass Menschen die Gebeine zerbrochen werden und dem Jesus die Lanze ins Herz gestoßen wird, ist alles andere als eine Frohbotschaft.

Was ist aber dann die Botschaft: Es  ist die Tatsache, dass Jesus nicht an der Gewaltspirale weiterdreht, sondern versöhnt, heilsam wirkt.

 

Wir erleben hier einen Gott mit einem verwundbaren Herz, der sogar bereit ist, sein Herz durchbohren zu lassen. Dieser Gott hat kein unverletzliches Herz aus Stein oder in einem Panzer.

 

 

Herzjesu und Gewalt: Es berührt mich ganz eigenartig und verunsichert mich auch, dass ausgerechnet das Herzjesu Fest immer wieder missbraucht wurde, um Kriegsgewalt und Hetzereien gegen andere zu rechtfertigen und zu fördern.

 

So auch hier eine Frage als Anregung:

Wie wäre es, das heutige Herzjesu Fest für die Frage zu nützen: Wie halte ich es mit der Gewalt und Gewaltlosigkeit? Welches Herz möchtest du haben angesichts der Situation unserer Welt, ein ringendes Herz oder ein Herz mit einem dicken Fell? Ein verletzbares Herz oder ein Herz aus Stein?

 

Details
  • Datum: 9. Juni 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 19,31-37