Beschreibung

Predigt Herz Jesu Fest 2022

Lesung: Ezechiel 34,11-16; Evangelium: Lukas 15,3-7

 

Vermutlich waren alle von euch schon einmal beim Helenenkirchl am Fuß der Schleinitz. Kennt ihr die Gründungslegende? Diese erzählt, dass Graf Albert von Görz im Gebiet des heutigen Helenenkirchl auf der Jagd war, aber an diesem Tag kein Wild zu finden war. Er sah eine Geiß mit zwei Zicklein und erschoss diese in seinem Frust. Bald darauf kam eine alte Frau und jammerte, dass dies ihre Tiere waren und er ihr den ganzen Lebensunterhalt genommen habe.

Was tat der Graf: Er hat nicht Mitleid mit der alten Frau, sondern ganz im Gegenteil: In seinem Zorn erschlug der Graf die alte Frau.

Am nächsten Tag traf der Graf an derselben Stelle ein kleines Mädchen, dass ihm erzählte, ein böser Mann habe ihre Großmutter getötet. Aus Reue nahm der Graf das Mädchen zu sich aufs Schloss Bruck, heirate es später und ließ zur Sühne das Helenenkirchl erbauen.

 

Hartherziger Graf

  • Wir sehen in dieser Grundungslegende die sogenannten „Sorgen“ des reichen Grafen. Sein großes Problem besteht darin, dass er heute bei der Jagd nichts gefangen hat. Wie es den anderen geht, scheint ihn nicht zu beschäftigen, geschweige denn zu interessieren.
  • Wir sehen das Ausgeliefertsein der alten Frau. Mit der Geiß und den zwei Zicklein hat sie das Notwendigste vom Notwendigen zum Leben. Und sogar das wird ihr vom reichen Grafen noch genommen.
  • Wir sehen die Ehrlichkeit und Direktheit des Kindes. Es erzählt sofort, dass ein böser Mann seine Großmutter getötet hat. Wenigstens das Kind scheint die Hartherzigkeit des Grafen aufbrechen zu können. Er zeigt Reue und versucht, einiges seiner Hartherzigkeit wieder gut zu machen.

Ich glaube, zu all diesen Bereichen fallen uns viele Beispiele von heute ein.

Warum erzähle ich diese Gründungslegende vom Helenenkirchl heute am Herzjesufest. Zum einen, um den Gegensatz zwischen Hartherzigkeit oder Selbstverliebtheit und Herzlichkeit aufzuzeigen, und zum anderen, um die Frage aufzuwerfen: Was sagt Gott dazu? Was tut Gott? Warum greift Gott nicht schneller ein?

 

Herz Gottes

Manchmmal frage ich mich, wie es Gott mit den vielen Fehlern der Menschen geht.

Dass Gott ein Herz für die Menschen hat, davon spricht das alte Testament mehrfach. Obwohl sich das Volk immer wieder von ihm abwendet, bricht Gott seine Treue und Liebe nicht. Beim Propheten Jeremia lesen wir etwa die Worte Gottes über sein Volk:

Denn sooft ich ihm auch Vorwürfe mache, muss ich doch immer wieder an ihn denken. Deshalb tobt es in meinem Inneren, ich muss mich seiner erbarmen – Spruch des Herrn. (Jeremia 31,20)

 

Oder auch die heutige Lesung vom Propheten Ezechiel. Wir haben dort gehört, wie Gott darunter leidet, dass die Hirten Israels nicht an die Menschen denken, sondern nur an den eigenen Vorteil. Gott verspricht, selber der oberste Hirte zu sein:

Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber werde sie ruhen lassen - Spruch GOTTES, des Herrn. Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen. Doch das Fette und Starke werde ich vertilgen. (Ezechiel 34,15-15)

 

Herz Jesu

Am klarsten wird das offene Herz Gottes im Herzen Jesu. Der Lanzenstoß, der die Seite Jesu öffnete, öffnete gleichsam das Herz Jesu.

„Aus seiner geöffneten Seite ströhmen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles.“ beten wir heute am Herzjesufest in der Präfation.

Ja, Jesus ist der Hirte, der das verlorene Schaf sucht und sich nicht mit 10 oder 20 Prozent Verlust abfindet.

 

Ein Herz für die Ärmsten

Heute am Herzjesufest denken wir vorallem an das Herz Jesu für alle Menschen und versuchen, seinen Herzschlag zu spüren. Das ist wichtig, tröstlich und hoffentlich auch ermutigend und motivierend, herzliche Menschen zu sein.

 

Wichtig ist, dass wir die Botschaft des suchenden Gottes nicht vergessen und in unseren Alltag hineintragen.

Und so möchte ich heute mit drei Fragen schließen, die mich oft beschäftigen.

  • Wo gleichen wir dem Grafen Albert, dessen einzige Sorge ist, dass er heute kein Wild gefangen hat und der in seinem Ärger der armen alten Frau noch das Notwendigste wegnimmt?
  • Wer sind die Ärmsten in unserem Dorf und in unserer Pfarre? Was wissen wir von ihnen?
  • Wie können wir ein offenen Herz für sie haben und ihnen helfen?

 

Details
  • Datum: 25. Juni 2022
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Ezechiel 34,11-16