Beschreibung

Predigt Gute Entscheidungen und gute Kommunikation anhand des Apostelkonzils

Lesung: Apostelgeschichte 15; Evangelium: Johannes 14,23-29

Sonntag 26. Mai 2019

 

Folgende Fragen gehören zu den Dauerthemen von uns allen:

  • Wie gelingt es, gute Entscheidungen zu treffen?
  • Wie können wir etwas gemeinsam planen und entscheiden, damit es dann alle mittragen?
  • Wie schaffe ich es, lösungsorientiert zu denken und nicht problemfixiert nichts zu tun und höchstens zu jammern: „Es ist alles so kompliziert.“ „Da kann man nichts machen.“
  • Wie gelingt es, anderen zu sagen, was ich meine. Die Erfahrung zeigt, dass vieles bei den anderen nicht so ankommt, wie ich es meine.

 

Apostelkonzil

In der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte wird uns musterhaft geschildert, wie gute Entscheidungsfindung und Kommunikation gelingen kann.

Wir hören vom sogenannten Apostelkonzil, ca. 50. n.Chr. in Jerusalem.

Es ging dort um eine wichtige Frage: Müssen Heiden, die Christen werden wollen, zuerst Juden werden und sich beschneiden lassen, oder können sie ohne Beschneidung Christen werden?

Das war damals keine Nebensächlichkeit: Immerhin war die Beschneidung das Identitätsmerkmal der Juden. Ich verstehe die Sorge damals: Ist Christentum ohne Beschneidung nicht eine Religion light, ein Ausverkauf des Glaubens, ein Identitätsverlust, ein Wischiwaschi, purer Zeitgeist oder nur ein Kuschelkurs?

Die Fragen wurden in der überraschenden Freiheit des Gottesgeistes und im geschwisterlichen Gespräch untersucht und entschieden.

 

Gute Schritte beim Apostelkonzil

Schauen wir zunächst die Schritte an, wie sie geschildert werden:

Schritt 1: Es kommen Hardliner von Jerusalem nach Antiochia und kritisieren, dass man dort ohne Beschneidung Christ werden kann. Es kommt zu Zwist und Streit.

Schritt 2: Die Gemeinde erkennt, dass sie handeln muss. Paulus, Barnabas und einige andere werden ausgewählt, die Fragen in Jerusalem zu klären.

Schritt 3: Die Abordnung aus Antiochia wird in Jerusalem von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten empfangen und wohlwollend aufgenommen.

Schritt 4: Bei den folgenden Gesprächen in Jerusalem preschen die Hardliner vor. Einige aus der Gruppe der Pharisäer (V 5) leisten heftigen Widerstand und fordern, dass alle beschnitten werden müssen.

Schritt 5: Als Antwort auf diesen Widerstand folgt nicht Schimpfen oder Lähmung oder Ausschluss, sondern gezielte Beratungen der Apostel und der Ältesten.

Petrus, Barnabas und Paulus und Jakobus melden sich mit entscheidenden Wortmeldungen, die dann auch zur Entscheidung helfen.

Schritt 6: Die Apostel und die Ältesten machen zusammen mit der ganzen Gemeinde einen Beschluss. Dieser erfolgt auf zwei Ebenen:

Inhaltlich: Beschneidung ist nicht notwendig, um Christ zu werden.

Beschluss über Kommunikationsart: Der Beschluss wird als Brief formuliert und von Männern aus Jerusalem (Judas Barsabbas und Silas) zusammen mit Paulus und Barnabas nach Antiochia gebracht und dort direkt übergeben und erklärt.

Schritt 7: Zusammenkunft der Gemeinde in Antiochia, direkte Übergabe des Briefes: Judas und Silas sprechen den Christen in Antiochia Mut zu und stärken sie.

 

Blick auf die Methode der Entscheidung und Kommunikation

Dieser Bibeltext schildert einige Erfolgsrezepte, die wichtig sind für ein gutes Miteinander und eine gelungene Entscheidungsfindung:

  • Andere einbinden bei der Klärung: Mit den Betroffenen reden und nicht über sie. Ich darf wichtige Entscheidungen den Betroffenen nicht über die Zeitung oder facebook und twitter mitteilen.
  • Persönliche Kommunikation: Reden und nicht nur über emails, facebook oder twitter kommunizieren. Es geht nicht, dass ich das, was mir an meiner Schwiegertochter nicht passt, mit der Nachbarin bepreche und diese als Botin schicke.
  • Blick für Wesentliches: Was ist das Zentrum, was sind die Prioritäten: Beim Apostelkonzil ist klar: Wir werden nicht gerettet durch die Beschneidung, sondern „Gerettet durch die Gnade Jesu“, „Zum Glauben gelangt durch das Wort des Evangeliums“.

 

Beschluss, der den Verlauf der Geschichte geprägt hat:

Sie gaben ihnen folgendes Schreiben mit: Die Apostel und die Ältesten, eure Brüder, grüßen die Brüder aus dem Heidentum in Antiochia, in Syrien und Kilikien. Wir haben gehört, dass einige von uns, denen wir keinen Auftrag erteilt haben, euch mit ihren Reden beunruhigt und eure Gemüter erregt haben. Deshalb haben wir einmütig beschlossen, Männer auszuwählen und zusammen mit unseren geliebten Brüdern Barnabas und Paulus zu euch zu schicken, die beide für den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, ihr Leben eingesetzt haben. Wir haben Judas und Silas abgesandt, die euch das Gleiche auch mündlich mitteilen sollen. Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge: Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden. Wenn ihr euch davor hütet, handelt ihr richtig. Lebt wohl! (V 23-27)

 

Wir benötigen verschiedene Schritte, um zu guten Lösungen zu kommen:

Welche Schritte kommen bei mir, in der Politik und in der Kirche zu kurz?

 

Gebet für Europa

 

Vater der Menschheit, Herr der Geschichte,

 

Sieh auf diesen Kontinent,

dem du die Philosophen, die Gesetzgeber und die Weisen gesandt hast,

Vorläufer des Glaubens an deinen Sohn,

der gestorben und wieder auferstanden ist.

 

Sieh auf diese Völker, denen das Evangelium verkündet wurde, durch Petrus und durch Paulus,

durch die Propheten, durch die Mönche und die Heiligen.

 

Sieh auf diese Regionen,

getränkt mit dem Blut der Märtyrer,

berührt durch die Stimme der Reformatoren.

Sieh auf diese Völker, durch vielerlei Bande miteinander verbunden und getrennt durch den Hass und den Krieg.

 

Gib uns, dass wir uns einsetzen

für ein Europa des Geistes,

das nicht nur auf wirtschaftlichen Verträgen gegründet ist,

sondern auch auf menschlichen und ewigen Werten:

Ein Europa, fähig zur Versöhnung,

zwischen Völkern und Kirchen,

bereit um den Fremden aufzunehmen,

respektvoll gegenüber jedweder Würde.

 

Gib uns, dass wir voll Vertrauen unsere Aufgabe annehmen, jenes Bündnis zwischen den Völkern

zu unterstützen und zu fördern,

durch das allen Kontinenten zuteilwerden soll

die Gerechtigkeit und das Brot,

die Freiheit und der Frieden.

AMEN

1 Mai 2005 Carlo Maria Cardinal MARTINI (1927-2012)

Details
  • Datum: 26. Mai 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Apostelgeschichte 15