Predigt Großes Glaubensbekenntnis. Christtag 2024
Beschreibung
Predigt Großes Glaubensbekenntnis von Nicäa. Christtag 2024
Evangelium: Johannes 1,1-18
- Ist Jesus Christus Gott? Ist er neben dem Vater ein zweiter Gott, oder als Sohn einfach irgendwie göttlich?
- Woher kommt Jesus Christus? Aus Gott, aus dem Vater, aus sich selbst?
- Wo und wie war Jesus, bevor er Mensch wurde?
Ich weiß nicht, was sie sich denken, wenn ich heute diese Fragen aufwerfe. Manche sagen vielleicht sogar: Wenn ihr Christen keine anderen Sorgen habt als diese Fragen, dann seid ihr glücklich zu preisen. Stimmt. Und gleichzeitig muss ich sagen: Es ist mehr denn je wichtig, dass wir theologische Fragen in unserer modernen Gesellschaft und im Gespräch mit anderen Religionen genau diskutieren und nicht den Stempel bekommen, dass wir Christen uns ein liebliches Weltbild fern aller Wissenschaften zusammenbasteln.
1700 Jahre Konzil von Nicäa
Warum greife ich ausgerechnet heute am Christtag diese Fragen auf? Weil sie mit Weihnachten zusammenhängen und weil wir heuer im Rahmen des Heiligen Jahres ein Jubiläum feiern, nämlich 1700 Jahre Konzil von Nicäa im Jahr 325.
Rings um dieses Konzil beschäftigten sich nicht nur die Theologen mit der Frage, ob Jesus Gott ist oder nicht. Arius, ein engagierter Theologe aus Alexandrien, lehrte, dass Jesus ein Art Supermensch ist, viel höher und wichtiger als die Engel, aber nicht Gott. Er wollte damit die Besonderheit von Jesus unterstreichen und gleichzeitig den Glauben des Judentums an nur einen Gott bewahren. Die hitzigen Diskussionen lösten große Spannungen aus, sodass Kaiser Konstantin im Jahr 325 das erste Konzil der gesamten Kirche nach Nicäa einberief. Nicäa liegt etwas außerhalb der heutigen Stadt Istanbul. Zum Konzil lud Kaiser Konstantin alle 1800 Bischöfe der damaligen christlichen Kirche ein, das waren etwa 1000 im griechischen und 800 im lateinischen Sprachraum. 200–300 der Bischöfe und Kleriker nahmen die Einladung an. Unter anderem war der Heilige Nikolaus bei den Teilnehmern dabei.
Antwort im großen Glaubensbekenntnis
Beim Konzil von Nicäa wurde betont, dass Jesus Gott ist und „gleichen Wesens mit dem Vater“, also viel mehr als ein Supermensch. Die Lehre des Arius wurde verurteilt. Die Diskussionen rings um Jesus gingen trotz der Erklärung des Konzils in den Jahrzehnten nachher weiter.
- So betonte 50 Jahre später das Konzil von Konstantinopel (381 n.Chr.), dass auch der Hl. Geist wesensgleich mit dem Vater und Jesus ist und alle drei zusammen den dreifaltigen Gott bilden.
- Das Konzil von Ephesus erklärte im Jahr 431, dass Maria Gottesgebärerin ist, dass Jesus also schon bei der Geburt Gott war und dies nicht erst später wurde, etwa bei der Taufe oder am Kreuz.
- Das Konzil von Chalzedon schließlich hielt fest, dass Jesus ganz Gott und ganz Mensch ist und bei ihm das Menschsein und das Gottsein unvermischt und ungetrennt anzutreffen ist.
Die Ergebnisse dieser Diskussionen und der vier ersten Konzilien sind im großen Glaubensbekenntnis zusammengefasst: Dieses ist auch im Gotteslob 586/1 abgedruckt. Wir beten es ab und zu bei Festgottesdiensten und gerne bei ökumenischen Gottesdiensten, da es von allen christlichen Kirchen anerkannt wird.
Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Prolog im Johannesevangelium
Der Prolog des Johannesevangeliums, den wir alle Jahre am Christtag hören, ist ein Gedicht und hohen theologischen Aussagen. Er hatte wesentlichen Einfluss auf die Diskussionen und Erklärungen, wer Jesus ist und wie sein Menschsein und sein Gottsein zu verstehen ist.
- Jesus ist Gott: und das Wort war Gott; am Ende des Prologs heißt es nochmals ausdrücklich: Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht (V 18); es gibt wenige Verse in der Bibel, die so ausdrücklich betonen, dass Jesus Gott ist.
- Jesus ist das Wort und auf den Vater hin ausgerichtet: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott.
- Jesus ist seit Anfang an bei Gott: Dieses war im Anfang bei Gott.
- Jesus ist auch bei der Schöpfung beteiligt: Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
- Jesus ist das Licht, das in die Welt gekommen ist: In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst
- Jesus wurde ganz Mensch mit Fleisch und Knochen: Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt
Wer ist Jesus? Wer ist Jesus für dich?
Was hat all das mit Weihnachten zu tun?
Details
- Datum: 25. Dezember 2024
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Johannes 1,1-18