Beschreibung

Predigt Gegrüßet seist du, Maria

Evangelium Lukas 1,39-56; 15. August 2020

 

Heuer war es nicht möglich, das Osterfest mit festlichen Gottesdiensten zu feiern. Zum Glück ist jeder Sonntag ein kleines Osterfest, da wir an jedem Sonntag in der Hl. Messe uns hineinfallen lassen dürfen in die Dynamik, die vom Karfreitag zum Ostermorgen führt.

Zusätzlich gibt es noch ein „Osterfest“ im Sommer und im Herbst. Das Osterfest im Sommer ist heute. Wir feiern, dass Auferstehung nicht nur Jesus betrifft, sondern musterhaft an Maria geschehen ist. Sie wurde mit Liebe und Seele in den Himmel aufgenommen. Zu Allerheiligen feiern wir das Osterfest im Herbst. Auch an uns allen soll die große Verheißung geschehen. Unser Leben hat ein Ziel, ein großes Ziel in Gott.

So möchte ich heute das bekannteste Mariengebet, das Gegrüßet seist du Maria, mit dem Blickwinkel vom heutigen Fest beten und betrachten:

 

Gegrüßet seist du Maria

Wenn ich jemanden grüße und womöglich noch den Namen sage, dann lächeln fast alle Menschen. Sie fühlen sich wahrgenommen und angesprochen.

Die Bibel berichtet, dass der Engel Gabriel zum jungen Mädchen Maria kommt, sie grüßt und anspricht und jene überraschende Botschaft bringt, die ihr ganzes Leben verändert (Lk 1,26-38): Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir! Maria erschrickt,

 

voll der Gnade

Zweimal spricht der Engel von der Gnade: Er redet Maria als Begnadete an und betont dann nochmals: du hast bei Gott Gnade gefunden.

Haben sie in dieser Woche einmal das Wort Gnade verwendet? Wann und wo?

Ich habe den Eindruck, dass das Wort Gnade aus unserem alltäglichen Wortschatz verschwunden ist. Heute sprechen wir von Geschenk.

Das theologische Wort Gnade drückt stärker aus, dass im letzten alles ein Geschenk Gottes ist. Ist das Wort verschwunden, weil für den modernen Menschen alles selbstverständlich geworden ist?

 

der Herr ist mit dir

Der Engel sagt Maria zu, dass sie nicht allein ist. Wer glaubt, ist nicht allein.

Am Ende des Matthäusevangeliums sagt der Auferstanden diese große Zusage der ganzen Menschheit zu: Siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt! (Matthäus 28,20)

 

Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesu

Diese Worte, die im Laufe der Jahrhunderte millionenfach wiederholt wurden, stammen von ihrer Verwandten Elisabet (Lukas 1,42). Wichtig und interessant ist die Begründung: Es geht in diesem Lobpreis nicht so sehr um die Glanzleistungen Mariens, sondern um das Staunen über den Segen und die Gnade Gottes. Wohlgemerkt: Gott wird gepriesen, weil er Maria zur Mutter des Herrn macht.  Nicht umgekehrt: Maria wird gepriesen, weil sie so gnädig und so hilfsbereit ist, die Mutter des Herrn zu werden.

 

Heilige Maria, Mutter Gottes

Die Lauretanische Litanei, die viele ältere Leute noch kennen (Gl 566) kennt viele Titel für Maria: Heilige Mutter Gottes, Heilige Jungfrau, Mutter der Barmherzigkeit, Mutter der göttlichen Gnade; Mutter, du reine; Mutter, du Keusche; Mutter, du viel Geliebte; Mutter des guten Rates, Mutter der schönen Liebe, Mutter des Schöpfers, du Kelch der Hingabe, geheimnisvolle Rose, du elfenbeinerner Turm, du Bundeslade Gottes, du Zuflucht der Sünder, du Trost der Betrübten, du Hilfe der Christen, du Königin der Familien, du Königin des Friedens

Welcher Titel für Maria ist ihnen am liebsten? Ich mag am liebsten: Mutter Gottes.

 

Bitt für uns Sünder

Die Muttergottes wird oft als Schutzmantelmuttergottes dargestellt. Unter ihrem Mantel haben alle Platz: Kinder und alte Menschen, Erfolgreiche und Gescheiterte, Verbrecher und Heilige, Politiker, Schuldirektoren, Pfarrer, Bischöfe, Päpste.

Ich habe den Eindruck, dass die meisten Menschen der Muttergottes mehr zutrauen, dass sie als Mutter ein Herz für alle Menschen hat als dem Jesus oder Gott Vater.

 

Jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen

Maria ist auch Fürsprecherin für eine gute Sterbestunde. Mit der leiblichen Aufnahme Marien in den Himmel wird die christliche Hoffnung gefeiert, dass der Mensch wie Maria mit Leib und Seele auferstehen und ganzheitlich bei Gott weiterleben wird.

 

Hier ist die zentrale Verbindung zur Kräutersegnung: Nach einer Legende haben die Apostel das Grab Marien noch einmal geöffnet und haben dort anstatt des Leichnams nur mehr eine große Menge von duftenden Rosen vorgefunden.

Eine andere Legende erzählt, dass dem Grab Marien in dem Augenblick, in dem sie in den Himmel aufgenommen wurde, ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen entstiegen sei.

 

Wir sehen: An Maria ist musterhaft geschehen, was uns verheißen ist. Die duftenden Blumen erzählen vom Himmel und von der Ernte, die es anfanghaft auch in dieser Welt gibt.

Details
  • Datum: 15. August 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 1,39-56