Predigt Florianisonntag 2019
Beschreibung
Predigt Florianisonntag 2019 Gemeinsam statt einsam
Johannes 21,1-19; Sonntag 5. Mai 2019
Es gibt eine Erzählung, die mit ihrem Autor berühmt geworden ist. Ernest Hemingway und „Der alte Mann und das Meer“: Die Geschichte erzählt von einem alten Fischer, der Zeit seines Lebens vom Pech verfolgt ist. Alles was in unserer Gesellschaft zählt, bleibt ihm versagt. Schließlich setzt er alles auf eine Karte. Er fährt mit seinem kleinen Boot allein auf die hohe See hinaus, viel weiter als je zuvor. Er kämpft dort mit einem Riesenfisch und macht nach einem Kampf auf Leben und Tod den Fang seines Lebens. Beim Kampf mit dem Riesenfisch steht alles auf dem Spiel: Selbstachtung, Erfolg und Überleben. Der Fischer bleibt Sieger, zunächst jedenfalls. Er nimmt den Riesenfisch ins Schlepptau und rudert heimwärts. Da umkreisen Haie sein Boot und fressen seine stolze Beute, Stück für Stück. Nach Tagen kommt er heim, ein geschlagener Mann. Nichts ist ihm geblieben, nur das Gerippe des Fisches.
Und niemand erwartet ihn, niemand ist da, um ihm zu helfen.
Misserfolg und leere Netze
Der alte Mann und das Meer und das heutige Evangelium vom reichen Fischfang: Das sind zwei Fischergeschichten ohne Romantik, sondern voll Lebenskampf und Tragik.
Beide kennen den Misserfolg.
- Der Alltag hat auch die Jünger Jesu wieder voll im Griff: die alte Umgebung, der alte Beruf, das alte Lied. Vieles ist noch grauer als vorher, vom Star und Vorbild der letzten Jahre wollen sie wohl derzeit auch nichts mehr wissen.
- Auch die Mühe der vergangenen Nacht war wieder einmal umsonst, Die Fischerroutiniers Petrus und seine Freunde fangen nichts. Zweimal wird das im Bibeltext betont, damit es ja niemand übersieht. Nichts, noch weniger als das mitgebrachte Gerippe des alten Mannes haben sie als Beute.
Zwei Fischergeschichten mit Misserfolg, und doch gibt es da einen Unterschied wie Tag und Nacht. Genau dieser Unterschied macht das heutige Evangelium zu einer Ostererzählung. Genau dieser Unterschied hat auch etwas mit der Tätigkeit und dem Einsatz von Gruppen wie der Feuerwehr zu tun.
Zwei Unterschiede möchte ich herausstreichen.
Ein erster Unterschied: Gemeinsam nicht einsam
Der alte Mann ist ein Einzelgänger, der alles selber tun muss, der alles allein versucht und dabei scheitert:
Im Evangelium ist es anders: Da fährt nicht ein alter Mann als Einzelkämpfer hinaus auf die hohe See, sondern sieben sind es. Petrus sagt: Ich gehe fischen und die anderen meinen sofort: Ich gehe mit! Gemeinsam nicht einsam wagen sie die Ausfahrt, auf sein Wort hin: „Werft das Netz aus!“
Auch bei unseren Feuerwehren ist es wichtig, dass ihr gemeinsam eure Einsätze macht und nicht einer unüberlegt vorausspringt oder ohne Absprache vieles riskiert. Vier Augen sehen mehr als zwei, gegenseitige Absicherung ist wichtig und lebensrettend für alle Beteiligten.
Und der zweite Unterschied, wohl noch wichtiger: Jemand erwartet die Jünger
- Tief in der Nacht kommt der alte Mann geschlagen zurück von der Fahrt auf dem Meer. Die Lichter sind aus. „Es war niemand da, um ihm zu helfen.“ so heißt es in der berühmten Geschichte.
- Die Jünger kommen auch enttäuscht zurück. Und doch ist die Situation ganz anders: Bei ihnen steht jemand am Ufer und wartet auf sie. Das ist etwas Großes: Sie sind auch in der Stunde des Misserfolgs erwartet. Zwar erkennen sie den Fremden nicht sofort, aber es dämmert ihnen, in der Morgendämmerung.
Wir sehen den Unterschied: Österlich wird’s auch mitten unter uns, wenn Menschen etwas gemeinsam und nicht einsam tun und vor allem durch die Tatsache, dass wir immer schon vom Auferstandenen erwartet werden mit seinem Feuer und Fisch und Brot.
Ostern heißt nicht, dass es keinen Misserfolg gibt, wohl aber, dass sogar dieser eingebettet ist in die Heilsgeschichte.
Ich möchte heute euch Feuerwehrleuten danke sagen für euren Einsatz.
Danke für eure Verlässlichkeit.
Ihr seid da, wenn jemand erfolglos zurückkommt oder gar nicht mehr kommt.
Ihr seid nicht allein.
Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr. Amen
Details
- Datum: 5. Mai 2019
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Johannes 21,1-19