Predigt Evangelium – was ist das?
Beschreibung
Predigt Evangelium – was ist das?
Evangelium Mk 1,1-8; Lesung: Jesaja 40,1-11; 6.Dezember 2020
Was fällt Dir beim Wort Evangelium ein?
- Das muss etwas mit der Hl. Messe zu tun haben.
- Evangelium nach Markus, nach Lukas, nach Johannes und nach Matthäus
- Im Evangelium wird viel von Jesus berichtet; aber ob das alles wirklich so war, wie es in der Bibel steht?
- Manches im Evangelium klingt so einfach; aber was hat das mit dem Leben heute zu tun?
Ich möchte euch heute das Wort Evangelium schmackhaft machen und es etwas freischaufeln vom Geschmack „Heilig und harmlos“. Das Evangelium soll leuchten, aber nicht wie eine kitschige Weihnachtsbeleuchtung, sondern wie ein Licht, dass meinem Fuß den Weg zeigt (Psalm 119,105)
Evangelium der römischen Kaiser
Zunächst eine negative Abgrenzung: Markus beginnt sein Evangelium mit den Worten: Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.
Vermutlich spielt er mit dem Wort Evangelium auf die Werbepropaganda von Kaiser Vespasian (69 bis 79 n.Chr.) an. Nachdem dieser als erfolgreicher Militärgeneral zum Kaiser ausgerufen wurde, ließ er sich im ganzen römischen Reich als Retter und Erlöser feiern. Seine Werbung lief unter dem Stichwort „euangelion“. Vespasian griff hier die Tradition anderer römischer Kaiser auf, eine Geburt am Kaiserhof oder den Sieg über Feinde als frohe Botschaft zu verkünden.
Ohne ausdrückliche Seitenhiebe auf dieses leere Getue am Kaiserhof schreibt Markus im ersten Satz ganz schlicht und einfach, dass er jetzt das Evangelium von Jesus Christus bringt.
Soziale Dimension des Evangeliums: Jes 40 und 61
Markus greift mit dem Wort Evangelium ganz sicher große Botschaft aus dem Alten Testament auf, etwa vom Propheten Jesaja:
Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir. Denn der HERR hat mich gesalbt;
er hat mich gesandt, um den Armen frohe Botschaft zu bringen, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, um den Gefangenen Freilassung auszurufen und den Gefesselten Befreiung, um ein Gnadenjahr des HERRN auszurufen, einen Tag der Vergeltung für unseren Gott, um alle Trauernden zu trösten, den Trauernden Zions Schmuck zu geben anstelle von Asche, Freudenöl statt Trauer, ein Gewand des Ruhms statt eines verzagten Geistes. (Jesaja 61,1-4)
Wir sehen, den Armen die frohe Botschaft zu bringen, ist viel mehr als nette Worte, mit denen ich niemanden weh tue. Es hat viele Dimensionen und bedeutet konsequenter Sozialeinsatz.
Jesus ist das Evangelium
Markus beginnt sein Evangelium mit den Worten: Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.
Fällt euch allein an diesem ersten Satz die Besonderheit auf?
- Jesus ist nicht nur jemand, der nette Geschichten erzählt, sondern er ist das Evangelium.
- Jesus zeigt uns nicht nur den Weg, sondern er geht selbst den Weg mit uns und ist der Weg.
- Jesus reicht uns nicht nur ein bisschen Brot, sondern er ist das Brot.
- Jesus erzählt nicht nur vom Licht, sondern er ist das Licht.
Wir merken hoffentlich den Unterschied: Jesus verkündet nicht nur die wahre frohe Botschaft, sondern stellt in seiner Person sogar das fleischgewordene Evangelium darstellt.
Verkündet das Evangelium
Mich wundert es nicht, dass es am Ende des Markusevangeliums heißt: Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung. (Markus 16,15)
Markus hat das Evangelium geschrieben, damit das Wissen vom irdischen Jesus nicht verloren geht.
Jesus will, dass seine frohe Botschaft der Welt Mut gibt und Antworten auf die vielen Fragen des Lebens schenkt.
Übrigens:
Einige haben sich vorgenommen, in den kommenden Wochen das gesamte Markusevangelium abzuschreiben. Das Abschreiben hilft, dass wir die Worte nicht überhören. Beim Schreiben zählt jedes Wort.
Vielleicht wäre das auch eine Idee für dich.
Details
- Datum: 6. Dezember 2020
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Markus 1,1-8