Beschreibung

Predigt Effata, Halleluja und Amen. Pfarrfest St. Andrä 2024

Evangelium: Markus 7,31-37, 8.9.2024

 

Ich möchte mit euch heute am Pfarrfest einen kleinen Hebräischkurs machen, auch wenn manche zuerst denken werden: Was will er denn damit? Welche hebräischen Worte aus der Bibel kennst du, welche kommen im neuen Testament vor, das auf Griechisch geschrieben ist? Es sind:

  • Hosianna, überliefert beim Einzug Jesu in Jerusalem. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und ihm nachfolgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids.
  • Dieses Wort kommt sehr oft in den Psalmen des alten Testaments vor, aber auch oft im letzten Buch der Bibel.
  • Amen ich sage euch, heißt es oft in der Bergpredigt.
  • Am Kreuz ruft Jesus „Eloi, eloi, lema sabachtani“, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
  • Bei der Auferweckung der toten Tochter des Synagogenvorstehers sagt Jesus: Talita kum, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf (Mk 5,41)
  • Die Bibel schließt im letzten Buch mit dem Ruf: Amen, maranatha, Herr Jesus Christus.
  • Und heute hören wir beim Evangelium, wie Jesus zum Taubstummen sagt: Effata, das heißt: Öffne dich! (Mk 7,31)

Ich frage mich manchmal, warum ausgerechnet diese hebräischen Worte im Neuen Testament vorkommen. Es ist sicher Absicht und bewusst gewählt, um wichtige Momente zu unterstreichen und auch zu zeigen, dass Jesus aus der jüdischen Tradition heraus lebt. Drei möchte ich heute am Pfarrfest auswählen.

 

Effata

Das heutige Evangelium fasziniert und verunsichert. Wenn ich in der Schule erzählt habe, dass Jesus dem Taufstummen die Finger in die Ohren legte und dann die Zunge des Mannes mit Speichen berührte, dann sagten die Kinder meistens: „Wäh, das ist ja grausig!“ Die Kinder haben gemerkt, dass Heilung nicht nebenbei geht, für Heilung und Besserung muss ich in die Tiefe gehen.

Ein Teil der Taufe ist der sogenannte Effata Ritus. Bei diesem berühre ich die Ohren und den Mund des Kindes und spreche: Der Herr lasse dich heranwachsen, und wie er mit dem Ruf „Effata“ dem Taubstummen die Ohren und den Mund geöffnet hat, öffne er auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes. Was für ein Geschenk, wenn im Leben diese Offenheit gelingt. Was für ein Geschenk, wenn wir so frei und offen sind, das Heil der Menschen und den Lobpreis für Gott im Blick zu haben.

Im Alltag der Pfarre dürfen wir uns gegenseitig dafür motivieren. Danke allen, die offene Sinne haben und sich dafür einsetzen.

H-alle-lu-ja

Bei der Hl. Messe singen wir vor dem Evangelium das Halleluja, bei feierlichen Gottesdiensten wie heute tun wir dies auch nach dem Evangelium. Das hebräische Wort lässt sich mit „Preist den HERRN“ übersetzen. Somit begrüßen wir preisend und lobend Gott in seinem Wort.

 

In Lienz erzählte mir eine Frau mit leuchtenden Augen, dass sie vor Jahren aufgrund eines Hörsturzes im Krankenhaus war. Obwohl sie nach den Behandlungen nicht sofort hören konnte, ging sie trotzdem in die Krankenhauskapelle zum Gottesdienst. Der Ablauf der heiligen Messe war ihr ja vertraut. Und dann geschah das Wunderbare! Beim Hallelujaruf öffneten sich ihre Ohren, die Hörleistung begann wieder und blieb bis heute. Welche Freude! Welch österliches Aufatmen und Jubilieren! Halleluja!

 

Im Wort H-alle-lu-ja stecken die deutschen Worte „alle“ und „ja“ drinnen. Wie wunderbar! Alle Welt blüht durch die Auferstehung Jesu neu auf. Allen Menschen gilt das Ja Gottes. Alle sind gerufen, mit ihrem Ja einen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten. Ein Lächeln und ein gesungenes Halleluja gelten zu Recht als Echo auf Gottes Ja zur Welt. Halleluja.

 

Amen

Wer bei der heiligen Messe alle Gebete aufmerksam mitbetet, spricht das „Amen“ elfmal in Gemeinschaft mit den anderen. Einmal sagen wir es allein, wenn wir beim Empfang der heiligen Kommunion damit die Worte „Der Leib Christi“ bestätigen. Amen ist immer eine Antwort.

Wer Amen sagt, bezeugt Anerkennung und Hochachtung für das Gesagte.

Wörtlich übersetzt bedeutet dieses hebräische Wort „fest“ oder „zuverlässig“. Ich bin einverstanden und will, dass es so ist. Auf mich kann man sich verlassen, weil man sich 100% auf Gott verlassen kann. Gott kann mit mir rechnen. Ich sage nicht nur „Ja und Amen“, sondern setze dafür auch meine Talente und Fähigkeiten ein. Ich bin kein Fähnchen im Wind. Amen bedeutet viel mehr als „okay“ oder „Ich habe nichts dagegen“. Wer bewusst Amen sagt, drückt ein klares Ja aus und kein „vielleicht“ oder „wir werden sehen“. Amen ist viel mehr als eine schnelles „like“ auf facebook.

 

Paulus geht noch einen Schritt weiter und bezeichnet Jesus selber als das Amen Gottes. Denn er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Dadurch ergeht auch durch ihn das Amen zu Gottes Lobpreis, vermittelt durch uns. (2. Korintherbrief 1,20) Jesus ist das Ja Gottes, er ist die Erfüllung aller Verheißungen. Kein Wunder, dass die Bibel im letzten Vers folgendermaßen zum goldenen Abschluss kommt: Er, der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. – Amen. Maranatha, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!

Details
  • Datum: 8. September 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Markus 7,31-37