Beschreibung

Predigt Dreifaltigkeit statt Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit. Dreifaltigkeitssonntag 2024, 26.5.24; Evangelium Matthäus 28,16-20

 

Früher dachte ich, dass die größten Umweltprobleme der Verlust der Artenvielfalt, der Kollaps der Ökosysteme und der Klimawandel wären. Ich dachte, dreißig Jahre gute Wissenschaft könnte diese Probleme angehen. Ich habe mich geirrt. Die größten Umweltprobleme sind Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit, und um mit ihnen fertigzuwerden, brauchen wir einen kulturellen und spirituellen Wandel. Und wir Wissenschaftler wissen nicht, wie man das macht.

So die Worte von James Gustav Speth, einem Umweltanwalt an der berühmten Yale University in den USA (aus dem Buch: Martin Grassberger, Regenerativ. Aufbruch in ein neues ökologisches Zeitalter). Ich glaube, dass James Gustav Speth etwas Wahres trifft, wenn er sagt, dass Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit die größten Gründe für die Umweltprobleme sind.

 

Ich möchte heute am Dreifaltigkeitssonntag sozusagen als Gegenentwurf zu Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit einen Blick aufs Geheimnis der Dreifaltigkeit werfen und schauen, wie der dreifaltige Gott mit Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit umgeht. Der Blick auf die Dreifaltigkeit lässt ein Ideal aufleuchten, den Traum von besseren Beziehungen. Ideale sind wie Sterne. Man erreicht sie nie, aber man kann sich an ihnen orientieren.

 

Dreifaltigkeit und Egoismus

Gottvater, Jesus und der Hl. Geist sind ein ideales Führungstrio mit jeweils verschiedenen Aufgaben. Sie sind nicht Konkurrenten, sondern drei starke Fäden, die das göttliche Seil stärker und beweglicher machen als jedes Stahlrohr.

 

Papst Benedikt XVI sagt sehr tiefsinnig und auch poetisch:

In Jesus Christus ist Gott Mensch geworden

und hat uns sozusagen gestattet, einen Blick in das Innere Gottes zu werfen.

Und dort sehen wir etwas völlig Unerwartetes:

In Gott gibt es ein Ich und ein Du.

Der geheimnisvolle Gott ist keine unendliche Einsamkeit;

er ist ein Ereignis der Liebe.

Der Schöpfergott hat ein Herz. Er ist die Liebe.

Es gibt den Sohn, der mit dem Vater spricht.

Und beide sind eins im Geist,

der sozusagen die Atmosphäre des Schenkens und des Liebens ist,

das aus ihnen einen einzigen Gott macht.

 

Eine Atmosphäre des Schenkens und des Liebens, ein echtes Ich und ein echtes Du als heilsame Alternative zu Egoismus. Das Ziel ist klar. Probiere es!

 

 

Dreifaltigkeit und Gier

Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde, sagt Jesus heute im Evangelium. War Jesus mächtig, war er vielleicht sogar gierig nach Macht?

 

Das heutige Evangelium zeigt für mich in einem Dreischritt sehr schön, warum Jesus in die Welt gekommen ist und wie er als Auferstandener weiterwirken will:

  1. Schritt: Wer ist Jesus

    Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde.

Jesus muss sich die Macht nicht erobern, er bekommt sie geschenkt. Er nimmt sie nicht, um wichtig zu sein, sondern um der erste beim Dienen zu sein. Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, (Matthäus 20,26) legt Jesus den Jüngern nicht nur einmal nahe.

  1. Schritt: Jesu Auftrag an die Jünger

Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Jesus will, dass seine Jünger in seinem Namen wirken. Er praktiziert Delegation.

  1. Schritt: Zusage Jesu

Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Jesus bietet den überforderten Jüngern eine Hilfe an. Ich bin bei euch.

In einer Legende wird erzählt, dass Jesus nach seiner Himmelfahrt dort gefragt wurde, wie es jetzt mit seiner Botschaft und seinem Reich auf Erden weitergeht. Seine Antwort: „Das machen jetzt meine Jünger.“ Darauf die berechtigte Rückfrage: „Glaubst du wirklich, dass dies klappt mit diesen verschreckten Jüngern?“ Jesu Antwort: Ja, sie bekommen ja den Hl. Geist als Hilfe und Beistand.

Dreifaltigkeit und Gier: Ist die Fähigkeit, sich helfen zu lassen, ein Mittel gegen Gier und Angst. Probiere es.

 

Dreifaltigkeit und Gleichgültigkeit

James Gustav Speth nennt die Gleichgültigkeit als 3. Übel, das Umweltverschmutzung fördert und möglich macht.

 

Das philosophische Modell des Deismus sagt, dass sich Gott nach der Schöpfung von der Welt zurückgezogen hat und sich in der Welt nicht mehr einmischt, sich eigentlich nicht mehr interessiert.

Das widerspricht der biblischen Botschaft: Jesus kommt auf die Welt, weil Gott nicht gleichgültig ist. Jesus sendet den Hl. Geist, weil er nach dem Tod nicht einfach abhaut und sich im Himmel eine heile Welt schafft ganz nach dem Motto: Selber schuld, wenn die Menschen nichts lernen.

 

So eigenartig und fremd es für einige klingt: Der Blick auf den dreifaltigen Gott liefert viele Ideen für Zusammenarbeit, Kommunikation und den Schutz der ganzen Schöpfung.

Details
  • Datum: 25. Mai 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 28,16-20