Beschreibung

Predigt Mette 2022 Da müssen Worte von Engel her

 

Ist euch schon einmal aufgefallen, dass im vertrauten Weihnachtsevangelium die Menschen kein direktes Wort sprechen? Von Maria kein Wort, von Josef kein Wort. Naja, es ist verständlich, dass vom Jesus-Kind kein Wort erwähnt wird.

 

Im Angesicht der Menschwerdung Gottes scheinen menschliche Worte hilflos zu sein, noch begrenzter als sonst. Da müssen Worte von Engel her, um zur Sprache zu bringen, was im Stall von Betlehem passiert.

So möchte ich heute sozusagen den Scheinwerfer auf die Engel bündeln. Mein staunender Blick führt weg von den grellen Spotscheinwerfern unserer Straßen hin zu den geheimnisvollen Boten, die Himmel und Erde verbinden. Ich möchte ganz bewusst diese Worte der Engel in die heutige Zeit hineinsprechen, weil wir sie so notwendig brauchen.

 

Fürchtet euch nicht

Ja, so lautet der erste gesprochene Satz im Weihnachtsevangelium, gerichtet an die Hirten. Ich bin froh um diese Worte.

 

Das Jahr 2022 geht sicher in die Reihe der Jahre ein, in denen weltweit die Angst gestiegen ist: Krieg in der Ukraine, Klimawandel, Inflation, Energiekrise, Kirchenkrise, eigenartige politische Entwicklungen. Die Stimmung kippt, viele Menschen leiden unter Angst. Manche fragen: Wo ist Gott?

Deshalb ist die Botschaft der Engel von Betlehem umso wichtiger: „Fürchtet euch nicht. Mensch, du brauchst wirklich keine Angst zu haben, du kannst nicht tiefer fallen als in Hände Gottes!“

Nun gut, der einfache Satz: „Fürchte dich nicht“ hilft nicht immer sofort. Und trotzdem wissen wir wohl alle vom eigenen Leben, wie wohltuend es ist, wenn jemand in einer unsicheren oder gefährlichen Situation hilfreich neben uns steht und leibhaftig spürbar macht: „Hab keine Angst!“ Eine Atmosphäre des Vertrauens statt des Misstrauens und der Eifersucht ist wie ein Schutzring. Einige Menschen sagen, dass der Satz „Fürchte dich nicht“ genau 365 mal in Bibel steht, also für jeden Tag des Jahres einmal.

 

Denn ich verkünde euch eine große Freude

„Ich möchte dir etwas ganz neues und Wichtiges erzählen!“ Was erwartet du, wenn jemand sich bei dir mit diesen Worten meldet? Eine erfreuliche Botschaft?

Einen neuen Skandal?

Es tut uns allen wohl, Gutes zu hören. Es befreit und erleichtert, von Freude zu hören und nicht nur von Bosheit oder List.

Dass Gott Mensch wird, ist der beste Beweis dafür, dass die Worte von Gottes Liebe nicht nur leere Worte sind, sondern handfeste frohe Botschaft. Jedes neugeborene Kind ist der beste Beweis dafür, dass Gott das Vertrauen in die Menschen nicht verloren hat.

Heute ist der Christus, der Retter geboren

Wer ist der Retter der Welt? Wer kann die Welt erlösen? Kann überhaupt jemand diese Welt retten?

Im Alten Testament wird mehrfach ein Retter angekündigt. Wir haben in den prophetischen Texten der Adventzeit einige davon gehört. Das Neue Testament bezeichnet Jesus mehrfach als Retter und Erlöser.

Wer die Geschichte des römischen Reiches kennt, merkt hier umso klarer, wie klug die Bibel formuliert: In einer Zeit, in der sich Kaiser Augustus als der große Retter und Friedensfürst der „pax romana“ feiern lässt, sagt sie ganz klar: Der wahre Retter ist Jesus. Augustus kann uns nicht retten. In einer Zeit, in der das Kaiserhaus im ganzen römischen Reich die Heldentaten des Kaisers als „Evangelium“ proklamieren lässt, sagt die Bibel kurz und bündig: Evangelium Jesu Christi.

Wer ist der Retter? Wer kann die Welt erlösen? Es ist Jesus. Das feiern wir zurecht zu Weihnachten. Er ist der letzte Grund unserer Hoffnung .

 

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden!

Bei den letzten Worten der Engel reicht ein einziger Engel nicht, da muss ein großes himmlisches Heer her, um für alle Ewigkeit zu rufen und zu singen:

„Gloria in excelsis deo et in terra pax hominibus,“ so die lateinische Übersetzung, wie wir sie auf vielen tiroler Weihnachtskrippen lesen können. Ich frage mich manchmal:

  • Sind diese Worte noch aktuell?
  • Haben die Engel von Betlehem falsch gesungen?
  • Wie passen diese Worte vom großen Lobpreis für Gott und vom Weltfrieden zusammen?

Ich bin zutiefst überzeugt: Wer Gott die Ehre gibt und sich dankbar und bescheiden vor Gott verneigt, der braucht sich nicht ständig wie ein eifersüchtiger Hahn aufzuspielen. Er oder sie muss nicht ständig mit der Sorge leben: „Bin ich wohl besser als die anderen, der Beste, die Schöne, die Klügste und der Erfolgreichste …?“

Friede den Menschen auf Erden: Mit dem ersten Weihnachten hat Gott für immer und ewig ein absolutes Friedensangebot an die Menschheit gerichtet.

„Ich will mich auf Erden für den Frieden einsetzen, mit Haut und Haaren, gewaltfrei und selbst auf das Risiko hin, dass ich von der Krippe zum Kreuz wandere.“

 

Gut, dass wir heute wieder die Worte der Engel von Betlehem hören. Menschliche Worte reichen hier nicht aus:

  • Fürchtet euch nicht.
  • Ich verkünde euch eine große Freude.
  • Heute ist der Retter geboren.
  • Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.
Details
  • Datum: 24. Dezember 2022
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 2,1-14