Beschreibung

Predigt Christmette 2021 Wer rettet uns?

Evangelium: Lukas 2,1-14

 

Ein Meister des Gebetes versammelt seine Jünger und fragt sie: Was ist der Anfang des Gebetes?

Der Erste antwortet: In der Not. Denn wenn ich Not empfinde, dann wende ich mich wie von selbst an Gott.

Der Zweite antwortet: Im Jubel. Denn wenn ich juble, dann hebt sich die Seele aus dem engen Gehäuse meiner Ängste und Sorgen und schwingt sich zu Gott auf.

Der Dritte: In der Stille. Denn wenn alles in mir schweigend geworden ist, dann kann Gott sprechen.

Der Vierte: Im Stammeln eines Kindes. Denn erst wenn ich wieder werde wie ein Kind, wenn ich mich nicht schäme, vor Gott zu stammeln, ist er ganz groß und ich bin ganz klein, und dann ist alles gut.

Der Meister antwortet: Ihr habt alle gut geantwortet. Aber es gibt noch einen Anfang, und der ist früher als all jene, die ihr genannt habt. Das Gebet fängt bei Gott selbst an. Er fängt an, nicht wir.    (Bischof Klaus Hemmerle; 1929 -1994)

 

Ich möchte die Frage des Gebetsmeisters übertragen auf Weihnachten: Wann ist Weihnachten da?

Wenn ich in der Not zu Gott schreien kann? Wenn mein Herz jubelt?

Wenn ich zur Stille komme? Wenn ich in die Augen eines Kindes blicken darf?

Wenn Gott kommt?

 

Die Feier der Hl. Nacht will uns helfen, dass unter uns Weihnachten wird, wir zum Wesentlichen zu kommen, wieder einmal innig beten und Gott erahnen können. Die Antworten der vier Jünger des Meisters und der Blick auf das vertraute Weihnachtsevangelium helfen uns dabei.

 

Not

Wird Weihnachten, wenn ich in der Not zu Gott schreien kann?

Das vertraute Weihnachtsevangelium deutet verschiedenste Notsituationen an: die Belastung durch die Fremdherrschaft der Römer, die Herbergssuche einer jungen Familie, Armut, Bevölkerungsschichten wie die Hirten, die am Rand der Gesellschaft leben und bei vielem Ereignissen nicht dabei sein können.

 

Not damals und Not heute. Auch heute schreit so manche Not zum Himmel.

Mit der Geburt Jesu sind nicht alle Probleme gelöst. Wohl aber haben wir Menschen mit Jesus den besten Problemlöser an unserer Seite bekommen.

Die Situation von Maria, Josef und Jesus ist weit entfernt von perfekt. Gerade zum großen Fest, bei dem für viele alles perfekt sein soll, hilft der Gedanke: Es muss nicht perfekt sein. Es passt, wenn es gut ist. Gott kommt gerade wegen unserer Not, nicht trotz unserer Not.

Jubel

Der zweite Jünger betont den Wert des Jubelns: „Denn wenn ich juble, dann hebt sich die Seele aus dem engen Gehäuse meiner Ängste und Sorgen und schwingt sich auf zu Gott.“

 

Im Weihnachtsevangelium erklingt fast refrainmäßig die Melodie des Lobens und Dankens. Von den Engeln heißt es: Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach (V 13) Auch die Hirten sind startbereit fürs Loben und Preisen: Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. (V 20)

Ich hoffe, dass euch heute am Weihnachtsfest zum Jubeln zu Mute ist.

 

Stille

Der dritte Jünger weist auf den Wert der Stille hin.

Wie geht’s euch derzeit mit der Stille: Können sie zur Ruhe kommen oder haben sie sogar Angst davor? Haben sie zu viel Stille um sich herum und fühlen sich allein.

Eines ist klar: Die Hirten auf den Feldern hatten nicht Dauerparty. Sie erlebten viel Stille und Ruhe, untertags und wohl besonders bei den langen Nachtwachen

 

Kind

Ich komme zum Blick auf ein Kind, der uns lehrt zu beten.  Ja, Weihnachten ist deswegen so wichtig, weil beim Blick auf ein neugeborenes Kind sogar der gröbste Mensch das Herz öffnet.

 

Gott kommt selbst

Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt. Der Blick in die Not der Welt, die Dankbarkeit, die Stille und Kinder helfen uns Weihnachten zu feiern, aber ermöglichen es nicht. Da gibt es einen besseren und stabileren Grund, nämlich Gott selbst. Das Gebet und Weihnachten fängt bei Gott selbst an. Er fängt an, nicht wir.

Das Weihnachtsevangelium sagt dies so schön:

Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen:

Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. (Lukas 2,10-12)

 

Details
  • Datum: 24. Dezember 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas