Predigt Ce` spazio per Dio – Gibt es Zeit für Gott?
Beschreibung
Predigt Ce ´ spazio per Dio - Gibt es Platz für Gott?
Evangelium: Lukas 4,1-13; 1. Fastensonntag 2025
Ich habe vor kurzen in Italien die Ankündigung für folgenden Vortrag gelesen:
„Ce´ spazio per Dio?“, also: „Gibt es Platz für Gott?“ Ich habe mich gefragt, ob wir so einen Vortrag auch in Lienz anbieten sollen und wer dann kommen würde, um folgendes zu überlegen:
- Wie viel Platz räume ich selbst Gott in meinem Leben ein?
- Wo und wie nehmen sich die Menschen in unseren Pfarren oder allgemein in Österreich Zeit für Gott: die Kinder, die Jugendlichen, die Eltern, die hochengagierten Berufstätigen, die alten Leute, die Traurigen, die Frohen
- Wie ist mein Ranking, mein Schwerpunkt, was ist für uns heute wichtig und wichtiger: Freizeit, Sport, action und Erlebnisse, Erholung und wellness, Freunde, Gott? Wie viel Zeit verwende ich dafür pro Woche?
- Natürlich auch die Frage: Wie geht das überhaupt, für Gott aufmerksam und offen zu sein? Kann man das überhaupt machen?
Ich möchte diese Fragen mit dem heutigen Evangelium von den Versuchungen Jesu in Verbindung bringen. Im letzten geht es in den Versuchungen ja darum, was mich Gott und dem Leben näher bringt und was nicht.
Für mich ist klar: Der Bericht von der Versuchung Jesu beschreibt in wenigen Zeilen die Urversuchungen der Menschheit. Auch Jesus musste sich den radikalen Fragen des Lebens stellen und er tat es. Auch Jesus musste sich wie jeder Mensch damit auseinandersetzen, nach welchen Prinzipien und Schwerpunkten er leben will.
Versuchung 1: aus Steinen Brot machen
Zunächst klingt der Wunsch des Teufels ja recht gut: aus Steinen wird Brot und dann haben alle auf unserer Welt genug zu essen. Aber darum geht es in dieser Versuchung nicht, sondern um die Versuchung des unbegrenzten und schnellen Konsums: alles muss schnell gehen, ich muss alles sofort bekommen. Gott, gib mir Geduld, aber sofort! Es geht auch darum, das Wirtschaftswachstum ins Unendliche zu steigern.
Die Antwort Jesu darauf lautet: Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein.
Der Mensch lebt nicht vom Geld allein. Der Mensch lebt nicht vom Besitz oder Ruhm allein. Der Mensch braucht für ein erfülltes Leben Nahrung für Leib und Seele.
Versuchung 2: Wen bete ich an?
Die 2. Versuchung Jesu lautet: Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alle Macht und Herrlichkeit gehören.
Hier fällt zunächst die Lüge des Teufels auf: Er bietet etwas als Geschenk an, was ihm gar nicht gehört. Sein Umgang mit anderen Eigentum ist teuflisch.
Was bete ich an, was ist mir das Wichtigste?
Hier geht es um die Erhöhung zweitrangiger Dinge: um den Kniefall vor dem Götzen Geld oder Prestige und um die Versuchung, jedes Mittel einzusetzen um ein Ziel zu reichen.
Der Blick auf derzeitige Weltpolitik zeigt oft vermehrt ein Handeln, bei dem jedes Mittel recht ist, um die eigene Macht durchzusetzen und die Ziele zu erreichen. Das geht aber nicht, das ist ein gefährliches Spiel, das erzeugt viel Unrecht im Großen und im Kleinen.
Jesu Antwort zeigt die wahren Verhältnisse auf: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Nicht jedes Mittel ist recht, um ein gutes Ziel zu erreichen und erst recht nicht, um unlautere Ziele zu erreichen.
Versuchung 3: The show must go on
Bei der 3. Versuchung, von der Tempelzinne hinabzufliegen, geht es um die Neigung, mit allen Mitteln im Mittelpunkt zu stehen: The show must go on.
- Die Versuchung des Ruhmes
- Die Versuchung mit allen Mitteln beliebt zu sein und Ansehen zu haben
- Die Versuchung auch Gutes eigentlich nur für die Zeitung, den Applaus und meine Selbstbestätigung zu tun
Spannend ist bei dieser Versuchung, dass sogar der Teufel mit der Bibel argumentiert: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten, sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. (Psalm 91) Das zeigt, dass es oft in unserem Leben nicht so eindeutig ist, was richtig und was falsch ist, was fake news sind und was der Wahrheit entspricht. Es gilt genau hinzuschauen und das Unterscheiden täglich neu zu lernen.
Jesus entlarvt all diese Gefahren, die das Leben und den Sinn des Lebens auf wackeligen Beinen und Shownummern aufbauen. Von Jesus können wir lernen, nicht in jede Falle hineinzufallen. Auch das ist ein Argument, sich Zeit zu nehmen für Jesus und seine Botschaft.
„Ce´spazio per Dio?“ Wofür nimmst du dir in dieser Fastenzeit besonders Zeit?
Details
- Datum: 9. März 2025
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Lukas 4,1-13