Beeindruckende Pilgerreise nach Israel

Reise in das Heilige Land

Pfarrer Franz Troyer begleitete 25 Osttiroler und 15 Nordtiroler in der letzten Februarwoche in das Heilige Land. Mit viel neuem Wissen, unendlich vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen und beglückt von Begegnungen mit lieben Menschen kehrten wir zurück, froh, dass wir vor den Grenzschließungen noch das „Land der Verheißung“ erfahren und erleben konnten.

Am letzten Februartag hieß es für uns Reisende Abschied nehmen vom Heiligen Land. Am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv verabschiedeten wir unseren Reiseführer Maroun, einen arabischen Christen mit israelischem Pass. Danach passierten wir die scharfen Kontrollen. Die israelischen Sicherheitsbeamten waren allerdings auch nicht grimmiger als ihre Kollegen anderswo.

In der Woche davor absolvierten wir eine Pilger- und Bildungsreise durch fast das ganze Heilige Land, womit vor allem Palästina und Israel gemeint sind, aber darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen – wie über vieles in diesem zerrissenen Land. Was würde uns erwarten in diesem auch politisch spannungsgeladenen Umfeld?

Die ersten Tage verbrachten wir in Galiläa, am See Genezareth, dem Gebiet der Jordanquellen, dem Golan. Am Südostufer des Sees Genezareth hatten wir unser Quartier in einem gepflegten Kibbuz und von dort aus machten wir unsere Ausflüge auf den Wegen, die auch Jesus mit seinen Jüngern dort gegangen ist.

Die erste Sonntagsmesse feierten wir in der Brotvermehrungskirche von Tabgha, wanderten entlang des Jordans, kamen zu seinen Quellen und versuchten schon am ersten Tag all den historischen Hintergrund der Quelle unserer christlichen Religion in uns aufzunehmen.

Wir erklommen den Berg Tabor, den Berg der Seligpreisungen und genossen danach auch die kulinarischen Genüsse, die der See Genezareth zu bieten hat. Bei der Primatskirche, direkt am See konnten wir eine Ahnung davon erhaschen, wie Jesus mit seinen Jüngern vor rund 2000 Jahren dort gelebt, gefeiert, gebetet und vielleicht auch – wie wir – gemeinsam schöne Lieder gesungen hat.

Dann der nächste Höhepunkt. Die Hl. Messe gemeinsam auf einem Boot auf dem See Genezareth feiern zu dürfen, erzeugte ein Hochgefühl, von dem wir noch lange zehren konnten. Bei der Ankunft am Südufer im Angesicht der untergehenden Sonne verklärten sich unsere Gesichter umso mehr.

Nach dem Abschied vom Grün dieses agrarisch stark genutzten Landstriches erwartete uns im arabischen Sukk in Nazareth eine völlig andere Welt. Geschichte und Eindrücke in einer solchen Fülle, dass es oft Mühe machte, alles aufzunehmen. Nach dem obligaten Falafel-Essen wieder Eintauchen eine neue Welt: durch die Wüste über Jericho, über die karge Hügellandschaft weiter nach Jerusalem, in das biblische Land Judäa, führte unser Weg uns zum Kulminationspunkt des Leben Jesu.

Man weiß, Jerusalem ist anders, alt, mit Geschichte belastet. Hier am Schnittpunkt der drei großen monotheistischen Weltreligionen ist alles stark religiös geprägt. Aber welche Eindrücke würde diese gebeutelte, zerrissene, geplünderte, immer wieder zerstörte und wieder neu aufgebaute Stadt für uns bereithalten? Durch das Damaskus Tor hinein spülte uns die Menschenmenge in das Gewühl der engen Gassen des arabischen Basars, bis hin zur Via Dolorosa, wo das österreichische Hospiz liegt. Ankommen, kurz innehalten, sich stärken. Dann folgte ein Abendspaziergang zur Klagemauer. Das ultraorthodoxe Judentum osteuropäischen Zuschnitts prägt hier die Szene: Männer mit Schläfenlocken, in schwarzen Gehröcken, Mädchen und Frauen in langen Röcken und hochgeschlossenen weißen Blusen beten getrennt in strikt vorgegebenen Ritualen. Unübersehbar ist hier die Präsenz der Ultraorthodoxen, deren starker Einfluss im heutigen Israel auch politisch bestimmend ist.

Eine kurze Nacht; um 5.30 Uhr Kreuzweg entlang der Via Dolorosa, an deren Ende ein weiterer Höhepunkt: die Grabeskirche – eine verwinkelte, burgartige Anlage mit zahlreichen Seitenkirchen, die unterschiedlichen christlichen Religionsgemeinschaften zugewiesen sind. Der erste Eindruck: ein archaisch geprägtes orthodoxes Christentum. Gleich beim Eingang ein dunkler Vorraum mit einer Grabesplatte, dahinter die russisch-orthodoxe Kapelle, die ebenfalls den Anspruch auf die wirkliche Grabstätte erhebt. Man ahnt es: Jede christliche Religionsgemeinschaft erhebt hier den Anspruch auf alleinige Authentizität der Stätten, die Konflikte darum bleiben folglich nicht aus.

Am Abend wieder im Hospiz: 12 Stunden unterwegs – dazwischen Erlebnisse für eine ganze Woche. Betlehem, von einer großen Mauer umgeben wirkt wie ein riesiges Gefängnis. Erinnerungen an Berlin kommen auf. Dazwischen ein großer Lichtblick: Im Caritas Baby Hospital werden Kinder unabhängig von ihrer Religion oder anderer Merkmale kostenlos behandelt. Unsere bescheidene Spende hilft ebenfalls. Danach hieß es noch Anstellen zum Besuch in der Geburtskirche. Dann noch zwei beeindruckende Museen: das Israel-Museum, mit einem riesigen Modell Jerusalems, wie es sich zur Zeit Jesu präsentierte und mit den berühmten Schriftrollen aus Qumran, sowie Yad Vashem. Ein emotionaler Höhepunkt war dieses Holocaust-Gedenkzentrum. Ein dunkler Raum, in dessen Mitte drei Kerzen brennen, umgeben nur von Spiegeln; eine Stimme ruft die Namen der ermordeten Kinder. Der millionenfache Kerzenschein widerspiegelt das unendliche Leid, das Menschen Menschen antun können, wenn die letzten Schranken des Gewissens fallen. Aber der Mut, den einige Menschen in dieser furchtbaren Zeit gefunden haben, um aufzustehen, um Widerstand zu leisten, um Menschlichkeit zu leben und nicht mit dem Strom der Zeit zu schwimmen, ist ein kleiner Lichtblick. Auch daran wird erinnert.

Am nächsten Tag weitere sechs Kirchen, neue Eindrücke, neue historische Stätten, und ein angenehmes Verweilen im Garten Getsemani, dem Ort der Vollendung der Prophezeiung des Verrates.
Am Nachmittag dann das Wahrzeichen Jerusalems: die vergoldete Kuppel der Al-Aqusa-Moschee, das dritte Heiligtum des Islam. Der Tempelberg ist der mythologische Sehnsuchtsort der beiden Religionen, des Judentums und des Islam. Hier spürt man es am stärksten: Religion wird auch verstanden als Legitimation für territoriale Ansprüche und beeinflusst die gesamte Politik des Landes. Der Totalitätsanspruch beider Religionen lässt kaum einen Spielraum für Kompromisse, Zugeständnisse jeder Art werden gleich als Verrat an diesem angesehen.

Am vorletzten Tag erlebten wir die Wüste; von Jerusalem hinab nach Jericho bis nach Masada, der Festung, die König Herodes erbauen ließ. In der Oase En Gedi machten wir eine Wanderung zu den Wasserfällen. Wasserreichtum pur – mitten in der Wüste! Am Nachmittag noch ein Besuch der Taufstelle Jesu, ein kurzes Innehalten zur Verarbeitung der vielen Eindrücke. Dann ein profanes Erlebnis, das auch nicht fehlen darf: ein Bad im äußerst salzhaltigen Toten Meer. Die Schwerkraft ist dort aufgehoben. Zeit für ein symbolträchtiges Foto im Meer beim Lesen im „Tiroler Sonntag“. Gerade rechtzeitig kamen wir dann noch bei einem Stopp in der Wüste Juda im Wadi Quelt mit Blick auf das Georgs-Kloster zu einem spektakulären Sonnenuntergang.

Zum Dank an die gelungene Reise, zu der uns Pfarrer Franz Troyer mitgenommen hat, und die er sehr umsichtig, mit viel Wissen und Erfahrung geleitet hat, und auch zum Dank an die vielen neuen und bereichernden Freundschaften, die guten Gespräche, das rücksichtsvolle Miteinander, feierten wir in Emmaus noch einen eindrucksvollen Abschiedsgottesdienst. „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand“ – dieser Refrain begleitete unseren Abschied sowohl vom Heiligen Land als auch von guten Freunden.

Bericht eines begeisterten Teilnehmers

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