Beschreibung

Predigt Wandlung und Verklärung

Evangelium Mk 9,2-10, 28. Feber 2021

 

  1. Feber 2020, also genau vor einem Jahr: Mit einer Pilgergruppe wandere ich auf den Berg Tabor hinauf, der als Berg der Verklärung gilt. Er steht in Galiläa mitten in der fruchtbaren Jesreelebene. Beim Hinaufgehen an der Nordseite des Berges werden im Nordwesten die Häuser von Nazaret sichtbar. Am Berggipfel befindet sich eine schöne Kirche, in der ich mit der Pilgergruppe die Hl. Messe feiere. Rings um die Kirche genießen wir einen fantastischen Rundblick, im Süden zu den Bergen Samarien, im Westen zum Karmelgebirge und im Norden auf die Berge Obergaliläas und im Osten die Senke, die hinunter ins Jordantal führt. Am Berg Tabor besuche ich gerne das Cafehaus, weil es einen super italienischen Kaffee serviert und weil es von der Initiative Mondo X geleitet wird. Mondo X hilft Drogenabhängigen von der Sucht wegzukommen, indem diese eine sinnvolle Arbeit bekommen und gut begleitet werden.

Der Berg Tabor liegt auf 588 m Seehöhe und ist somit niedriger als Lienz mit 670 m. Trotzdem garantiert dieser Berg ein einzigartiges Gipfelerlebnis.

 

Dieser besondere Ort hilft, die Verklärung Jesu besser zu verstehen. Ich möchte drei Beobachtungen vom Bibeltext herausgreifen:

 

Er führte sie auf einen hohen Berg

Im Bibeltext heißt es so schön: Jesus nimmt Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führt sie auf den Berg. Es ist einfach hilfreich, gemeinsam auf den Berg zu gehen. Das motiviert, die Mühen des Anstiegs leichter zu schaffen.

Gipfelerlebnisse helfen uns, aus dem Hamsterrad der Eile herauszukommen und nicht gedankenlos dahinzuleben. Sie schenken uns eine Ahnung von der Schönheit und auch vom Heiligen und Unantastbaren des Lebens.

Selbst wenn wir auf den Gipfel oft mit großer Anstrengung hinaufgehen müssen, das Gipfelerlebnisse wird uns geschenkt. Wer mit dem Hubschrauber auf einen Berg fliegt, erlebt den Gipfel anders als Fußgänger.

 

Er wurde vor ihnen verwandelt

Diese Formulierung ist ganz korrekt und wichtig. Nicht einmal von Jesus kann man sagen: Er verwandelte sich selbst, das geht nicht.

  • Wandlung kann ich nicht selbst machen, sie wird mir geschenkt.
  • Wandlung unterscheidet sich total von einer Hochglanzschminke oder Fassadenrenovierung.
  • Wandlung ist auch kein künstlicher Drogentrip, der die Drogenabhängigen nachher wieder ins nächste Tief wirft.
  • Wandlung heißt nicht, als Aussteiger zu leben und den Mühen des Alltags fern zu bleiben. Ich muss zurück ins Tal. Aber hoffentlich verwandelt, mit der Erfahrung der Taborstunde im Herzen.

 

Jesu Ausstrahlungskraft am Berg der Verklärung ist so intensiv, dass sogar seine Kleider zu leuchten beginnen. Dies gelingt, weil er aus der tiefen Verbindung mit seinem Vater heraus lebt und im Inneren mit Liebe, Vertrauen, Kraft und Zuversicht erfüllt ist.

 

Mich beeindruckt immer wieder, wie Kinder in ihrer Freude strahlen. Auch das Gesicht von Erwachsenen ändert sich völlig, je nachdem ob jemand verbittert, verzagt oder zufrieden und dankbar lebt. Nicht ohne Grund sagt man, dass unser Gesicht wie die Visitenkarte eines Menschen ist. Somit ist klar: Wenn wir ehrlich strahlen und nicht nur schnell eine Scheinfassade oder ein Verkaufslächeln aufsetzen, müssen wir uns um unser Inneres bemühe.

 

Dieser ist mein geliebter Sohn

Am Berg der Verklärung ahnen die Jünger etwas von der Größe und Fülle Jesu. Ihre Erfahrung lässt sich vergleichen mit einem Anstieg bei Nebel und dann reißt plötzlich die Wolkendecke auf und es bieten sich fantastische Blicke.

Am Berg der Verklärung öffnet sich für die Jünger der Vorhang der Welt, sie blicken hinter die Kulissen der Heilsgeschichte und erleben Rückblick und Vorausblick.

  • Sie sehen hinüber nach Nazaret, wo Jesus als Kind des Volkes Israel aufgewachsen ist.
  • Sie spüren Jesu Verbindung zu den großen Gestalten Mose und Elija und hören von seiner Einzigartigkeit.
  • Sie ahnen, dass die kommenden Wochen für Jesus nicht leicht sein werden und der Weg bis zur Auferstehung göttliche Hilfe benötigt.

 

Die Jünger ahnen, wer Jesus wirklich ist. Wunderbar der letzte Satz des heutigen Evangeliums: Sie fragten einander, was das sei, von den Toten auferstehen.

 

Wir dürfen die Wanderung auf den Berg der Verklärung mit dem Tagesgebet der heutigen Messe schließen:

 

Gott, du hast uns geboten,

auf deinen geliebten Sohn zu hören.

Nähre uns mit deinem Wort

Und reinige die Augen unseres Geistes,

damit wir fähig werden,

deine Herrlichkeit zu erkennen.

Details
  • Datum: 27. Februar 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Markus 9,2-10