Predigt Weil ich Angst hatte
Beschreibung
Predigt Weil ich Angst hatte
Evangelium Matthäus 25,14-30, Sonntag 15.11.2020
Aus Gottes Hand empfing ich mein Leben,
unter Gottes Hand gestaltete ich mein Leben,
in Gottes Hand gebe ich mein Leben zurück. Hl. Augustinus
So die treffenden Worte auf dem Partezettel eines Mannes, den wir in dieser Woche begraben haben. Ich möchte diese Worte auf uns übertragen und mit dem heutigen Evangelium verbinden:
Aus Gottes Hand empfange ich meine Talente,
unter Gottes Hand gestalte ich meine Talente,
in Gottes Hand gebe ich meine Talente zurück.
Aus Gottes Hand empfange ich meine Talente
Ich habe das Leben empfangen. Ich habe verschiedene Talente mitbekommen.
Jeder Mensch ist einzigartig.
Hermann Stenger, ein Professor von mir an der Universität in Innsbruck, hat dieses Geschenk gerne mit den Worten zusammengefasst: „Ich bin ermächtigt zum Leben.“ Das ist das große Startkapital, das wir alle mitbekommen haben.
Unter Gottes Hand gestalte ich meine Talente
Hier kommen die geschenkten Talente des heutigen Evangeliums wieder ins Spiel:
Meine Talente sind mir anvertraut.
Meine Talente leuchten für andere.
Meine Talente vermehren sich.
Meine Talente stecken andere an.
Im heutigen Gleichnis fällt sofort auf, dass nicht alle die gleiche Anzahl an Talenten bekommen. Das entscheidende Kriterium für ein sinnvolles Leben scheint demnach nicht zu sein, dass ich am meisten Talente bekomme, sondern wie ich mit meinen Talenten umgebe.
Und hier erschrecke ich jedes Mal beim Mann, der sein Talent vergraben hat.
Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine.
Ich erschrecke vor der Begründung: Weil ich Angst hatte, und im Blick auf den Herrn: Ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist.
Mir fallen Menschen ein, deren Leben viel zu viel von Angst geprägt ist:
Die Angst saugt ihnen die Kraft weg und engt sie ein.
Die Angst macht aus grau ein Grauen.
Die Angst steckt leider auch andere an.
Eine meiner großen Fragen im Umgang mit Menschen lautet.
- Wie können wir besser mit jener Angst leben, die begründet ist, und vor allem: Wie können wir Angst beseitigen, die völlig unbegründet ist?
- Wie kann ich mithelfen, dass Menschen weniger Angst haben?
- Wie kann die Kirche in den kommenden Wochen mithelfen, Angst zu lindern und Vertrauen und Zuversicht zu stärken.
Aus dem Gesamtzusammenhang des heutigen Gleichnisses ist jedenfalls klar:
Wenn der Mann sein Talent verloren hätte oder falsch eingesetzt hätte,
dann wäre das kein Problem gewesen.
In Gottes Hand gebe ich mein Leben zurück.
Der Blick auf Gott hilft, im Leben nicht alles nur aus meiner Perspektive zu sehen und mich in einer ängstlichen Nabelschau nur um mich zu drehen.
Beim Begräbnis sage ich gerne:
Wir legen jetzt die Lebensgeschichte dieses Menschen in die gütigen Hände Gottes zurück. Gott, der sein Leben am besten kennt, möge es zur Vollendung führen.
Aus Gottes Hand empfange ich meine Talente,
unter Gottes Hand gestalte ich meine Talente,
in Gottes Hand gebe ich meine Talente zurück.
Details
- Datum: 15. November 2020
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Matthäus 25,14-30