Beschreibung

Predigt Kreuz tragen

Evangelium Matthäus 16,21-27; 30.8.2020

 

Die meisten von euch kennen den Friedensweg von Thurn hinauf zum Helenenkirchl. Die Stationen des Friedensweges wurden vor bald 25 Jahren vom damaligen Dekanatsjugendteam errichtet. Sie wollen zum Nachdenken anregen, wie es mir mit der Erfahrung von Streit, Kreuz und Ungerechtigkeit geht, wo ich Hilfen zur Versöhnung suche und wo ich diese Hilfe hoffentlich auch finde.

 

Friedensweg zum Helenenkirchl

Eine Station hat das Kreuz zum Thema mit den Fragen:

  • Wo kreuzen sich meine Wege mit den Wegen anderer Menschen?
  • Wo kommen wir übers Kreuz?
  • Legen wir einander ein Kreuz auf?
  • Wann helfen wir einander das Kreuz tragen?

 

Ursprünglich war für diese Station von einem jungen Künstler geplant, dass wir an einer Wegkreuzung ein ca. 15 m langes Kreuz mit Steinplatten in den Boden einlegen. Der Gedanke war:

  • Auf unserem Lebensweg kommen Kreuze daher.
  • Wir können dem Kreuz nicht ausweichen.
  • Es geht darum, durchs Kreuz durchzugehen und nicht stehen zu bleiben.
  • Es wäre schade, wenn wir fallen und dann liegen bleiben.

 

Der damalige Dekanatsjugendleiter Hubert Walder und ich haben den Besitzern des Weges diese Idee vorgeschlagen, dass wir mit Steinplatten mitten im Weg an einer Wegkreuzung das lange Kreuz anbringen wollen. Die Besitzer meinten, wir sollten das große Kreuz nicht in den Weg einlegen, sondern neben dem Weg im Rasen. Wir haben daraufhin betont, dass es uns gerade wichtig ist, dass das Kreuz mitten im Weg liegt, um zu zeigen, dass Kreuze daherkommen und wir uns nicht leicht daneben vorbei schleichen können. Dann haben die Besitzer gemeint: „Es geht einfach nicht, dass wir mit dem Traktor über ein Kreuz drüberfahren. Das tun wir nicht.“ Verständlich, dass die Bauern nicht mit dem Traktor über ein Kreuz fahren wollen.

 

So entstand die heutige Gestaltung der Station: Sie zeigt ein großes Holzkreuz, das wegaufwärts umfällt, ähnlich wie Darstellungen, bei denen Jesus unter dem Kreuz fällt. Damit das fallende Kreuz in der Luft bleibt, wird der Querbalken durch eine lange Messingstange gehalten. Diese Messingstange ist im Boden gut verankert, sie führt durch den Querbalken durch und dann in der Verlängerung gerade hinauf in den Himmel. Die Messingstange hat am Ende auch ein Kreuz, aber diesmal aufrecht dastehend wie ein Stamm, an dem ich mich festhalten kann und der mich so richtig hinaufzieht.

Mit dem fallenden Kreuz soll die Tatsache zum Ausdruck kommen, dass nicht nur Jesus unter dem Kreuz gefallen ist, sondern leider auch tausende andere Menschen, damals und heute. Aber Gott sei Dank bildet das fallende Kreuz nicht das Ende und auf keinem Fall das Ziel. Die heilsame Botschaft liegt in der Kraft des Kreuzes, an dem ich mich festhalten kann und das mich sogar hinaufzieht.

 

Im Kreuz ist Heil

Warum erzähle ich so ausführlich über diese „Kreuzesstation“ am Friedensweg hinauf zum Helenenkirchl?

Sie ist für mich eine gute Erklärung des heutigen Evangeliums, auch eine leichte Entschärfung von Worten der Bibel, das ich nicht gerne höre. Ich würde auch am liebsten mit Petrus sagen und schreien: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! Es bleiben die Lebenskunst und die Frage:

Wie gehe ich mit dem Kreuz um, in meinem Leben und in meiner Umgebung?

Wie gelingt es, dass wir uns nicht Kreuze aufladen, sondern uns beim Tragen helfen?

 

Fast wöchentlich bekomme ich die Nachricht, dass jemand schwer krank wird.

Immer wieder muss ich miterleben, wie sich Menschen das Leben schwer machen.

Im Blick auf diese Menschen und Situationen hoffe und bete ich, dass das Kreuz Jesu Christi eine Hilfe ist.

Es schenkt mir den Blick auf jenen Gott, der das Kreuz nicht gescheut hat und der uns hinaufziehen will, wenn wir gefallen sind.

Ja, es geht hier um Erlösung mitten im Leid.

Es geht um den Kern unseres Glaubens.

Details
  • Datum: 30. August 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 16,21-27