Beschreibung

Predigt Warum hat Jesus gerade diese zwölf Apostel ausgewählt?

Lesung Apostelgeschichte 1,12-14;  Sonntag 24. Mai 2020

 

Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde - einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. (Apg 1,21-22)

 

So das Anstellungsprofil, wie man heute in der Wirtschaft sagen würde, für einen Apostel Jesu. Die Apostelgeschichte beschreibt die Aufgabe eines Apostels bei der Nachwahl für Judas, damit der Zwölferkreis wieder komplett ist. Da wird betont, dass ein Apostel viel von Jesus wissen muss, und ganz besonders, dass er Zeuge der Auferstehung sein darf. Es geht nicht um liebe Geschichte von Jesus, auch nicht darum, einfach seine Fans zu sein, sondern aus der freundschaftlichen Beziehung mit ihm zu leben und dann seine Botschaft wach zu halten.

 

Namen der zwölf Apostel: Merkhilfe

Kennen sie die zwölf Apostel, oder wenigstens die meisten von ihnen?

Hier eine Merkhilfe:

  • Am bekanntesten sind wohl die zwei Geschwisterpaare: Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes
  • Sehr bekannt sind auch Thomas und Philippus
  • Zwei Namen, die mit -äus enden: Bartholomäus (für Gaimberg leicht zu merken, da Bartholomäus der Kirchenpatron ist) und der Zöllner Matthäus, der auch Levi heißt.
  • Dann zwei Namen, die doppelt vorkommen: neben Simon Petrus gibt es einen Simon der Zelot, neben Jakobus dem Älteren noch ein Jakobus den Jüngeren
  • Und zuletzt zweimal Judas: Judas Iskariot und Judas Thaddäus

 

Warum diese zwölf Typen mit ihren großen Gegensätzen?

Ich frage mich manchmal, warum Jesus ausgerechnet diese zwölf Männer für den Zwölferkreis ausgewählt hat. Die Zahl Zwölf ist ja kein Zufall. Sie ist die bewusste Fortführung der zwölf Stämme Israel. Mit ihnen wird sich die Heilsgeschichte Gottes in die ganze Welt ausbreiten.

Aber warum diese zwölf Personen mit ihrem Charakter und ihren bisherigen Lebensgeschichten, die so verschieden sind. Zwei Gegensatzpaare sollen die Unterschiede erläutern:

 

Gegensatzpaar Zöllner und Zelot: Zu den Zwölf gehört der Zöllner Matthäus. Zöllner arbeiten mit der Besatzungsmacht der Römer zusammen, sie treiben ja für diese die Steuern ein. Und dann ein Zelot, nämlich Simon der Zelot. Die Zeloten sind jene Gruppe, welche die Besatzungsmacht hinauswerfen wollen. Sie kämpfen für die politische Freiheit des Volkes Israel, wenn es sein muss auch mit Gewalt. Die Radikalgruppe unter ihnen sind die Sikkarier, die sich darauf spezialisieren, wie Terroristen die Römer umzubringen.

Was für ein Bild! Bei den Aposteln sitzen ein Zöllner und ein Zelot am Tisch mit Jesus, womöglich noch nebeneinander. Wenn das nicht Zündstoff abgibt!

 

Noch ein Gegensatzpaar, diesmal vom Charakter her: Petrus und Andreas

Da ist auf der einen Seite Petrus, der immer vorne dran ist, der sein Herz ganz offen trägt, der schnell redet und handelt und dementsprechend auch oft daneben greift. Und dann sein Bruder Andreas, der Mann im Hintergrund. Er sieht die Zusammenhänge, er zieht die Fäden, etwa bei der Brotvermehrung, wo er den Buben mit dem 5 Broten und zwei Fischen findet.

 

Diese Gegensätze sorgen für Konfliktpotential. In jeder durchschnittlichen Gruppe wäre bald die Krise da, eine Firma würde sich wohl bald auflösen.

 

Warum hat Jesus diese Gruppe zusammengestellt? Ich glaube, Jesus wollte damit etwas Revolutionäres versuchen und zeigen: Bei einem gemeinsamen Ziel ist es möglich, dass verschiedene Menschen gut zusammenarbeiten können. Ein gemeinsames Ziel schafft Verbindungen.

Das Projekt Zwölf Apostel zeigt, dass eine gemeinsame Welt möglich ist.

Das ist natürlich ein spannender Gedanke im Blick auf das Miteinander in der Familie, in einem Dorf, auch in einer Pfarre, oder im Miteinander von Staaten und Religionen.

 

Kaum Streit berichtet

Zuletzt eine Beobachtung: Es ist auffällig, dass in den Evangelien kaum von Streit zwischen den zwölf Aposteln berichtet wird.

Die Mutter von Jakobus und Johannes bittet darum, dass ihre beiden Söhne den Ehrenplatz bekommen. Jesus weist sie zurück und das wars.

Auch nach der Feigheit rings um den Tod Jesu gibt es keine Schuldzuweisungen oder gegenseitige Vorwürfe. Ganz im Gegenteil: Ausgerechnet Petrus, der beim letzten Abendmahl noch große Sprüche geklopft hat, bekommt sogar dort von Jesus den Auftrag: Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder (Lukas 22,32)

Damit ist klar: Jesus beruft nicht fehlerlose Menschen, sondern ermächtigt die Fehlerhaften zum Dienst.

 

Was gefällt mir an den zwölf Aposteln?

Für mich drückt die Tatsache, dass unter den zwölf Aposteln so verschiedene Typen sind und Jesus fehlerhafte Menschen beruft, sehr viel vom Zukunftsprojekt Jesu aus. Miteinander trotz Unterschieden ist möglich, wenn es eine gemeinsame Mitte und gemeinsame Ziele gibt.

Details
  • Datum: 24. Mai 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Apostelgeschichte 1,12-26