Predigt Glaubensbekenntnisse in schweren Zeiten
Beschreibung
Predigt Glaubensbekenntnisse in schweren Zeiten
Evangelium: Johannes 11,1-45, So 29.3.2020
Wann ist es leichter, über den eigenen Glauben nachzudenken und ausdrücklich ein Glaubensbekenntnis auszusprechen? In Not oder in glücklichen Stunden?
Wann und wie wächst und reift bei uns Menschen ein Glaubensbekenntnis?
Der Volksmund gibt im Sprichwort die Antwort: „Not lehrt beten“; d.h. in Notsituationen erkennen die Menschen leichter, was wirklich wichtig ist.
Stimmt das? Ich weiß die Antwort nicht, sie wird wohl bei einzelnen Menschen ganz verschieden sein. Notsituationen können auch Menschen hart und misstrauisch machen. Auf jeden Fall bitte ich und hoffe ich, dass wir diese Wochen trotz allem gut nützen und dass unser christlicher Glaube gestärkt wird und wir ihn als den großen Halt im Leben erfahren.
Das heutige Sonntagsevangelium aus dem 11. Kapitel im Johannesevangelium beschreibt viel Not, es beschreibt vorbildlich, wie Menschen im Leid zusammenhalten, und es zeigt auch, wie Menschen im Glauben stark werden.
Es zahlt sich aus, ein bisschen genauer zu schauen, wie die Jünger Jesu im Glauben wachsen, wie Marta und Maria vertrauensvoll ihren Glauben formulieren, wie es mit dem Glauben Jesu steht und was die Volksmenge dazu sagt.
Die Jünger Jesu und besonders Thomas
Noch bevor Jesus nach Betanien aufbricht, spricht er mit seinen Jüngern über den Tod seines Freundes Lazarus. Als Ziel für die Ereignisse der kommenden Stunden betont er, dass die Jünger zum Glauben kommen: denn ich will, dass ihr glaubt. (V 15) Zunächst sind die Jünger verwirrt und verstehen nicht, dass Jesus nach Judäa gehen will, wo er eben noch fast gesteinigt worden wäre.
Ausgerechnet der Apostel Thomas, der oft den Stempel „der Ungläubige“ bekommt, ermutigt seine Freunde: Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben. (V 16) Diese Worte sind kein Glaubensbekenntnis, das tausendfach zitiert wird, wohl aber ein klares Bekenntnis, in jeder Situation zu Jesus zu gehören.
Marta
Marta scheint seit eh und je eine gläubige Frau zu sein. Sie lebt eingebettet in die Glaubenstradition ihres Volkes Israel und erfährt in der bisherigen Freundschaft mit Jesus eine zusätzliche Stärkung ihres Glaubens. Ihr Glaube zeigt sich im Angesicht des Todes ihres Bruders sogar darin, dass sie sich in ihrem Schmerz nicht verschließt, sondern zu Jesus geht. Dass sie bereits vor der Auferweckung ihres Bruders eines der größten Glaubensbekenntnisse der Bibel formuliert, bezeugt diese einzigartige Frau. Mit ihren Worten darf die Menschheit für alle Zeit vor Jesus bekennen: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. (V27) Sie greift darin das Warten des Volkes Israel auf den verheißenen Messias auf und wagt zusätzlich Jesus als Sohn Gottes zu bekennen. All das schließt nicht aus, den Tod ihres Bruders Lazarus als Bewährungsprobe des Glaubens zu erfahren und weiterhin Fragen an Jesus zu stellen. So formuliert Marta beim Öffnen des Grabes das berechtigte Bedenken, das der Leichnam bereits riecht. Jesus fordert sie mit der Frage Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? (V 40) neuerlich heraus, an ihrem Glauben wie an einem Diamanten zu schleifen.
Maria
Ist euch schon einmal aufgefallen ist, dass Maria und Marta ihren Freund Jesus mit denselben Worten begrüßen: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. (V 21, 32) Diese großen Worte drücken das Vertrauen aus, dass die beiden Schwestern in Jesus haben. Sie sind auch ein Vorwurf: Warum bist du nicht früher gekommen?
Von Maria und Marta dürfen wir lernen, an Gott auch kritische Fragen zu stellen und ihm unser Leid und Unverständnis zu sagen.
Jesus
Ich weiß nicht, ob ihr euch schon einmal gefragt habt, wie es mit dem Glauben von Jesus selbst war, ob auch er Glaubenszweifel hatte und was er für eine lebendige Beziehung zu seinem Vater getan hat. Auf jeden Fall betont die Bibel öfters, dass Jesus gezielt Zeit gesucht hat, um zu beten und den Kontakt zum Vater zu leben.
Sein heutiges Gebet ist in mehrerlei Weise spannend: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. (V 41) Jesus spricht diese Worte aus, bevor das Wunder geschehen ist, und er redet so, dass es schon geschehen ist. Das ist wahrlich Vertrauen!
Volksmenge
Von den vielen Menschen, die als Trauergemeinde nach Betanien gekommen waren, heißt es: Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn. (V 45)
Schön, wenn Ereignisse mithelfen, dass unser Glauben wächst.
Möge in dieser Zeit unser Glaube ein Halt sein und stark sein.
Details
- Datum: 29. März 2020
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Johannes 11