Beschreibung

Predigt Was hat Jesus Neues gebracht?

Evangelium Matthäus 5,17-37; So 16. Feber 2020

 

Was hat Jesus Neues gebracht? Was ist das Einzigartige an Jesus? Was ist das Erkennungsmerkmal des christlichen Glaubens?

Ich nehme an, dass sie sich diese Frage schon ab und zu gestellt haben, auch im Blick auf die Kirchengeschichte und im Blick auf andere Religionen.

 

Jesus antwortet im heutigen Evangelium zunächst mit den Worten:  Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.

Und er unterstreicht seine Autorität, wenn er in der Bergpredigt mehrfach sagt: Euch ist gesagt worden, … Ich aber sage euch.

Um das Neue und Besondere an Jesus besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die gesamte Bergpredigt. Vier kurze Beobachtungen:

 

Radikale Friedensbotschaft

Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe!

Wer macht den ersten Schritt zur Versöhnung? Mir ist erst jetzt bewusst geworden, dass es im Bibeltext heißt: dass dein Bruder etwas gegen dich hat, und dass es nicht heißt: „dass du etwas gegen den Bruder hast oder einen Fehler gemacht hast und dich jetzt entschuldigen sollst.“

In diesen Worten Jesu geht es nicht um unsere Lieblingsfrage „Wer ist schuld?“, sondern um die Aufmerksamkeit, rechtzeitig Spannung zu lösen, damit sie nicht eskalieren.

Der Gottesdienst am Sonntag kann Anlass und Hilfe zur Versöhnung werden. Ich kenne Menschen, die das Frühstück am Sonntag nützen, um Streit oder Entwürdigungen der vergangenen Woche zu klären, bevor sie gemeinsam zum Sonntagsgottesdienst gehen. Was für ein Reichtum, was für eine Lebenskultur!

Jesus und seine absolute Friedensbotschaft. Eigenartig, dass genau er gewaltsam umgebracht wurde. Großen Friedensaposteln wie Mahatma Ghandi oder Frere Roger ging es ähnlich. Und was sind die ersten Worte Jesu nach der Auferstehung. Friede sei mit euch!

 

Das Übel an der Wurzel packen statt Symptombehandlung

Die Bibelworte des heutigen Evangeliums gehören zu den umstrittensten Teilen der gesamten Bibel. Viele Diskussionen drehen sich seit Jahrhunderten um die Frage, was mit den einzelnen Aussagen wirklich gemeint ist. So schlimm wird es wohl doch nicht sein, wenn ich mir denke, dass jemand ein Narr ist oder spinnt.

Ohne die Fragen, wie die scharfen Sätze in der Bergpredigt gemeint sind, zu verharmlosen, möchte ich den Blick auf die Beobachtung konzentrieren, dass in der Bergpredigt der Beginn des Bösen aufgezeigt werden. Der Bibeltext betont, dass die ersten Schritte oft eine Lawine lostreten, die sich nicht stoppen lässt. Böse Gedanken und schlechtes Reden über andere sind ein Gift, das sich verbreitet und tief in uns einsaugt.  Deshalb geht es darum, das Übel an der Wurzel zu packen und nicht bei den kleinen Symptombehandlungen zu bleiben.

Die Bergpredigt ist kein frommes Beruhigungsmittel, sondern vielmehr ein Beunruhigungsmittel, um unsere eigenen Anteile zu sehen und den eigenen Auftrag nicht zu verschlafen.

 

Vaterunser als Mitte

Wie schaffen wir das? Ist es nicht eine heillose Überforderung, keine bösen und komischen Gedanken zu haben und ständig den ersten Schritt zur Versöhnung zu suchen.

Die Antwort Jesu liegt im Vaterunser Gebet, das die zentrale Mitte der Bergpredigt ausmacht. Die Bergpredigt ist kunstvoll aufgebaut. Sie gleicht einer Zwiebel in mehreren Ringen. Diese Tatsache ist nicht Zufall, sondern Programm und Botschaft. Besser kann man wohl nicht ausdrücken, dass nur jener Mensch ganz die Gebote Gottes erfüllen und als wahrer Christ leben kann, der aus dem Geist des Vaterunsers heraus lebt. Wer die Kraft des Vaterunsers spürt, ist zu großen Taten der Liebe und zu täglichen Neuanfang fähig.

 

Einzigartiges Offenbarungsverständnis

Unsere Ausgangsfrage: „Was hat Jesus Neues gebracht?“

Neu ist Jesus radikales Leben,

neu ist, dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung Türen geöffnet hat, die für immer offenstehen. Das ist Erlösung pur!

Neu ist Jesu revolutionäre Offenbarungs- und Gottesverständnis, das er selbst gelebt hat und der Menschheit für alle Zeiten vermittelt hat.

Jesus bringt Kunde von dem Gott, den niemand jemals gesehen hat“ (Johannes 1,18). Er behält dies nicht egoistisch für sich, sondern teilt uns alles mit, was er von seinem Vater gehört hat. Er macht uns damit zu Brüdern und Schwestern.

Seid barmherzig, sucht den Frieden, liebt einander, wie und weil Gott uns zuerst geliebt hat.

 

Bitte nehmt die Frage „Was hat Jesus Neues gebracht?“ heute mit und schiebt sie nicht allzu schnell beiseite, auch nicht mit schnellen Antworten.

  • Die radikale Friedensbotschaft Jesu ist nicht leicht, aber die Lösung.
  • Der Blick auf die Wurzeln des Bösen ist kein Verliebtsein ins Böse, sondern die Lösung
  • Das Vaterunser ist der Joker
  • Jesu Leben mit seiner Botschaft, seinen Tod und der Auferstehung der Weg zur Wahrheit und zum Leben.
Details
  • Datum: 16. Februar 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 5,17-37