Beschreibung

Predigt Menschwerdung statt Aber-Glaube – Christtag 2019

 

Ein Sprichwort: lautet: Wenn der gesunde Glaube bei der Tür hinausgeht, dann kommt der Aberglaube bei den Fenstern herein.

Stimmt das?

Würden sie als Menschen des 21. Jahrhunderts die Botschaft von der Geburt Jesu als gesunden Glauben bezeichnen oder als Aberglaube?

 

Man kann ja Aberglaube doppelt verstehen:

Als Glaube an alles Mögliche und der Neigung, weltfremd zu werden,

oder als Lebenshaltung, die überall das Aber sieht: Ja, aber

 

Ich möchte mit zwei Gedanken aufzeigen, dass unser christlicher Glaube von der Menschwerdung Gottes ein gesunder Glaube ist und weder weltfremd oder sogar weltflüchtig über den Wolken schwebt, noch beim Aber zu Hause ist.

 

Gott hat unter uns gezeltet

Heute am Christtag berichtet das Johannesevangelium in Form eines hochtheologischen Gedichtes von der Geburt Jesu:

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

Wörtlich übersetzte heißt es sogar: „und hat unter uns gezeltet“

 

Die christliche Botschaft von Weihnachten ist damit klar:  Gott ist nicht jemand, der im fernen Himmel bleibt, mit der Fernbedienung auf der Couch die Welt abzappt oder mit dem Fernrohr alles beobachtet und kommentiert.

Er ist auch nicht jemand, der auf diese Welt nur dann kommt, wenn er in einem Palast wohnen darf und dort zu seiner Sicherheit wenigstens fünf Vorräume und 200 Wachen hat.

Nein, Gott wird Fleisch und kommt in ein Zelt, um ganz nahe bei uns Menschen zu sein und mit uns auf den Straßen des Lebens mitzugehen, auch in der Rastlosigkeit und im Dreck dieses Lebens, auch in der inneren Finsternis und im Scherbenhaufen, vor dem wir manchmal stehen.

 

Diese Beweglichkeit Gottes hat auch Folgen für jeden einzelnen Menschen, auch für die Kirche und unser kirchliches Handeln.

 

Weihnachtlich schenkt Mut, uns vom Festungsdenken zu verabschieden und täglich einen kleinen Aufbruch zu wagen. Als weihnachtlicher Mensch habe ich es nicht mehr notwendig, mich zu verschanzen und zu verstecken.

Weihnachtlich schenkt Mut, meine Türen zu öffnen, für Gott besuchbar zu sein und auch unsere Mitchristinnen und Mitchristen zu besuchen!

Weihnachtlich schenkt Mut, uns von der Komm-zu-mir-Kirche hin zur aufsuchenden Kirche zu wandeln, die den Menschen nachgeht, besonders jenen, die es nicht so leicht haben.

 

Weihnachtlich schenkt Mut, sich wandeln zu lassen und den Traum Gottes von einem gelungenen Leben nicht ständig zu blockieren. Seien wir uns doch ehrlich: Am meisten stehen wir uns selbst im Weg.

 

Ein Überzeugtes Ja statt Aber-Glaube

Mit Weihnachten ist Gott ganz gegenwärtig in dieser Welt, mit Haut und Haaren, von der Krippe bis zum Kreuz.

Er tut das ohne Wenn und Aber. Als normal denkender Mensch muss man ja sagen: Gott hätte so viele Gründe gehabt, nicht Mensch zu werden:

  • weil es nichts nützt,
  • weil er nur draufzahlt,
  • weil ihm niemand dankbar dafür ist,
  • weil er nur ausgenützt wird,
  • weil er wenig Erfolg hat.

Gott kommt in diese Welt, nicht obwohl sie so ist, sondern geradeweil sie so ist.

Das ist ein großer Unterschied.

Gott ist kein „Ja, aber Gott“, der überall Aber dazusagt oder ständig Bedenken anmeldet. Bereits der Apostel Paulus betont dies im Brief an die Korinther: Denn Gottes Sohn Jesus Christus ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht.

 

Schnelle Frage: Wie oft sagen sie: ja, aber?

Das ständige Aber verhindert ein aktives Leben als Christ und Christin, es blockiert die Menschwerdung zu Weihnachten.

Gut, wenn wir im Leben oft ein Ja erfahren.

Gut, wenn das bedingungslose Ja Gottes ganz tief in uns dritten ist.

Dann können wir dieses Bedingungslose auch anderen weiterschenken.

Dann können wir uns hinauswagen auf die Straßen des Lebens.

 

 

Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn (Galater 4,4)

Nicht: Als das Maß voll war,

sondern: als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn.

Nicht: weil es reicht,

sondern: weil es gerade nicht reicht, sandte Gott seinen Sohn.

Nicht: weil er genug von uns hat,

sondern: weil er allein genug für uns hat, sandte Gott seinen Sohn.

Nicht: weil wir untragbar geworden sind,

sondern: weil er uns tragen will, sandte Gott seinen Sohn.

Nicht: weil einmal Schluss sein muss,

sondern: weil ein neuer Anfang nötig ist, sandte Gott seinen Sohn.

Details
  • Datum: 25. Dezember 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 1,1-18