Predigt Apostel Andreas – Patrozinium 2019
Beschreibung
Predigt Apostel Andreas - Patrozinium 2019
Lesung: Römer 10,9-18; Evangelium: Matthäus 4,18-22
Wir feiern heute am 30. November das Fest des Hl. Andreas.
Wir sind dankbar für unsere würdige Pfarrkirche, die schon seit vielen Jahrhunderten Menschen sammelt und tröstet.
Wir sind dankbar für die Renovierungsarbeiten heuer: Die Gestaltung des Kirchplatzes und die neue Kirchenheizung, die hoffentlich gute Wärme schenkt.
Wir sind dankbar, dass der Apostel Andreas auch heute noch uns einiges zu sagen hat. Ich möchte meine Gedanken heute verbinden mit den Darstellungen des Hl. Andreas an der Westfassade, nämlich am Tympanon oberhalb vom Haupteingang und an den Türen.
Berufung des Andreas - Tympanon
Wir haben es heute im Evangelium gehört: Jesus ruft und jemand lässt sich rufen. Jesus gibt den Weg vor und Andreas geht mit. Jesus ist der Meister und Andreas ist der Schüler. Andreas lässt sich auf Jesus ein und wagt die Nachfolge. Wenn wir uns hier in der Kirche versammeln, dann besonders mit dem Ziel, wie Andreas auf Jesus zu schauen, von ihm zu lernen und ihn nachzuahmen.
Andreas als Türöffner - Haupteingang
Die Bibel berichtet uns zwar versteckt, aber doch ganz klar: Die beiden Brüder Petrus und Andreas können unterschiedlicher nicht sein: Der eine agiert als Führungsperson, der andere bevorzugt den Hintergrund. Der eine war wohl hitzig, der andere aufmerksam vornehm.
Ist euch schon aufgefallen. Unsere Doppeltür öffnet sich über die Tür des Petrus. Andreas kann gut damit leben, dass er dem Petrus den Vorrang gibt und nicht die Nummer eins ist. Er ist lieber der Mann, der die Fäden im Hintergrund zieht, wie es uns das Johannesevangelium so schön bei der Brotvermehrung (Joh 6) schildert.
Heute ein Vergelts´Gott den vielen in unserer Pfarre, die wie Andreas die Fäden im Hintergrund ziehen.
Andreas ist anderen ausgeliefert – linke Seitentür
Die Bibel erzählt nirgends, wie es mit Andreas nach der Auferstehung Jesu weitergegangen ist. Nach Berichten von mehreren Kirchenvätern - z.B. Eusebius von Caesarea, Gregor von Nazianz oder Hieronymus- predigte er zunächst in der heutigen Türkei und dann in Griechenland. Einige behaupten, dass er sogar im heutigen Ostanatolien und im westlichen Georgien gewirkt hat.
Übereinstimmend wird berichtet, dass er zur Zeit Kaiser Neros in Patras gekreuzigt wurde, vermutlich im Jahr 60 oder 62 n.Chr. Die Kreuzigung geschah der Legende nach an einem Kreuz mit schrägen Balken, dem sogenannten Andreaskreuz, wie wir es oft in unserer Kirche finden: am Hochaltar, am Deckenfresco im Altarraum, an der Säule rechts hinten.
Spannend ist, wie es mit den Gebeinen des Hl. Andreas weiter gegangen ist:
Im Jahre 357 wurden seine Gebeine in die neue Hauptstadt nach Konstantinopel überführt.
Und dann kommt das Ereignis, das an der linken Seitentür dargestellt ist:
Nachdem die Kreuzfahrer im Jahr 1204 Konstantinopel erobert haben, holt Kardinal Pietro Capuano die Gebeine und bringt sie nach Amalfi. Am 8. Mai 1208 kamen die Gebeine in Amalfi an, begleitet von sieben Schiffen und unzähligen anderen Booten und unter enthusiastischer Beteiligung des Volkes. Die Gebeine wurden dort in der Krypta des Domes beigesetzt.
Dem noch nicht genug: Das Haupt des Hl. Andreas gelangte 1462 nach Rom, wurde 1849 gestohlen und wiedergefunden.
An der linken Seitentür sehen wir, wie jemand ganz selbstverständlich den Kopf des Hl. Andreas von seinem Grab mitnimmt. Zwei Personen schauen zaghaft zu.
An der Innenseite der Tür dient als Handgriff ein Greifvogel: Er innert daran, dass im Leben von Andreas und in unserem Leben manches mit Gewalt und gegen unseren Willen geschieht.
Andreas als Vermittler – rechte Seitentür
Die Darstellung an der rechten Seitentür bringt eine positive Lösung: Wir sehen, wie Papst Paul VI das Haupt des Hl. Andreas an den Patriarchen von Konstantinopel – es ist Athenagoras – zurückgibt. Das Ereignis geschah im Jahr 1964 und ist eine Frucht des II. Vatikanischen Konzils, bei dem das Miteinander zwischen den orthodoxen Ostkirchen und der römisch-katholischen Westkirche neu gestartet wurde.
Klar, der Handgriff an der Innenseite der Tür ist jetzt ganz anders. Eine Friedenstaube lädt zur Versöhnung ein.
Der Hl. Andreas war nicht nur zu Lebzeiten ein Vermittler und verbinden, sondern auch heute. So wird sein Festtag am 30. November sowohl in der römisch-katholischen als auch in den orthodoxen Kirchen als Fest begangen.
Andreas gilt als der Apostel Kleinasiens, Konstantinopels, der Russen und der
Rumänen. Er ist der Nationalheilige von Russland, Schottland und Rumänien und verbindet auf diesem Weg auch diese Völker.
Ich finde es schön, dass ausgerechnet diese Tür, die auf Schritte der Versöhnung erinnert, jetzt nach dem Umbau auch barrierefrei ist. Sie erinnert uns, auch in unserem Leben Barrieren abzubauen.
Details
- Datum: 30. November 2019
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Matthäus 4,18-22