Predigt Zächäus – Herausfordern statt Beschämen
Beschreibung
Predigt Zachäus - Herausfordern statt Beschämen
Evangelium Lk 19,1-10; 3. November 2019
Haben sie es schon einmal erlebt, dass sie beschämt worden sind, öffentlich in einer großen Runde oder vor jemand anderem?
Haben sie selber schon jemanden beschämt, um ihm etwas auszuwischen, weil sie zornig waren, vielleicht auch, ohne es zunächst zu merken?
Ich nehme an, wir könnten da alle einiges erzählen.
Ich erschrecke manchmal, wenn mir Leute erzählen, wie sie vor Jahrzehnten beschämt wurden und wie es immer noch weh tut.
Beschämt zu werden gehört zu den Dingen, die ganz tief gehen. Nach einer Beschämung ziehen sich viele äußerlich und innerlich zurück und wollen sich z.B. in einem Verein oder auch in der Pfarre nicht mehr aktiv einbringen.
Was tut Jesus?
Es ist spannend, die Erzählung von der Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus unter dem Blickwinkel „Wird da jemand beschämt“ zu betrachten.
Zachäus wird in der Bibel als klein beschrieben, manche nennen ihn einen „kleinen Giftzwerg, der schnell auf stur schaltet“. Er ist ein Außenseiter aufgrund seines Berufes als Zöllner, vielleicht auch aufgrund so mancher Vorfälle. Ganz scheint er die Sehnsucht nach guten Begegnungen noch nicht verloren zu haben, wenn es da im Bibeltext heißt: Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei. (Lk 19,3)
Bei der Begegnung zwischen Zachäus und Jesus fallen sofort einige Besonderheiten auf:
- Die Worte Jesus an Zachäus beginnen nicht mit Besserwissen: Zachäus, ich habe dich schon gesehen. Du brauchst dich nicht zu verstecken. Meinst du, dass ich dich nicht gesehen habe und auch sonst nichts von deinen krummen Geschäften weiß. Glaubst du, dass ich so dumm bin.
- Jesus beginnt auch nicht mit Forderungen: Du musst dich ändern. Du musst sozialer und ehrlicher werden. Du musst das Geld sofort zurückgeben.
- Jesus beginnt nicht mit Bedingungen: Wenn du das und das tust, dann können wir miteinander reden.
Nein, Jesus beginnt mit einer Selbsteinladung: Zachäus, komm schnell herunter, denn ich muss heute in deinem Haus bleiben. Jesus spricht hier von „ich muss“, dies bedeutet in der Bibel, dass es zutiefst göttlicher Wille ist, dass es zu dieser heilsamen Begegnung kommt.
Wir sehen: Zachäus wird weder beschämt, noch muss er Dinge tun, die er nicht kann oder verlernt hat. Er darf etwas tun, was er gut kann.
Was tut Zachäus?
Durch die wertschätzende Selbsteinladung Jesu wird Zachäus verwandelt.
Seine guten Seiten kommen ans Tageslicht. Das verändert ihn, das wirkt bis in die tiefste Faser seines Herzens. Zachäus ist jetzt fähig, schnell zu entscheiden.
Und er handelt schnell:
Er bekundet seine Bereitschaft, zu teilen: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen. (Lk 19,8)
Er formuliert sogar die Erkenntnis, dass er Fehler gemacht hat und diese jetzt großzügig bereinigen will: … und wenn ich von jemanden zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. (Lk 19,8)
Herausfordern statt beschämen
Jesu Anliegen ist es, Menschen zu fördern und Wandlung möglich zu machen.
Es heißt, dass die Wüstenväter in der Beratung der Menschen mit allen Mitteln versucht haben, die Beschämung anderer Menschen zu vermeiden.
Es ist einmal interessant zu schauen, wie wir versuchen, Menschen zu helfen:
mit Tipps, mit Ratschlägen, die oft mehr Schläge als Rat sind, mit Aufgaben
Was hat am meisten positiven Erfolg?
Jesus jedenfalls lädt uns heute ein, es mit seiner positiven Art zu versuchen.
So dürfen wir beten:
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
und sprich mich mit Namen an.
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
und hol mich herunter vom Baum der Angst und des Versteckens.
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
und schaue mich mit deinen gütig göttlichen Augen an.
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
damit ich neu werde unter deinem Blick.
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
damit ich heute nicht mehr der sein muss, der ich gestern war.
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
und setze dich an meinem Tisch
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
damit ich immer mehr die werde, wie du mich willst.
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
und gib mir Mut, etwas in meinem Leben zu ändern.
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
damit heute meinem Lebenshaus Heil geschenkt wird.
Komm heute zu mir, wie damals zu Zachäus,
dann kann ich mich auch für andere öffnen.
Details
- Datum: 3. November 2019
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Lukas 19,1-10