Beschreibung

Predigt Mahl-Zeit

Lukas 14,1.7-14; 1.9.2019

Jedes der 4 Evangelien hat einige Schwerpunke und Besonderheiten. Eine der Besonderheiten des Lukasevangeliums ist die Tatsache, dass dort ganz viele Mahlszenen vorkommen. Sie sind gezielt auf das ganze Evangelium verteilt und „wie Perlen aufgereiht“. Einzelberichte (5,27-39; 7,36-50; 11,37-54; 14,1-24; 19,1-10) und Sammelberichte (7,34; 15,1) wechseln sich ab und ergänzen sich gegenseitig.

Schon im letzten Sonntagsevangelium hörten wir von einem Festmahl mit Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen zusammenkommen. Heute steht die Sitzordnung ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Aufgrund dieser Tatsache möchte ich euch drei Beobachtungen zu Mahlsituationen im Lukasevangelium schildern und davon einige Anregungen für unser Mahl und unsere Mahl-Zeiten ableiten.

Beobachtung 1: Gute Tischgespräche

Lukas schildert beim Gastmahl im Haus des Levi (Lk 5,27-39), bei den drei Mahlgemeinschaften mit Pharisäern (Lk 7,36-50; 11,37-54; 14,1-24) und beim letzten Abendmahl (Lk 22,7-38) ausführliche Tischgespräche. Diese bieten Zeit und Gelegenheit, um sich in Ruhe mit Freunden zu unterhalten und auch offene Fragen zu klären.

Wie ist Ihre Tischkultur: Nützen Sie das Essen um miteinander zu reden oder ist ihnen die Zeitung oder der Fernseher oder das Handy lieber?

Ich weiß von Familien, die gezielt an einem speziellen Tag in Ruhe miteinander essen.

Beobachtung 2: Mahl und gesellschaftliche Ordnung

Dass Jesus mit allen gesellschaftlichen Gruppen zu Tisch sitzt, ist eine ganz wichtige Beobachtung im Lukasevangelium, die viele Grenzen sprengt:

Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs von Dorf zu Dorf und Stadt zu Stadt und isst dort selbstverständlich zusammen mit ihnen. In Bethanien ist er bei Maria und Martha zu Gast (Lk 10,38-42).

Überraschung 1: Jesus sitzt mit Pharisäern zu Tisch, wie heute im Evangelium berichtet. Dreimal wird dies innerhalb des Evangeliums ausdrücklich betont. Die Pharisäer gehören ja nicht gerade zu den Freunden Jesu. Wir sehen, beide Seiten suchen trotzdem den Kontakt und das Gespräch.

Überraschung 2: Jesus sucht Tischgemeinschaft auch ganz gezielt mit Sündern, also mit Menschen, die von anderen gemieden werden. Hier zeigt sich Jesu Aufmerksamkeit für Randgruppen ganz besonders. „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“ (Lk 5,31) „Der Menschensohn ist gekommen um zu suchen und zu retten, was verloren war“ (Lk 19,10) ist Jesu klare Antwort auf die Kritik der Pharisäer. Ihm wird sogar vorgeworfen, dass er ein Fresser und Säufer, ein Freund der Sünder und Zöllner sei (Lk 7,34).

Ich weiß nicht, wie es ihnen geht, wenn sie mit jemanden zu Tisch sitzen müssen, der von den anderen gemieden und verachtet wird. Zeige mir deine Freunde und ich sage dir, wer du bist.

Beobachtung 3: Zusammenhang Esskultur und Hl. Messe

Wer das ganze Lukasevangelium etwas genauer liest, kann es nicht übersehen: Im Lukasevangelium sind die Speisung der 5000 (Lk 9,10-17), das letzte Abendmahl (Lk 22,7-38) und das Mahl der Emmausjünger mit dem Auferstandenen (Lk 24,13-35) so beschrieben und formuliert, dass viele Parallelen sofort auffallen: Jesus nimmt jeweils Brot, er segnet es und reicht es den Menschen. Klarer kann Lukas nicht unterstreichen, dass durch das Geschenk der Eucharistie und die Begegnung mit dem Auferstandenen der Hunger für Leib und Seele gesättigt wird.

Ich frage mich immer wieder: Haben deswegen viele Menschen den Wert der Hl. Messe verloren, weil sie im Alltag selten gute Mahlzeiten erleben und zu wenig erfahren, dass Mahl-Zeiten Nahrung für Leib und Seele bieten?

Wir sehen: Mahl und Mahl-Zeit, gemeinsames Essen sind für Jesus nicht nur eine „Abfütterung“, sondern Ausdruck von Gemeinschaft, Hochachtung und tiefer Beziehung. In diesem Sinn kann ich euch nur gute Mahl-Zeiten wünschen, jetzt bei der Heiligen Messe und in der kommenden Woche.

Details
  • Datum: 1. September 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 14,1.7-14