Beschreibung

Predigt Barrierefreie Tür

Evangelium Lukas 13,22-30; So 25. August 2019

Ist euch schon aufgefallen, dass jetzt in unsere Pfarrkirche St. Andrä alle barrierefrei hereinkommen können. Die rechte Seitentür haben wir heuer im Sommer im Rahmen der Umbauarbeiten tiefer gesetzt. So kann man ohne Stufen hereinkommen. Das ist ideal für Eltern mit Kinderwagen, für Rollstuhlfahrer und auch bei manchen Begräbnissen, wenn der Sarg nicht getragen wird, sondern auf dem Wagen hereingeführt wird.

Ich bin froh um diese Änderung, sie hat vom Gebäude her viele Vorteile, aber auch symbolische Bedeutung. Die Änderung will zeigen, dass ihr alle herzlich willkommen seid und wir bemüht sind, nicht Schranken oder Hindernisse in die Kirchentür zu legen.

In den Sommermonaten ist die Tür untertags auch bewusst offen. Ich bin aus zwei Gründen ein Freund von offenen Kirchentüren:

  • Zum einen schrecken mich Kirchen mit einer stinkenden Luft ab, am liebsten würde ich in solchen Kirchen die Türen aufsperren und lüften.
  • Zum anderen verbinde ich mit offenen Türen auch eine Botschaft: „Herzlich willkommen! „Ihr seid eingeladen!“ Wir wollen niemanden hinaussperren.

 

Nun hören wir heute im Evangelium die wichtigen Worte: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.

Ist das eine gegenteilige Botschaft? Sollten wir aufgrund dieser Worte nicht kleine enge Kirchentüren bauen oder nur eine Seitentür geöffnet lassen, um den Menschen zu zeigen, wie ernst die Lage ist.

Ich möchte der Frage nicht ausweichen, sondern mit euch nachdenken, was die Worte Jesu von der engen Tür bedeutet.

  1. Wir müssen durch die Tür hinein gehen

Zunächst fällt auf: Jesus redet von der engen Tür, nicht von ständig verschlossenen Türen.

Die enge Tür zeigt für mich klar: Wer durch eine Tür hinein geht, trifft Entscheidungen. Es geht nicht, dass wir uns nie entscheiden und immer unentschlossen vor der Tür bleiben, um ja nichts zu versäumen. Wir müssen und dürfen hineingehen.

Alles von der Beobachterrolle zu sehen und zu beurteilen, ist zu wenig. Das ist das fehlerhafte Verhalten der Menschen im heutigen Evangelium: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Jesus will mehr, er will, dass unser Leben Konsequenzen hat.

  1. Die Tür zum Glück öffnet sich nach Innen

In einem arabischen Märchen wird folgendes erzählt: Ein Mädchen verirrt sich im Wald. Es wird dunkel und unheimlich. Furcht steigt in dem Mädchen auf. Verzweifelt sucht es den Weg nach Hause. Da kommt es an eine kleine Hütte. Aus einem Fenster leuchtet ein warmes Licht. Es läuft auf das Häuschen zu und klopft leise an die Tür. Eine Stimme antwortet von drinnen: "Wer ist da?" Das Mädchen antwortet: "ICH!" Da entsteht ein großes Schweigen. Auch die Blätter des Waldes halten inne in ihrem Rauschen. Nur von innen ist ein leises Weinen zu hören. Das Mädchen kauert sich vor die Tür. Es denkt nach, warum plötzlich die unheimliche Stille begann. War es das Wort ICH? Ganz langsam wächst in ihm die Erkenntnis, dass sich der Mensch verwandeln muss, wenn er in das Haus der Geborgenheit und Liebe, Wärme und Freude Einlass finden will. Am Morgen geht es noch mal an die Tür und klopft. Wieder fragt von innen eine Stimme: "Wer ist da?" Nun antwortet es: "DU!" Da öffnet sich die Tür und das Mädchen darf eintreten in die warme, helle Stube voller Licht und Leben.

 

„Die Tür zum Glück öffnet sich nach Innen!“ heißt es in einem Sprichwort. Das bedeutet, dass ich das Wesentliche nicht erpressen kann, sondern geschenkt bekomme.

Wenn ich von ICH zum DU komme, dann öffnen sich automatisch die wesentlichen Türen. Mehr noch: Durch die großen Türen des Lebens bis hin zur Himmelstür müssen wir nicht allein gehen. Es gibt Menschen die uns begleiten und ermutigen und vielleicht sogar schieben.

 

In den Worten des heutigen Evangeliums dürfen wir durch die die wichtigste Tür schon hineinblicken: Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Im Reich Gottes und am Tisch Gottes versammeln sich Menschen aus allen Himmelsrichtungen.

 

Mögen die barrierefreien Türen unserer Pfarrkirche mithelfen, dass wir im Leben nicht Türen zusperren und zuschlagen. Mögen wir die entscheidenden Schritte durch die Türen des Lebens wirklich gehen und nicht besserwisserisch oder egoistisch draußen bleiben.

Jesus geht uns voraus, mehr noch, er ist die entscheidende Tür.

 

 

Details
  • Datum: 25. August 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 12,22-30