Beschreibung

Predigt  Der Hl. Geist öffnet verschlossene Türen. Pfingsten 2019

Lesung: Apostelgeschichte 2

 

Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Sie freuten sich, beieinander zu sein und friedlich unter sich zu bleiben. Am Himmel regte sich kein Lüftchen. Es störte sie keiner - wer sollte sie auch schon stören? Die Fenster öffneten sie nur gelegentlich, um ein wenig zu lüften.

In den Straßen um das Haus tummelten sich in diesen Tagen Leute aus aller Herren Länder: Sie unterhielten sich über vieles, manche auch über Jesus und seine Anhänger: „Man hört nichts mehr von der Sache. Sie scheint sich erledigt zu haben!“ In der kleinen Gruppe hielt Petrus eine Rede: „Liebe Freunde in der Erinnerung an Jesus! Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass Jesus nicht mehr bei uns ist. Von den Juden haben wir nichts mehr zu befürchten, sie haben sich beruhigt. Warum sollten wir von der Sache wieder anfangen? Wir haben unsere Ruhe. Das ist gut so, alles soll so bleiben wie es ist. Das ist für alle Beteiligten das Angenehmste. Fremde können in unserer Gruppe nur stören.“

Die Jünger trafen sich noch öfters, fingen an, sich zu langweilen - und die Mittelmäßigkeit erlebte Höhepunkte. (vgl Heribert Arens)

 

Zum Glück ist das erste Pfingsten nicht so verlaufen:

  • Mit den Worten: Warum sollten wir von der Sache wieder anfangen? wäre Petrus sicher nicht in die Geschichte eingegangen.
  • Mit der Haltung, ja nicht aufzufallen und friedlich unter sich zu bleiben, wäre das Christentum nie eine Weltreligion geworden.
  • Wenn wir aufs erste Pfingsten schauen, hören wir von Jüngern mit Feuer und mit einem vollen Herzen.

Wir müssen diesen Aufbruch vor 2000 Jahren nicht idealisieren so nach dem Motto: „Früher war alles besser und einfacher!“ Wir dürfen und sollen aber die Dynamik des Aufbruchs aufsaugen und uns heute beim Pfingstfest mitreisen lassen, damit wir als Kirche Begeisterung ausstrahlen und für etwas brennen. Ganz ehrlich gesagt: Manches in unseren Kirchen erinnert mich schon an die Anti-Pfingst-Geschichte: So kam es, dass sie friedlich unter sich blieben. Es störte sie keiner - wer sollte sie auch schon stören? … Im Übrigen soll alles so bleiben wie es ist. Das ist für alle Beteiligten das Angenehmste. Fremde können in unserer Gruppe nur stören.

 

Pfingsten lädt ein, zugeschlagene Türen und solche, die wir kaum verwenden, wieder zu öffnen. Ich habe es gern, wenn in unserer Kirche untertags und bei den Gottesdiensten die Türen offen sind. Das drückt eine Botschaft aus. So möchte ich mit euch schauen, welche Türen in der Jerusalemer Urkirche offen waren und welche Türen der Geist von Pfingsten bei uns aufreißen will?

 

Tür der Glaubensverkündigung

Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf, er erhob seine Stimme und begann zu reden. Die Jünger, die soeben noch aus Angst sich eingesperrt haben, gehen jetzt auf die Straße, vorbei ist es mit verschlossenen Türen.

Vor 20 Jahren schrieb Joachim Wanke, der damalige Bischof von Erfurt: „Unserer Kirche in Deutschland fehlt etwas. Es ist nicht das Geld. Es sind auch nicht die Gläubigen. Unserer katholischen Kirche in Deutschland fehlt die Überzeugung, neue Christen gewinnen zu können. Dass eine Gemeinde nicht wächst, mag auszuhalten sein, dass sie aber nicht wachsen will, ist schlechthin unakzeptabel.“

Auch wir Osttiroler müssen lernen, dass Glaube nicht selbstverständlich ist. Wir dürfen nicht so tun, als ob alle christlich wären und die Schätze des Glaubens kennen. Wenn wir die Schätze des Glaubens nicht pflegen und einüben, dann erleben sie unsere Kinder nicht. Glaube und Gemeinde muss man spüren.

 

Türen der Gemeinschaft

"Sie hielten fest an der Lehre der Apostel und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten" (Apg 2,42).

Hier werden vier Markenzeichen für eine gute Pfarrgemeinde genannt: Lehre der Apostel, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet. Bitte helfen wir zusammen, dass in Lienz viele spüren und erleben, wie hilfreich diese Markenzeichen sind: Kinder, Jugendliche, Verzweifelte, Traurigen, Gescheiterten, Erfolgreiche.

 

Türen des Sozialer Einsatz

„Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam.“ (Apg 4,32).

Hier wird ein hohes Ideal geschildert. Es wäre einseitig davon abzuleiten, dass wir alle alles verkaufen müssen.

Ich glaube, dass unsere Pfarren im sozialen Einsatz Großes leisten. Vom Netzwerk für Einsame und Kranke bis hin zu großen Hilfsaktionen in der ganzen Welt. Ich glaube gleichzeitig, dass wir immer als geisterfüllte Gemeinde Jesu Christi immer wieder neu den Blick für die konkrete Not vor Ort schärfen müssen: Wo sind die Armen in unserem Stadtteil? Habe ich Kontakt zu ihnen? Was sollen wir teilen?

 

  1. Heilung

„Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk.“ (Apg 5,12)

Bei der Heilung geht es nicht darum, dass wir das Krankenhaus in unsere Kirche verlegen, alles vermischen und so tun, als ob wir alle Ärzte wären.

Aber es geht um das Bewusstsein, dass Heil und Heilung viel mit unserem Glauben zu tun haben. Ich bin manchmal verwundert, wo Menschen Halt und Heilung suchen und dass sie gar nicht auf die Idee kommen, dies im Gebet und in der Glaubensgemeinschaft zu finden.

Wir haben im christlichen Glauben große Schätze für Heil und Heilung. Die Worte bei der Krankensalbung zählen für mich zu den stärksten Gebeten, die ich kenne: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes.“ so bei der Salbung der Stirn. Die Worte bei der Salbung der Hände lauten: „Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“

 

Wir haben gesehen: Eine pfingstliche Kirche benötigt: Feuer statt Mittelmäßigkeit, Glaubensweitergabe statt Langeweile, Solidarischer Einsatz statt Egoismus,

Heilung statt Flucht in alles Mögliche.

Komm Hl. Geist und öffne unsere Türen und unsere Herzen.

Details
  • Datum: 9. Juni 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Apostelgeschichte 2