Beschreibung

Predigt ist Feindesliebe möglich?

Lesung 1: 1 Sam 26,2.7-9.12-13.22-23; Lesung 2: 1 Kor 15,45-49;

Evangelium: Lukas 6,27-38

 

Die Bibel ist so grausam und brutal.

Ein Mord bereits auf der dritten Seite. Kain erschlägt Abel.

Der Prophet Elija lässt hunderte Propheten des Gottes Baal umbringen,

König David ist ein hinterlistiger Ehebrecher,

viel Blut bei Kriegen und Zerstörungen.

Das Alte Testament ist sowieso ganz grausam. Ich will diese schlimmen Sachen nicht hören und nicht lesen.

 

So und ähnlich lauten Rückmeldungen, die ich bei Bibelveranstaltungen immer wieder höre. Ich bin froh, wenn ich dann mit den Leuten darüber ins Gespräch komme. Ich versuche dann folgende Gedanken einzubringen:

Ja, die Bibel enthält schlimme Sachen, weil sie - ohne zu beschönigen - die Realität schildert, die leider so ist wie sie ist. Ja, in der Bibel ist manches auch nicht so leicht verständlich, manches ist sogar missverständlich.

 

Bei etwas genaueren Hinschauen zeigt sich jedoch eine ganz andere Botschaft, die ganz wichtig und heilsam ist für uns Menschen, damals und heute.

  • Der Gott des Alten Testaments startet immer wieder einen Neuanfang mit einzelnen Menschen und mit seinem Volk. Die Bibel schildert wohl 100 Neuanfänge.
  • Menschen, die wie der Prophet Elija große Fehler machen, werden durch Gott korrigiert. Am Berg Horeb zeigt zum Beispiel Gott dem Elija, dass er nicht Gewalt und Feuer will. Gott kommt im stillen Säuseln des Windes.
  • Und Jesus sowieso: Er wird von Gott gesandt als der Friede schlechthin. In Jesus gibt es keine Intrigen und keinen Hass. Er lebt die Gewaltfreiheit pur. Sein Leben und seine Worte sind zu 100% identisch. Das klappt bei niemanden von uns.

 

Ich möchte dazu drei Sätze aus dem heutigen Evangelium herausgreifen, die aufzeigen, wie bei Jesus Worte und Taten zu 100 % übereinstimmen.

 

Liebt eure Feinde

Hatte Jesus Feinde, hat er seine Feinde geliebt? So habe ich neulich einige Kinder gefragt. Viele von uns sagen ganz ehrlich, dass Feindesliebe kaum möglich ist.

Es geht bei der Feindesliebe nicht darum, zu Feinden eine liebevolle und emotionale Beziehung aufzubauen, wohl aber, ihnen mit Würde zu begegnen.

I

n der Lesung aus dem Alten Testament haben wir gehört, dass König David diese Fähigkeit hat. Der launische Saul will den jungen David umbringen. Und dann bekommt David die Chance, den schlafenden König Saul zu töten. Ein Stoß mit dem Speer und Saul wäre tot. David tut es nicht mit der Begründung: Bring ihn nicht um! Denn wer hat je seine Hand gegen den Gesalbten des HERRN erhoben und ist ungestraft geblieben?

 

Antony De Mello, der große Meditationsmeister, schlägt im Blick auf Menschen, mit denen ich mich schwertue, folgende Meditationsmethode vor.

Ich setze mich auf einem Stuhl vor das Kreuz Jesu und schaue zu Jesus hinauf.

Ich stelle einen zweiten leeren Stuhl neben mich hin. Zunächst sage ich zu Jesus am Kreuz alles, was mich an der anderen Person stört. Dann stelle ich mir vor, was die andere Person zu Jesus sagen möchte. Und zuletzt frage ich, was Jesus zu uns beiden sagt. Das ist heilsam und gibt Gelassenheit und Verständnis für den anderen.

 

Betet für die, die euch beschimpfen

Am Kreuz betet Jesus. „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) Wenn ich für jemanden bete, begegne ich ihm anders. Das habe ich schon oft erlebt. Ich bin auch überzeugt: Das Gebet für Menschen, mit denen ich mich schwertue, schenkt mir neue Freiheiten. Ich mache mich nicht mehr abhängig und übergebe vieles dem Herrgott. Was für eine Chance. Versuchen sie es!

 

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist

Der Bibeltext gibt die Begründung an, warum wir uns tagtäglich für Friede und Versöhnung einsetzen sollen.

Es ist nicht so sehr der Appell, dass wir uns bemühen müssen. Apelle halten sowieso nicht lange. Es ist auch nicht die Aussage, dass wir Christinnen und Christen besser sind als die anderen.

Nein, die Begründung für christliche Großzügigkeit und Versöhnungsbereit- schaft liegt in Gott, in seiner Güte, Barmherzigkeit und Liebe.

Seid barmherzig, weil auch euer Vater im Himmel barmherzig ist. Das ist doch beruhigend und motivierend. Jesus hat uns die Barmherzigkeit Gottes vorgelebt.

 

Gewalt in der Welt und auch viel Gewalt in der Bibel.

Und dazu Jesus mit seiner Friedensbotschaft.

Ich bin überzeugt: Sein Angebot macht unser Leben leichter und die Welt besser.

Details
  • Datum: 23. Februar 2025
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 6,27-38