Beschreibung

Predigt Stabile Verbindungen

Evangelium: Johannes 15,1-8, 28.4.2024

 

Ist dir aufgefallen, dass das Wort „bleiben“ im heutigen Evangelium sehr oft vorkommt, insgesamt achtmal. Jesus verwendet das Wort hier sicher nicht deswegen so oft, weil ihm nichts Besseres eingefallen ist, sondern weil er weiß: Hier geht es um etwas ganz Wichtiges, um gelungenes Leben, ja um Leben oder Tod, um Überleben oder Absterben.

So möchte ich das Wort bleiben mit der Frage verbinden: Wie gelingen stabile Verbindungen in der Partnerschaft, in der Familie, mit Menschen, mit Gott? Wie kann Verbindung im Auf und Ab unseres Lebens gelingen, in einfachen Zeiten und auch in schweren oder stürmischen Zeiten?

 

Dazu fällt mir manchmal folgendes Zitat von Kardinal Döpfner ein: „Bleiben wir verbunden mit sorgenden Augen, helfenden Händen und betenden Herzen!“ Kardinal Döpfner sprach diese Worte im Jahr 1958. Die Situation war damals folgende: Man begann die Berliner Mauer zu bauen, die Menschen trennen sollte und Familien auseinanderriss. Kardinal Döpfner sprach die Worte mit der Sehnsucht, dass sorgende Augen, helfende Hände und betende Herzen stärker sind als Mauern, die Menschen aufziehen.

 

Bleiben wir verbunden

Das Evangelium vom Weinstock spricht nicht nur vom Bleiben, sondern vom bleiben inBleibt in mir und ich bleibe in euch., sagt unter anderen Jesus. Wir merken: Hier geht es um eine innige Verbindung, hier geht es um ein tiefes Verbundensein. Das Evangelium vom Weinstock bringt auch zum Ausdruck, dass wir Menschen keine Einsiedler sind, die allein ohne jeden Kontakt dahinleben sollen. Wir brauchen die Verbindung und den Kontakt zu anderen, wie die Rebe den Kontakt zum Weinstock braucht und der Weinstock den Kontakt zu den Wurzeln. Sonst sterben wir ab, sonst verlieren wir den Lebenssaft.

 

Bleiben wir verbunden mit sorgenden Augen

Um leben zu können und die Verbindungen zu pflegen, braucht es die sorgenden Augen, die merken, wie es dem anderen geht und die nicht wie ein Geier nur auf Fehlersuche beim anderen aus sind. Es braucht den Blick füreinander: den Augen-Kontakt, den Sinn für den Augen-Blick, das gegenseitige Ansehen. Die Sprache sagt uns das sehr schön: Wenn ihr uns wirklich und ehrlich ansehen, dann geben und haben wir auch Ansehen.

Manchmal wäre es leichter, die Augen zu verschließen, damit wir Leid und Ungerechtigkeit nicht sehen müssen. Aber das wäre zu einfach: Wenn wir verbunden bleiben wollen, braucht es offen Augen, es benötigt nicht besorgte Augen, aber sorgende.

 

 

Bleiben wir verbunden mit helfenden Händen

Es geht im Leben nicht darum, gescheit und besserwisserisch herum zu reden, sondern die Hände zu öffnen für ein gegenseitiges Halten, für eine zärtliche Berührung, um etwas Gutes auf den Tisch zu stellen oder um nach einem Streit die Hände zur Versöhnung zu reichen

Helfende Hände geben auch Zeugnis von Gott, wenn es etwa in einem schönen Gebet heißt: Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute in der Welt zu tun.

 

Und zuletzt: Bleiben wir verbunden mit betenden Herzen

Wo das Herz fehlt, hilft die beste und modernste Maschine auf Dauer wenig, da schmeckt das beste Essen kaum. Das betende Herz weiß, wo es Hand anlegen muss, das betende Herz kennt auch die Grenzen unseres Lebens und des Machbaren, das betende Herz schaut auf zu Gott, dem Schöpfer der Welt. Das betende Herz pflegt sogar Verbindungen über den Tod hinaus.

 

Wie können Verbindungen im Auf und Ab des Lebens gelingen und stabil sein?

Das Gleichnis vom Weinstock kann uns hier zum Wesentlichen führen, auch mit der Gelassenheit, dass es vier Jahreszeiten gibt.

Bleibt in mir und ich bleibe in euch, zeigt die innige tiefe Verbindung.

So gebe ich euch heute den Satz mit: Bleiben wir verbunden mit sorgenden Augen, helfenden Händen und betenden Herzen!

Details
  • Datum: 28. April 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 15,1-8