Predigt Krise der Autoritäten
Beschreibung
Predigt Krise der Autoritäten Matthäus 23,1-12; 5.11.2023
Wie viel Vertrauen hast du in die Kirche? In die Pfarre, in die Kirche Tirols, in den Vatikan? Wie viel Vertrauen hast du in folgende Institutionen und Berufe: Parteien, PolitikerInnen, Gesundheitssystem und Ärzte, EU, Sozialpartner, LehrerInnen, Polizei, JournalistInnen?
Die fast jährlichen Umfragen in verschiedenen Medien zeigen, dass das Vertrauen in Institutionen ständig sinkt. Auch die Kirche schneidet da sehr schlecht ab. Woran liegt das? Sind es die vielen Fehler, die geschehen sind und leider weiterhin vorkommen? Ist es die allgemeine Skepsis Autoritäten und „den Mächtigen“ gegenüber?
Kritik Jesu an Autoritäten
Auch Jesus reiht sich heute im Evangelium in die Reihe jener ein, die scharfe Kritik üben an den damaligen religiösen Autoritäten, nämlich den Schriftgelehrten und die Pharisäer:
- Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach ihren Taten; denn sie reden nur, tun es aber nicht: Der Vorwurf sitzt: Sie predigen Wasser und trinken Wein. Sie tun selber nicht, was sie anderen empfehlen.
- Der zweite Vorwurf ist noch schlimmer: Sie schnüren schwere und unerträgliche Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, selber aber wollen sie keinen Finger rühren, um die Lasten zu bewegen.“ Es geht nicht, wenn Vorgesetzte die Lasten der Menschen noch schwerer machen, statt sie zu entlasten und ihnen ganz konkret zu helfen. Es geht nicht, wenn Berufsgruppen die dazu da sind, den Menschen zu helfen, ihnen zusätzlich das Leben schwer machen.
- Alles, was sie tun, tun sie, um von den Menschen gesehen zu werden. Da geht es sogar bei Hilfsaktionen nicht um die Betroffenen, sondern um den Ruhm und die Wichtigkeit der Wichtigen.
Jesus als Autorität
Und Jesus selbst? Wie steht es mit dem Vertrauen zu ihm? Gehört er für dich auch zu jenen, die reden und nichts tun? Ist er für dich eine Autorität? Beim Abschluss der Bergpredigt heißt es auf jeden Fall: Und es geschah, als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. (Mt 7,28-2) Im Blick auf die Vorwürfe, die Jesus heute an die Pharisäer ausspricht, können wir sagen:
- Jesus redet nicht nur, er handelt auch. Gerade im Blick auf die herausfordernde Botschaft der Bergpredigt kann man sagen: Jesus lebt diese Botschaft, sein Leben ist die beste Erklärung dieser Botschaft. Bei ihm passen Worte und Taten zusammen.
- Und wie steht es mit den Lasten? Jesus sagt: Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. (Mt 11,28) Viele Begegnungen und Heilungen zeigen, dass ihm dies gelungen ist, damals und heute. Er war sogar bereit, für uns das Kreuz zu tragen und so die Lasten der Welt im Blick zu haben. Wir können und sollen bei Jesus Lasten ablegen. Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist (Lk 19,10) sagt Jesus an einer anderen Stelle.
Somit ist das Kriterium klar: Bei einer Autorität sollen Worte und Taten zusammenstimmen. Es geht darum, dass Autoritäten anderen helfen. Nur einer ist euer Vater, der im Himmel, und von diesem Vater als höchste Autorität können wir viel Schutz und Hilfe erwarten.
Unsere Welt braucht Autoritäten
Ich komme zurück zu den Autoritäten und der Krise der Autoritäten heute.
Das lateinische Wort „auctor“ bedeutet „Förderer, Vermehrer, Unterstützer“. Autoritäten sind demnach dazu da, dass Menschen gefördert und unterstützt werden, dass Gerechtigkeit herrscht und einzelne skrupellose Menschen sich nicht alles richten können.
Für mich ist klar: Wir brauchen gute Autoritäten, die ganze Gesellschaft, nicht nur die Kinder. Es ist nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern für die ganze Gesellschaft schädlich, wenn motivierende und schützende Autoritäten fehlen.
Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder und Schwestern.
Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer; Christus. Wir würden die heutigen Bibelworte vom Vater und Lehrer falsch verstehen, wenn wir die wichtige Aufgabe der Väter und Lehrer geringschätzen oder abwerten. Nein, es geht darum, dass sie ihre Aufgabe erfüllen zum Wohl der anderen und ihre Autorität an Jesus messen.
Ich stelle mir die Frage: Was muss geschehen, dass es gute Autoritäten gibt und diese besser arbeiten? Bist du bereit, für einige Menschen eine Autorität zu sein? Wie kann die Kirche wieder mehr Autorität sein?
Details
- Datum: 5. November 2023
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Matthäus 23,1-12