Beschreibung

Predigt Ostermontag 2023 - Ostern mit allen Sinnen

Evangelium: Lukas 24,13-35

 

Man hat oft den Eindruck, dass Ostern etwas fürs Herz ist oder für die Träume, aber nichts für Hand und Füße oder für den Verstand. Das ist schade, weil damit das Osterfest ins Liebliche und Süßliche versetzt wird, aber kaum etwas mit der oft beinharten Realität zu tun hat. Gerade deswegen möchte ich betonen: Damit uns Ostern erfüllt und trägt, muss es alle Sinne erfassen. Österliche Menschen stehen mit beiden Füßen am Boden und haben das Herz für den Himmel offen.

 

So möchte ich heute das berühmte Evangelium der Emmausjünger mit unseren Beinen, Augen, Herzen und Lippen verbinden.

 

Ostern in den Beinen

Das Dorf Emmaus liegt von Jerusalem 60 Stadien entfernt, das sind ca. 12 km. Demnach gehen die beiden Emmausjünger mehr als 20 km und Jesus geht teilweise auch mit. Die beiden Emmausjünger gehen zunächst von Jerusalem weg, sie hauen ab. Das ist manchmal wichtig, um nicht selbstverliebt in ihrem Leid zu bleiben. Und dann kommt viel in Bewegung. Die Emmausjünger gehen den Weg zweimal, hin und retour. Ja, Ostern ist kein Fest des Sich-Einsperrens oder Zurück-Ziehens, sondern des Aufbruchs.

 

Ostern und Augen

Es heißt so wunderbar am Ende des gemeinsamen Mahles in Emmaus: Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn.; und er entschwand ihren Blicken. (V 31) Ja, Osteraugen sehen tiefer, sie sehen weiter und sie sehen alles in einem anderen Licht. Vielleicht haben sie sich schon manchmal gefragt, warum Jesus dann sofort entschwindet. Das drückt wohl die Erfahrung aus, dass wir Ostern nicht festhalten können als Dauerlicht.

 

Ostern im Herzen

Die Bibel berichtet, wie ausführlich und geduldig Jesus zu den beiden Jüngern redet. Er spürt, dass sie noch verschlossen sind und Zeit benötigen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. (V 25)

Durch die Begegnung mit Jesus und sein geduldiges Dranbleiben gelingt die große Öffnung und Erkenntnis: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete.

Das ist natürlich ein Traum: Brennende Herzen anstatt versteinerte Herzen, geöffnete Herzen statt verstockte Herzen.

 

 

 

 

Ostern auf den Lippen

Gott sei Dank sind die Emmausjünger in ihrer Trauer und in ihrem Leid noch nicht ganz sprachlos geworden. Sie können noch miteinander reden: Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte (V 14).

Nach der Begegnung mit dem Auferstandenen ist ihr Mund voll, da können sie nicht mehr schweigen, da müssen sie wie glückliche Kinder heimlaufen und den anderen Jüngern sofort das Wunderbare erzählen:  Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. (V 35)

Es ist so wichtig, dass wir in Freud und Leid im Gespräch bleiben und das weitersagen, was wir an Gutem erlebt haben. Als Kirche haben wir die Aufgabe, in erster Linie frohe Botschaft zu verkünden.

 

Ostern mit den Händen

Der Bericht von den Emmausjüngern schildert nichts Ausdrückliches über die Hände der Jünger. Jesus reicht ihnen beim Mahl das Brot.

Anders die Begegnung des Auferstandenen mit dem Apostel Thomas: Er will das Unvorstellbare mit den Händen begreifen und wohl auch festhalten. Begreifen ist wichtig, Festhalten geht nicht. Das muss auch Maria Magdalena erfahren. Jesus sagt zu ihr: Halte mich nicht fest.

 

Ostern mit Verstand

Manche Menschen meinen, dass Ostern mit dem Verstand nichts zu tun hat. Das wäre komisch und schade. Ostern lädt ein, genauer nachzufragen, Glauben ist nicht Nichts Wissen. Auch deswegen bin ich froh um den Apostel Thomas, der genau nachfragt und sich nicht sofort zufriedengibt.

 

Schenke uns Menschen österliche Füße, die sich auf den Weg machen und einfach mit anderen ein Stück ihres Weges gehen

Schenke uns Menschen österliche Augen, die tiefer sehen, die weiterblicken und nicht fixiert sind auf das Böse

Schenke uns Menschen ein österliches Herz, das brennt für die Anliegen der Welt und das nicht verhärtet ist.

Schenke uns Menschen österliche Lippen, die Gutes weitererzählen und die Auferstehung in neue Worte fassen

Schenke uns Menschen österliche Hände, die begreifen können, ohne festzuhalten

Schenke uns Menschen einen österlichen Verstand, der das Wunder des Lebens im Blick hat und bemüht ist, die Wunden des Lebens zu heilen.

Details
  • Datum: 10. April 2023
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 24,13-35