Predigt Paulus als Missionar für heute
Beschreibung
Predigt Paulus als Missionar für heute
Lesung: 1 Korinther 1,1-3
Stellt euch vor, der Apostel Paulus würde für ein halbes Jahr nach Osttirol kommen.
Wo würde er wohl besonders hingehen? Was würde er zu sehen bekommen? Was würde er sagen? Wo würde er besonders sprechen? In den Kirchen, am Lienzer Hauptplatz, auf die Berge, in den Einkaufszentren, in Radio Osttirol, im Osttiroler Bote? Ich finde die Frage spannend. Als Antworte werde ich einfach das Wort Paulus buchstabieren und eine Frage an uns richten.
P wie Predigt
Paulus reiste tausende Kilometer zu Fuß, auf Tieren oder mit dem Schiff, um überall von Jesus zu erzählen.
- In Städten, in denen eine Synagoge war, ging er immer zuerst in die Synagoge und predigte dort vor den Juden.
- Für seine Predigt scheute er auch öffentliche Plätze nicht; so seine berühmte Predigt am Areopag in Athen.
Paulus rühmt sich nicht, ein feuriger Prediger zu sein, er betont sogar, dass er in Schwachheit kommt. Aber eines ist klar: Er entschuldigt sich nicht ständig, ein Christ zu sein, ganz im Gegenteil. Im Blick auf heute frage ich mich manchmal:
- Wie mutig verkündigen wir heute unseren Glauben und geben Zeugnis davon? Die Frage betrifft nicht in erster Linie uns Priester, sondern alle.
- Ganz konkret: Rede ich mit anderen Leuten über den Glauben oder schäme ich mich, das Tischgebet zu beten, wenn z.B. ein Gast da ist.
A wie Auferstandener
Paulus, durch Gottes Willen berufener Apostel Christi Jesu. So beginnt die heutige Lesung. Weil dem Paulus der Auferstandene begegnet ist, bezeichnet er sich ganz selbstverständlich als Apostel, obwohl er nicht zu den Zwölf gehört und dem irdischen Jesus wohl nie begegnet ist.
Auf dem Weg nach Damaskus werden für Paulus zwei Sachen ganz klar:
- Den Auferstandenen gibt es wirklich, er lebt wirklich, er ist mir ja erschienen: Vorher sagt er ja: Jemand der am Kreuz als Verbrecher gestorben ist, kann nicht der Messias sein.
- Der Auferstandene begegnet mit besonders in den Ärmsten: Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich? Wer bist du, Herr? Ich bin Jesus, den du verfolgst (Apg 9)
Bei der Auferstehung geht es nicht um Randdiskussionen unseres Glaubens, sondern um die zentrale Botschaft unseres Glaubens. So meine Frage:
- Glaubst du an die Auferstehung? Hat dies Folgen für dein Leben, im Umgang mit dem Tod, mit der Freude, mit Versöhnung, mit der Lebensausrichtung?
U wie umsonst
Die heutige Lesung endet mit dem Segenswort: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Paulus redet immer wieder von der Gnade Gottes, die uns geschenkt ist. Gnade kann man übersetzen mit Geschenk Gottes vor jeder Leistung oder mit „umsonst“. Gott liebt uns ohne jede Leistung, damit wir frei durch diese Liebe viel Gutes tun können. Das falsche Gegenteil davon wäre: Wir tun Gutes, damit uns Gott liebt oder wir uns seine Liebe erkaufen können. Frage:
- Ist die frohe Botschaft von der Gnade Gottes für mich eine Hilfe und eine Stärkung des Selbstbewusstseins oder nur leeres Gerede?
L wie Lydia
Bei L wäre natürlich „Liebe“ nahelegend, ein wichtiges Wort bei Paulus. Ich wähle absichtlich Lydia, die erste namentlich bekannte Christin von Europa, eine Purpurhändlerin in Philippi.
Wie Paulus nach Europa kommt, gehört für mich zu den Janierstellen in der Bibel: So durchwanderten sie Mysien und kamen nach Troas hinab. Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien, und hilf uns! Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir waren überzeugt, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden. (Apg 16,8-10)
„Wer hält heute die Messe?“ Diese Frage bedeutet bei uns: „Welcher Priester steht der eucharistischen Feier vor?“ Paulus hätte geantwortet: „Die ganze Gemeinde feiert die Messe.“ Für ihn bedeutet die Mitfeier des Gottesdienstes nicht, wie Besucher eines Theaterstückes in die Kirche zu gehen und zuzuschauen und zu hören, was dem zelebrierenden Priester wohl alles zur Gestaltung eingefallen ist, sondern sich selbst und sein Leben wie Lydia ganz und gar in dieses Geschehen einzubringen.
- Frage: Wie steht es mit dem Christentum heute in Europa.
- Wo übernehme ich Verantwortung? Wie rede ich, was trage ich bei?
U wie Unverständnis
Der 10jährige Ministrant Peter antwortet auf die Frage des Pfarrers, ob er in der Messe bei den Bibeltexten zuhört: Nein, denn die Evangelien kenne ich schon auswendig und den Paulus in der Lesung verstehe ich sowieso nicht.
Schon der Apostel Petrus (2. Petrusbrief 3,15-16) schreibt, dass Paulustexte oft unverständlich sind Frage: Wie geht es mir bei Paulustexten? Horche ich zu?
- Habe ich den Wunsch, genauer hinzuhören, wenn ich etwas nicht verstehe
S wie Saulus
Vor Damaskus begegnet dem Christenverfolger Saulus der Auferstandene und ändert sein Leben. Die Bezeichnung „Bekehrung“ des Paulus ist eigentlich falsch, besser ist „Berufung“ des Saulus. Paulus war auch vorher ein gläubiger Mensch. Paulus bekam vermutlich als Kind den Doppelnamen Saulus-Paulus. Bei der hebräisch sprechenden Bevölkerung verwendet er den hebräischen Namen Saulus, bei der griechisch-römischen Bevölkerung den Namen Paulus. Was hat sich nach dem Damaskuserlebnis geändert. Ab jetzt definiert sich Paulus nicht mehr über seine Leistung. Ab jetzt kann er umso mehr leisten, weil er innerlich frei ist.
- Frage: Traue ich Gott zu, dass sich in meinem Leben etwas ändert? Traue ich mir zu, dass ich etwas ändern kann? Ist Wandlung möglich?
Details
- Datum: 14. Januar 2023
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: 1 Korinther 1,1-3