Predigt Gründonnerstag 2022. Abschiedsbilder von Jesus

Predigt Gründonnerstag 2022. Abschiedsbilder von Jesus

Evangelium: Johannes 13,1-15

Situationen des Abschieds merken wir uns oft bis ins kleinste Detail. „Ich habe ihn noch genau vor mir“, heißt es dann, „wie er beim Abschiedsessen dasaß mit seinem rotbraunen Pullover.“ Meine Mutter hat uns Kindern oft beschrieben, wie ihr Vater am Sterbebett zu seinen Kindern sagte: „Versprecht mir, dass ihr zusammenhaltet und nicht streitet.“

Beim letzten Abendmahl nimmt Jesus von seinen Jüngern Abschied. Vielleicht ging es seinen Jüngern nachher auch so, dass sie sich bis ins Kleinste daran erinnerten, was Jesus getan und gesagt hat. Vielleicht hatten sie nach dem letzten Abendmahl ganz klare Erinnerungsbilder an Jesus, nicht als Fotos auf Papier, sondern als Bilder, die sie tief im Herzen trugen und hoffentlich oft herausholten.

Ich habe in allen vier Evangelien die Abschiedsworte Jesu beim letzten Abendmahl, sozusagen sein Testament, nachgelesen und möchte heute vier Abschiedsfotos von Jesus malen.

Das erste Bild zeigt einen dienenden Jesus

20 Stunden vor seinem Tod wäscht Jesus den Jüngern die Füße, er hätte anderes tun können, wie z.B. letzte Regieanweisungen. Aber nein, er wäscht einfach die Füße. Er spielt sich nicht als ihr Herr auf, sondern will ihr Diener sein. Nach der Fußwaschung sagt Jesus zu den Jünger. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen (Joh 13,14). Viele leiten von diesem Beispiel Jesu die Anregung für heute ab: wir sollen einander nicht sosehr den Kopf waschen, nicht so sehr Kopf- und Gehirnwäsche betreiben, sondern mehr die Füße waschen.

Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.

Das zweite Bild zeigt Jesus, den Realisten

Jesus kennt den Ernst der Stunde, er verschließt nicht die Augen vor der Wirklichkeit. „Jetzt ist die Stunde da, jetzt hat die Finsternis die Macht.“ (Lk 22,53). Jesus sitzt mit seinen Jüngern zusammen, von denen er weiß, dass sie bald von ihm abfallen werden.

• Noch ehe der Hahn kräht, wird Petrus dreimal leugnen, Jesus zu kennen.
• Judas wird ihn bald verraten und an die Soldaten ausliefern.
• Alle Apostel außer Johannes werden den Kreuzweg Jesu von sicherer Entfernung mitverfolgen.

Jesus flieht nicht vor den Schwierigkeiten. Das heißt für uns: Leben wir mit beiden Füßen in der Welt, Weltflucht oder Scheuklappen sind keine Farbe des Abschiedsbildes Jesu.

Das dritte Bild zeigt einen betenden Jesus

In Lk sagt Jesus zu Petrus: Simon, Simon, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt.

In Joh sind überhaupt die letzten Worte Jesu beim Abendmahl ein langes Gebet. Jesus betet für sich, die Jünger und für die ganze Welt.

• Vater, die Stunde ist da, verherrliche deinen Sohn.
• Vater, bewahre die Jünger in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.
• Aber ich bitte nicht für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.

Auch im Ölgarten und am Kreuz wird Jesus beten und die Jünger auffordern zu beten. Die Aufforderung zum Gebet gilt auch für uns. Tertullian sagt: „Warum soll ich Gründe fürs Beten aufzählen. Wenn Jesus selber gebetet hat, ist klar, dass wir beten sollen.

Das vierte Bild zeigt einen Jesus, der für immer bei uns ist.

Jesus sagt beim Abendmahl sehr klar, dass er weiterhin der Emanuel, der Gott mit uns ist:

• Er blickt schon über den Tod hinaus und sagt: Aber nach meiner Auferstehung werde ich euch nach Galiläa voraus gehen.
• Bei Joh heißt es: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen (Joh 16,16)
• Die schönsten und bekanntesten Worte, dass Jesus bei uns bleibt, sind das Geschenk der Eucharistie mit den Wandlungsworten. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird. Wann immer ihr dies zu meinem Gedächtnis tut, bin ich mitten unter euch.

Beim letzten Abendmahl nahm Jesus von seinen Jüngern Abschied. Die Jünger werden Abschiedsbilder von Jesus in ihrem Herzen mitgetragen haben: das Bild des dienenden Jesus, das Bild von Jesus dem Realisten, das Bild vom betenden Jesus und von Jesus, der bei uns bleibt, besonders in der Hl. Messe.