Predigt Die Nuss knacken. Jahresschluss 2021

Predigt Die Nuss knacken. Jahresschluss 2021

Im Rückblick auf das Jahr 2021 ist mir der Gedanke gekommen, dass dieses Jahr einer Walnuss gleicht und manche Ereignisse wie das Knacken dieser Nuss waren. Schnell vorweg: Eine Walnuss enthält eine gute und gesunde Frucht. Auch das Jahr 2021 hatte viel Gutes. Aber jetzt der Reihe nach vom Baum, der Schale, der Frucht und vor allem der Kunst, eine Nuss zu öffnen.

Walnussbaum

In meinem Pfarrgarten in Innsbruck stand ein großer Walnussbaum. Bei Stürmen im Sommer fielen die ersten Früchte herunter. Die Nuss war zunächst noch eingepackt in eine grüne Schale. Die grüne Schale musste weg und dann die Nüsse gut getrocknet werden. Das ist der erste Schritt zur Ernte. Man kann die Früchte nicht sofort essen, das hätten wir gern, wie vieles im Leben auch. Wir sind in diesem reichen Land gewohnt, sehr schnell alles zu bekommen und sofort reife Früchte zu haben. Die Walnuss lehrt uns, dass dies nicht so selbstverständlich ist, aber gleichzeitig viel Gutes – wenn auch versteckt – da ist.

Schale der Nuss

Die Natur liefert uns mit der Schale der Walnuss auf jeden Fall eine besondere Verpackung. Ohne diese Schale würde die Frucht nie heranwachsen und reifen.

Die Farbe der Nuss ist eher unscheinbar, braun oder beige, an manchen Stellen schroff und kantig, mitunter voll Flecken oder Schmutz.

Das Jahr 2021 haben viele von uns als harte Nuss erlebt. Die harte Nuss waren schwer lösbare Probleme oder unzugängliche Menschen. Viele sind in diesem Jahr geworden und haben um sich einen Panzer gebildet. Die Frage ist berechtigt: Wie mit diesen harten Nüssen umgehen, die uns das Leben zumutet? Was tun, wenn das eigene Innenleben komplizierter und das Leben härter wird?

Frucht der Walnuss

Das Fleisch der Walnuss hat einen besonderen Geschmack. Viele mögen ihn, einige nicht. Auf jeden Fall sind Walnüsse gesund und helfen vorbeugend bei Herz- und Krebs- Erkrankungen (Walnüsse enthalten das Schlafhormon Melatonin und Omega-3-Fettsäuren). Darüber hinaus enthalten Walnüsse auch noch größere Mengen an Vitamin B6, das unsere Konzentration verbessert und uns vor Müdigkeit und Nervosität schützen kann. Da Walnüsse zudem einen hohen Zinkanteil haben, stärken sie auch unser Immunsystem.

Was ich damit sagen will: Das vergangene Jahr war nicht nur krank. Es hat uns viele neue Hilfen geschenkt. Wir haben hoffentlich auch gelernt, mit Schwierigkeiten und Krankheiten besser umzugehen.

Die Nuss knacken

Das Öffnen der Nuss ist wohl die wichtigste Lebenskunst. Dies ist gar nicht so einfach. Das Sprichwort "Diese Nuss muss erst geknackt werden" bedeutet, dass etwas schwierig ist und viel Geschick und Ausdauer erfordert.

Beim Öffnen der Walnüsse gibt es verschiedene Techniken:

• Die Nuss zertreten oder mit einem Hammer draufschlagen. Wir wissen alle, dass dann fast alles zermalmt ist. Es geht so schnell, dass wir etwas zertreten und mit dem Hammer draufschlagen. Allerdings hilft das nicht weiter, ganz im Gegenteil: Es liegen Brösel herum, die wir nicht genießen können.
• Ich öffne Walnüsse am liebsten mit einem Messer oder Nussknacker. Ich setze das Messer behutsam beim Spalt der beiden Schalenhälften an und trenne die beiden Schalenhälften.

Fein, wenn Menschen wissen, wie sie mit unseren harten Nüssen umgehen müssen und wo die Öffnungen für ein gutes Gespräch sind. Viele haben in diesem Jahr mehr Gespür entwickelt, wann und wo sich Menschen mit ihren Sorgen öffnen können.

• Manchmal öffne ich Nüsse auch, indem ich zwei Nüsse in die Hand nehme und gegen einander drücke.

Die Technik, eine Nuss zu öffnen, indem ich zwei Nüsse gegen einander drücke, zeigt mir, dass es nicht nur schlecht ist, wenn sich Menschen aneinander reiben. Ein Mensch ist immer noch etwas anderes als ein Hammer. Auseinandersetzungen helfen zur Klärung.

Segen zum Jahreswechsel

Die Frage bleibt: Warum sind heuer viele Menschen härter geworden und können ihren guten Kern nicht mehr zeigen? Wie kann es gelingen, dass sie Schutz erfahren und sich dann auch öffnen können?

Ein gesunder christlicher Glaube kann hier sicher weiterhelfen: Vor Gott brauche ich mich nicht zu verstecken, vor ihm benötige ich keine schützende Schale. Bei ihm muss ich nicht versuchen, mich ins rechte Licht zu setzen. Mögen andere mich verkennen und missverstehen, er nicht.

Alles, was zu mir gehört,

    lege ich Gott in deine Hände.

Alles Misslingen und alles Gelingen, alle Konflikte und alle Lösungen,

    lege ich Gott in deine Hände.

Alle Sorgen und alle Zuversicht, alle Traurigkeit und alle Freude,

    lege ich Gott in deine Hände.

Alle Ängste und allen Mut, alles Versagen und alle Liebe,

    lege ich Gott in deine Hände.

Nimm alles, jedes Licht und jeden Schatten.

Nimm alles auf in deine Ewigkeit.

Segne und heile es.

Schenke mir Kraft, Geduld und Hoffnung für das neue Jahr,

damit ich Tag für Tag dir mehr und mehr vertraue.